Mit Silber um den Hals: Yannic Seidenberg wird bei der Ankunft im Deutschen Haus umjubelt. Foto: Kneffel

Olympia: Wie Sascha Goc, Pat Cortina, Jürgen Rumrich und Co. das Finale erlebten. Mit Umfrage

"Wahnsinn! Gold wäre verdient gewesen. Aber das war trotz der unglücklichen Niederlage im Finale eine gigantische Leistung." Nicht nur Ex-Nationalspieler Sascha Goc war vom Auftritt der DEB-Auswahl bei den Olympischen Spielen begeistert.

Klar, dass Sascha Goc am frühen Sonntagmorgen mit Bruder Marcel, Spielführer der deutschen Nationalmannschaft, und Co. via Fernseher mitfieberte. "Nahezu die gesamte Familie war da", traute der Ex-Schwenninger Kapitän seinen Augen nicht, als Deutschland 56 Sekunden vor dem Ende gegen die Olympischen Athleten aus Russland (OAR) mit 3:2 führte. Und dies in Überzahl. "Schade, dass wir dann den Puck nicht in der gegnerischen Zone halten konnten. Zudem hatte ich auf ein Empty-Net-Tor gehofft", ärgerte sich Sascha Goc über den 3:3-Ausgleich von Nikita Gusew. "In der Overtime war es gegen die technisch starken Russen dann schwer", blickt Goc auf den 4:3-Powerplay-Siegtreffer von Kirill Kaprizow. "Klar, die Spieler werden jetzt erst einmal enttäuscht sein. Doch sie haben Großes geleistet. Sie haben mit dem Gewinn der Silbermedaille Geschichte geschrieben."

Nun freut sich Sascha Goc bereits auf den Mittwoch, wenn er nach dem längst ausverkauften Spiel zwischen den Wild Wings und Mannheim auf Adler-Stürmer Marcel Goc, ebenfalls mit Schwenninger Vergangenheit, treffen wird. "Das wird sicher emotional", ist sich Sascha Goc sicher. Bruder Marcel Goc realisierte nach der ersten Enttäuschung, dass "sein" Team in Deutschland immer der Goldmedaillengewinner der Herzen bleiben wird. "Je länger die Medaille um den Hals hängt, desto mehr kommt Stolz und Freude. Ich glaube, wir können aus dem Spiel rausgehen und sagen, wir haben Silber gewonnen." So sah es auch Yannic Seidenberg. "Wir waren so knapp davor, Gold zu gewinnen. Deswegen war es natürlich im ersten Augenblick extrem schmerzhaft, das mitzuerleben. Aber als die Medaillen rauskamen, war ich einfach nur unglaublich stolz, dabei gewesen zu sein und sie in der Hand zu haben", betonte der gebürtige Doppelstädter. "Wenn die Russen uns hier mit 7:1 nach Hause schicken, dann sagen wir in Ordnung. Aber wenn man so knapp an Gold dran ist..." Matthias Plachta, der dritte Nationalspieler mit Schwenninger Vergangenheit, trauerte dagegen zunächst der verpassten Chance nach.

Klar, dass sich nun die Verantwortlichen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) durch den großen Erfolg der Nationalmannschaft einen Schub für die höchste Spielklasse erhoffen. "Kurzfristig könnten mehr Zuschauer zu den letzten Hauptrunden- und zu den Play-off-Spielen in die Eishallen kommen. Mittelfristig wird es sich noch mehr zeigen, dass der seit einigen Jahren eingeschlagene Weg der DEL und des DEB – Stichwort Powerplay 2016 – ein guter ist", sagte Matthias Schumann, der DEL-Kommunikationschef, gegenüber unserer Zeitung.

Dies kann Pat Cortina nur unterschreiben. "Ich bin unglaublich stolz auf die gesamte Truppe. Da hat man gesehen, was mit Arbeit und der richtigen Einstellung alles möglich sein kann", lobt der Schwenninger Coach – und Vorgänger von Nationaltrainer Marco Sturm – die Spieler und das Coaching-Team. "Unglaublich. Wir waren sogar ab dem zweiten Drittel etwas besser als die Russen, ganz nahe an Gold. Die Spieler können stolz auf sich sein. Das war beste Werbung für das deutsche Eishockey", erhofft sich auch Jürgen Rumrich, der Wild-Wings-Manager und ehemalige Nationalspieler, durch die Silbermedaille weiteren Schwung für die DEL und den DEB.

Übrigens – der Schwenninger Kooperationspartner EHC Freiburg ist natürlich stolz darauf, dass Oleg Znarok, der OAR-Headcoach, von 1995 bis 2000 für die Wölfe stürmte. Und Sascha Goc? Der ehemalige Schwenninger Kapitän wünscht sich einfach, "dass nun viele Menschen, die sich zuvor nicht so mit Eishockey beschäftigt haben, gesehen haben, was für einen tollen Sport wir bieten".

Kurz nach dem Finale telefonierte Yannic Seidenberg bereits mit seinem Vater Detlef, der das Endspiel daheim in Pfaffenweiler am Fernseher verfolgt hatte. "Bei Yannic überwog schon wieder die Freude über die überragenden Leistungen. Ich werde ihn übernächste Woche in München besuchen", so das Familienoberhaupt.

Bei der Stadt Villingen-Schwenningen will man sich nun überlegen, wie Yannic Seidenberg als gebürtiger Doppelstädter geehrt wird. Ob es einen Empfang gibt – oder ein Schreiben der Stadt nach München – ließ Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt Villingen-Schwenningen, noch offen.

(gun). Wenn die Wild Wings am Mittwoch (19.30 Uhr) in der Helios-Arena auf Mannheim treffen, könnten auf Seiten der Adler mit Marcel Goc, Dennis Endras, Sinan Akdag, Markus Kink, Matthias Plachta und David Wolf gleich sechs Silbermedaillen-Gewinner auflaufen. Adler-Verteidiger Sinan Akdag hatte sich in Pyeongchang aber verletzt. "Es ist natürlich der Wahnsinn, dass unsere Olympia-Spieler schon wieder am Mittwoch aufs Eis müssen", sieht Sascha Goc in Sachen Frische dann einen Vorteil bei den Wild Wings. "Diese konnten zudem mit dem kompletten Team trainieren", betont der Ex-Kapitän der Schwenninger. "Natürlich könnte es ein Vorteil für uns sein. Dafür kommen aber die Mannheimer mit der Olympia-Euphorie zu uns. Wir schauen auf uns, bereiten uns intensiv auf dieses sehr wichtige und schwere Heimspiel vor", wartet Pat Cortina, der Schwenninger Coach, einfach ab, wie sich Plachta und Co. in der Arena präsentieren werden. Ähnlich sieht es Matthias Schumann, der DEL-Kommunikationschef. "Das sind alles Hochleistungssportler." Außerdem sei es aufgrund der Hallenbelegungen gar nicht möglich gewesen, den Spielplan kurzfristig umzugestalten. "Lieber mit einer Medaille später zurück, als eine Woche zuvor ohne Edelmetall", so Matthias Schumann weiter.