Amapola Schneider aus Villingen rührt unermüdlich die Werbetrommel für die Frauenquote, damit die noch immer überwiegend männlich besetzten Leitungsteams und Gremien ein Abbild der Gesellschaft werden. Foto: Birgit Heinig

Amapola Schneider ist bei den Freien Wähler engagiert. Nächstes Jahr tritt sie bei den Kommunalwahlen für den Kreistag an. Wichtig ist es ihr, dass junge Menschen in die Gemeinderäte kommen.

Amapola Schneider aus Villingen ist ein Beispiel dafür, dass Frauen alles schaffen können, was sie sich vornehmen. Um das auch an den effizienten Stellen zu tun, brauche es eine Quote, sagt sie.

Manche Kritiker, darunter auch Frauen, empfinden die Frauenquote allerdings „als Unverschämtheit“, weiß sie. Doch sie bedeute keine Abqualifizierung der weiblichen Leistungen, sondern sei ein einmaliges Hilfsmittel dafür, dass die noch immer überwiegend männlich besetzten Leitungsteams und Gremien endlich ein Abbild unserer Gesellschaft werden, „die schließlich auch zur Hälfte aus Frauen besteht“, sagt die 61-Jährige. Als Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) hat sie deshalb den Antrag auf eine Frauenquote bei der nächsten Wahl gestellt – doch der wurde abgelehnt.

Ausbildung zur Friseurin

Amapola Schneider kam in Pforzheim als Tochter spanischer Eltern zur Welt. Da ihr Vater Uhrmacher war, führte die Familie ein unstetes Leben mit vielen Umzügen. Die ersten drei Jahre verbrachte sie bei den Großeltern in Spanien, ging dann in Tiengen in den Kindergarten, in Kolbingen in die Grundschule und besuchte in Trossingen die Realschule. Die Ausbildung zur Friseurin absolvierte sie in Villingen beim einstigen Salon Grüninger, bei dem sie eine Ausbildung erfuhr, die sie heute noch schwärmen lässt.

Zwei Betriebe geführt

In München ließ sie sich zusätzlich zur Kosmetikerin ausbilden und wurde hernach zur Geschäftsführerin des Villinger Salons Homburger bis zu dessen Schließung 1987. Amapola Schneider machte sich mit einem Friseur- und Kosmetiksalon in der Hammerhalde selbstständig. 1993 vernahm sie den Ruf des Königsfelder Fewotels und übernahm die Leitung der Schönheitsfarm. Drei Jahre lang führte sie zwei Betriebe, gebar 1988 ihre Tochter und merkte dann: Das alles ist zuviel!

Ihren eigenen Salon gab sie auf, ohne zu ahnen, dass 2002 das Ende des Fewotels kommen sollte. Längst hatte sie da nebenberuflich eine weitere Ausbildung in Psychotherapie absolviert. Bei der „Körperarbeit“ an ihrer Kundschaft hatte sie nämlich eine überraschend weit verbreitete seelische Not erkannt und wollte Verständnis und Wissen erlangen, um damit professionell umgehen zu können.

Nach dem Aus der Schönheitsfarm holte sie sich Hilfe bei der Handwerkskammer – „Frau und Beruf“ – und bekam zu hören, dass sie der ideale Coach sei. Sie ließ sich in Konstanz ein weiteres Mal ausbilden, setzte zusätzlich noch den Schwerpunkt Kommunikation und ging 2004 mit eigener Praxis als integrativer Coach an den Start. Sie betreut Unternehmen und Schulen, kittet Ehen, rettet Freundschaften und berät Einzelpersonen.

Lebenslanges Lernen

Lebenslanges Lernen ist für Amapola Schneider nicht nur ein Schlagwort. So beschäftigte sie sich auch mit der psychologischen Architektur, weil sie bei ihrer Arbeit erkannt hatte, wie sehr sich die Gestaltung von Räumen auf das Seelenleben und die Entwicklung ihrer Bewohner auswirkt.

Zum Jahrtausendwechsel erreichte sie die Anfrage, ob sie auf kommunaler Ebene nicht für die Freien Wähler (FW) kandidieren würde. Sie zögerte, doch dann dachte sie an das Familienmotto: Trage da, wo du bist, Verantwortung. Inzwischen ist sie Vorsitzende des FW-Kreisverbandes, sitzt im Regionalrat und engagiert sich dort im Verwaltungs-, Wirtschafts- und Verkehrsausschuss. Das bisherige Fazit ihrer politischen Arbeit lautet: Nur der Wandel bringt Erfolg.

Und der sollte sich stets von innen nach außen vollziehen. Daher plädiert sie auch dafür, dass in die Stadträte immer wieder junge Menschen gewählt werden. Um diese für ein so verantwortungsvolles Amt im Dienste der Gesellschaft zu gewinnen, sollten die Sitzungen erst nach Feierabend stattfinden, und auch eine Bezahlung fände Amapola Schneider „fair“. Es liegt auf der Hand, dass sich die Regionalrätin indes eher für Kreisthemen interessiert, und sie wird bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr für den Kreistag kandidieren. Die Frauenquote ist für die Freien Wählern dabei eine Selbstverständlichkeit.