Franziska Dieterich freut sich auf ihr neues Amt. Foto: Kötting

"Ich habe wohl mal unvorsichtigerweise eine Bemerkung fallen lassen über meinen juristischen Hintergrund", sagt Franziska Dieterich mit einem Lachen. Und schon war die Volljuristin eine gefragte Beraterin für den Verein Berneuchener Haus.

Sulz - Als Trägerverein leitet dieser die Geschicke des Einkehr- und Tagungshauses in Sulz. Nun ist die 58-Jährige zur neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt worden. "Bei der Entscheidung, dieses Ehrenamt zu übernehmen, war es mir wichtig, alle Menschen und Gremien auf dem Kirchberg hinter mir zu wissen. Ich freue mich auf die Aufgabe, aber ich weiß, dass das kein Amt ist, wo man sich nur ein oder zwei Mal im Jahr hinstellt und eine Rede hält, sondern hinter dem mehr steckt."

Studierte in Würzburg und Tübingen Jura

Franziska Dieterich wurde 1963 in Ludwigsburg geboren, besuchte im benachbarten Markgröningen die Schule und studierte in Würzburg und Tübingen Jura. Nach dem zweiten Staatsexamen arbeitete sie 15 Jahre in der Versicherungswirtschaft, danach elf Jahre im Stabsbereich Recht der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). In Folge war sie bei der Landesinvestitionsbank Sachsen-Anhalt tätig. Aktuell ist sie Referentin Baurecht bei der Hamburger Hochbahn. Nächste Station wird wieder die SSB in Stuttgart sein.

Zum Jahreswechsel 2016/2017 war Dieterich das erste Mal im Kloster Kirchberg. "Ich wollte den Jahreswechsel ruhig und etwas stiller, aber dennoch in Gemeinschaft verbringen. Das Angebot des Kirchbergs hat mich angesprochen – und ich habe gebucht. Das Haus mit seinem ökumenischen Gedanken hat mir gleich gefallen; dass die Menschen dort abgeholt werden, egal, wie sie zum Glauben stehen. Das Haus hat einen besonderen Geist und bringt die Menschen zusammen. Ganz gleich, ob die Gäste alleine oder als Paar gekommen sind: Alle haben sich miteinander unterhalten."

Glauben mit all seinen Facetten leben

Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr auch das Singen mit dem damaligen Kantor David Bosch. "Ich habe schon als Kind gerne gesungen und Geige gespielt. Das Singen in der Gemeinschaft auf dem Kirchberg hat mir sehr gut getan." Und was die beruflich stark engagierte Frau ebenfalls bei ihrem ersten Aufenthalt im Berneuchener Haus feststellte: "Hier kann man den Glauben mit all seinen Facetten leben und den Kopf freibekommen."

Fortan kam Dieterich öfter ins Berneuchener Haus – als Einzelgast und zu Veranstaltungen. Irgendwann traf sie auf den damaligen kaufmännischen Leiter des Hauses, Lothar Hölzle, und den Schatzmeister des Vereins, Harald Nier. Das Angebot Franziska Dieterichs, dem Haus – immer mal wieder – in rechtlichen Belangen beratend zur Seite zu stehen, nahmen die beiden dankbar an. Immer wieder und immer öfter. Dieterich wurde Mitglied im Verein und als man schließlich auf der Suche nach einem neuen Vorsitzenden war, nahm sie die Herausforderung dieses Ehrenamts an.

Lebensentwurf passt nicht ins Schema

"Ich hoffe", sagt sie, "dass für die künftige Arbeit im Haus die Kontinuität und ein Stück Neuanfang nebeneinander liegen." Obwohl evangelisch getauft und konfirmiert, hatte Dieterich lange Zeit nicht viel mit Kirche zu tun. "In den 1990er-Jahren bin ich wieder öfter in die Kirche gegangen und war in einem offenen Gesprächskreis aktiv." Aber in das althergebrachte Schema der meisten Kirchengemeinden, sagt sie, passt sie mit ihrem Lebensentwurf nicht so recht. "Ich habe keine Kinder, bin beruflich sehr engagiert. Das klassische Kirchengemeindemitglied, das Kuchen für den Altennachmittag backt, das bin ich einfach nicht."

Es gibt keine nüchternen Wortgottesdienste im Kloster Kirchberg

Und dann ist da noch etwas, was sie am geistlichen Leben im Kloster Kirchberg schätzt: "Das Evangelische ist oft so pietistisch, so trocken. Hier auf dem Kirchberg gibt es keine nüchternen Wortgottesdienste, es wird die evangelische Messe gefeiert und die Tagzeitengebete geben einem die Gelegenheit, mit anderen zusammen zu beten und zu singen. Das gefällt mir."

Nicht nur durch den Vereinsvorsitz hat sich Dieterich nun auf eine engere Bindung zum Kloster Kirchberg eingelassen, sie strebt auch die Mitgliedschaft in einer der drei Berneuchener Gemeinschaften, der Gemeinschaft St. Michael an. Aktuell hat sie noch einen Gaststatus. "Dass man sich dort ›Geschwister‹ nennt, ist für mich von Bedeutung. Man ist auf eine besondere Weise – als Geschwister im Glauben – verbunden, man geht miteinander den Weg und unterstützt sich."