Der Vortrag über den Wolf stieß auch in der Silberdistelhalle Egenhausen auf Interesse, besonders bei den Erzieherinnen in den ersten Reihen. Foto: Köncke

Experte Peter Sürth hält Vortrag in der Silberdistelhalle. Zahlreiche kritische Fragen.

Egenhausen - Reißt der Wolf nicht nur Schafe, Rehe und Wildschweine? Sind Kinder in Gefahr? Wildtierexperte Peter Sürth aus Forbach-Herrenwies klärte bei seinem Vortrag über das Raubtier in Egenhausen auf.

Was passiert, wenn das Raubtier plötzlich vor der Waldkindergartengruppe auftaucht? Die Befürchtungen der Eltern müsse man ernst nehmen, nannte Bürgermeister Sven Holder einen der Gründe, weshalb Peter Sürth zu einem Vortrag in die Silberdistelhalle eingeladen wurde. In den ersten Reihen saßen Erzieherinnen aus Egenhausen, Altensteig und Simmersfeld, die das Thema auch beruflich interessierte. Der Biologe aus Herrenwies konnte sie beruhigen: Angst müsste man vor dem Wolf schon deshalb nicht haben, weil im Schwarzwald genügend andere Nahrungsquellen verfügbar seien. Außerdem sei der Wolf meistens nachts auf Beutejagd unterwegs. Allerdings sollten möglichst keine Essensreste vor der Waldhütte auf dem Boden liegen. "Das könnte ihn anlocken.".

100 Zuhörer zeigen Interesse

Auf lange Ausführungen zu dem Thema verzichtete der Wildtierexperte. Lieber wollte er auf Fragen der rund 100 Zuhörer eingehen. Und die wurden reichlich gestellt. Anders als beim Vortrag am 15. Juni im Simmersfelder Kursaal, als seine Äußerungen von Zuhörern lautstark in Zweifel gezogen und als zu einseitig empfunden wurden, verlief die Diskussion in der Silberdistelhalle sachlich.

Ob das Raubtier in jüngster Zeit erneut im Großraum Altensteig gesichtet wurde, diese Frage konnte der Wolfsforscher nicht beantworten, er sei erst vor wenigen Tagen von einem mehrwöchigen Aufenthalt aus den rumänischen Karpaten zurückgekehrt, um das Verhalten der dort lebenden Bären zu dokumentieren.

Laut Statistik leben in Spanien rund 2000 Wölfe, in Italien zwischen 1000 und 2000 und in Deutschland 800 bis 1000, darunter 60 Rudel. Man müsse laut Sürth davon ausgehen, dass die Population zunimmt und sich auch im Schwarzwald in absehbarer Zeit ein oder mehrere Rudel heimisch fühlen, weil es hier viele Nahrungsangebote gebe – nicht nur Rehwild, Wildschweine, Hasen und Schafe. "Er frisst auch Aas und Obst".

Raubtier legt weite Strecken zurück

Mitunter würden Wölfe weite Strecken – "bis zu 1000 Kilometer" – zurücklegen. Eingewandert seien sie unter anderen aus Westpolen und Slowenien. Der Wolf, der am 30. April auf einer Weide zwischen Bad Wildbad und Enzklösterle viele Schafe gerissen oder in den Tod getrieben habe, stamme aus Niedersachsen, habe man herausgefunden. Kann es sein, dass dieser Rüde für immer im Kreis Calw/Freudenstadt bleibt? Nicht nur die Verfügbarkeit von Nahrung spiele eine Rolle, sondern ob er einen Geschlechtspartner findet, um sich zu vermehren. Wenn nicht, könne es durchaus sein, dass er weiterzieht, vermutet der Wolfsforscher. Dabei komme es schon mal vor, dass bewohnte Kulturlandschaften durchquert werden.

Was passiert, wenn ich mit meinem Hund durch den Wald streife und einem Wolf begegne? Normalerweise würde der sich zurückziehen "außer er wird von einem freilaufenden Hund gejagt". Und wenn das Raubtier lang nichts gefressen hat? Dann könne es sein, dass der Wolf ein Pferd oder ein Rind angreift.

Zum Schluss seines Vortrags, der mit Aufnahmen und selbstgedrehten Videos von Wölfen in freier Wildbahn illustriert wurde, gab Sürth noch Empfehlungen, wie man Weidetiere schützen könne. "Am besten mit einem 1,05 bis 1,20 Meter hohen, elektrisch geladenen Zaun".

Bürgermeister Holder bedankte sich auch im Namen seines Amtskollegen Jochen Stoll aus Simmersfeld für vielfältige Informationen und überreichte einen Geschenkkorb.