Kreisjägermeisterin Elke Marko mit dem Referenten Peter Niethammer Foto: Rau Foto: Schwarzwälder Bote

Nachsuche: Jagd-Experte Peter Niethammer lässt in Rotfelden andere Jäger an seinem Erfahrungsschatz teilhaben

Der große Saal im Freizeitpark Rotfelden war bis zum letzten Platz besetzt – viele Jäger und Interessierte aus dem Kreis Calw waren der Einladung der Kreisjägervereinigung gefolgt, um von Peter Niethammer Einblicke in seine Arbeit sowie wertvolle Informationen und Tipps zu erhalten.

Ebhausen. Der seit über zehn Jahren vom Landesjagdverband anerkannte Nachsuchenführer Peter Niethammer ist nicht nur ein erfahrener Jäger, sondern auch ein Hundeführer mit einer wohl beispiellosen Erfahrung. In seiner Freizeit ist er im weiten Umkreis mit seinen erfahrenen Schweißhunden unterwegs, um durch Unfälle oder misslungene Schüsse verletzte Wildtiere zu suchen und ihnen gegebenenfalls Qualen zu ersparen. "Schweiß" ist in der Fachsprache der Jäger das Blut des Wildes.

Wie Niethammer verdeutlichte, werden Schweißhunde heutzutage jedoch kaum mehr auf einer aus Blutströpfchen erzeugten künstlichen Wundfährte ausgebildet, weil verletzte Wildtiere zuweilen nur sehr wenig Blut verlieren, wenn sie das Weite suchen. Deshalb verspricht eine Ausbildung der zu solchen Nachsuchen geeigneten Jagdhunde auf einer blutfreien "Wundfährte" letztlich mehr Erfolg, weil sie die Jagdhunde zu Höchstleistungen bringt, das Erlernte andererseits aber auch immer eingeübt werden muss, wenn man – wie die meisten Jäger – nur hie und da einmal problematische Nachsuchen hat.

Niethammer wird mit seinen Hunden indes meist erst gerufen, wenn es sich um mutmaßliche Problemfälle handelt. Dann ist er oft stundenlang mit einem Hund und gegebenenfalls auch mal einem zweiten Hund in irgendwelchen meist völlig unbekannten Gefilden unterwegs und versucht, die verletzten Tiere zu finden und sie zu "erlösen".

In der weit überwiegenden Zahl der Fälle gelingt dies auch, wobei Märsche bis zu 16 Kilometern Länge quer durch die Botanik durchaus vorkommen können und sowohl den Hunden als auch ihrem Führer trotz des immensen physischen und psychischen Leistungsvermögens manchmal – zuweilen auch in der Dunkelheit – alles an Reserven abverlangen.

Es gibt immer weniger entsprechend ausgebildete Jagdhunde und nur sehr wenige Jäger wie Peter Niethammer, die zu jeder Zeit erreichbar sind, um im Bedarfsfalle mit ihrem Hund Hilfe zu leisten, und Nachsuchen durchzuführen. Dass dieses Engagement mit erheblichen Gefahren für sich selbst wie auch für die Hunde verbunden ist, schilderte Niethammer lebhaft. Gerade die Nachsuche auf Wildschweine ist gefährlich: blitzschnell kann ein Wildschwein den Jagdhund oder auch den Nachsuchenführer angreifen und mit seinen Hauern Mensch wie Hund aufschlitzen.

Engagement reiß großes Loch in die Kassen

Niethammer legte dar, welch kleines Vermögen er Jahr für Jahr für diesen aktiv und bis an die äußersten Leistungsgrenzen gelebten Tierschutz liegen lässt. Für Fahrtkosten, für tierärztliche Behandlungen von Verletzungen seiner hoch spezialisierten Hunde, für dies und für jenes. Von seiner Freizeit ganz abgesehen. Dieses immense Engagement reißt trotz gewisser Versicherungsleistungen und dankender Zuwendungen der Jäger, die seine Expertenfähigkeiten in Anspruch nehmen, Jahr für Jahr ein mehrere tausend Euro großes Loch in seine Kassen.

Gleichwohl war es das Ziel Niethammers, wieder mehr Jäger zu inspirieren und sie dafür zu begeistern, sich der mühevollen aber lohnenden Arbeit zu unterziehen, einen Jagdhund so auszubilden, dass er die "Schweißarbeit" zwar nicht auf dem Expertenniveau eines bestätigten Nachsuchenführers, aber dennoch auf einem brauchbaren Niveau leisten kann und dadurch die Hinzuziehung von Experten infolge der Schulung von Mensch und Hund weniger häufig erforderlich wird.

Insofern kündigte er einen viertägigen Ausbildungskurs an, mit dem er jüngeren Jagdhunden und ihren Führern eine Grundlage geben will, mit dem überwiegenden Teil solcher Fährten selbstständig mit ihren Hunden arbeiten zu können, aber auch rechtzeitig zu erkennen, wo weitere Eigenversuche mehr schaden als nutzen würden.