Unappetitlich sieht der Stauraum vor dem Sportplatzwehr aus. Algen und Fäulniserscheinungen tun der Wasserqualität nicht gut. Foto: Schönfelder Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Umweltamt besteht auf Durchsetzung Brüsseler Richtlinie / Anwohner fürchten Hochwasser

Kein Thema wird in Dunningen derzeit so emotional diskutiert, wie der drohende Rückbau des sogenannten Sportplatzwehrs an der Eschach. Die Anwohner fürchten Hochwasser, wenn die Anlage nicht mehr existiert.

Dunningen. Das Interesse war groß, als sich der Gemeinderat am Montagabend mit der verfahrenen Situation beschäftigte. Wegen des zu erwartenden Andrangs tagte das Gremium in der Cafeteria im Haus am Adlerbrunnen. Die Diskussion ging hin und her. Zeitweise brandeten die Emotionen bei den Betroffenen hoch.

Konzilliant, gleichwohl hart in der Sache gaben sich die Vertreter des Umweltschutzamtes, die der Brüsseler Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Geltung verschaffen müssen. Viele Gründe für den Abbau der Sperranlage und keine wirklichen Alternativen, so stellte dessen Leiter Klaus Gaiselmann die Situation dar. Laut Gaiselmann trägt das Wehr sogar zu einer Verschlechterung der Wasserqualität bei. Im Stauraum vor dem Wehr komme es zu Fäulnis und Algenbildung. Und da dieser Stauraum sich schnell auffülle, sei er auch kein wirklicher Hochwasserschutz. Dies habe ein gründliches Monitoring vor Ort ergeben.

Das Wehr verhindere sogar die in der Richtlinie geforderte Durchlässigkeit des Flusslaufes für Lebewesen, neben der Wasserqualität das oberste Ziel der Richtlinie. Allerdings räumte er ein, dass die Hochwasserproblematik des Anwesens von Walter Kammerer zu verbessern sei. Das Amt geht davon aus, dass das Wehr bei den sogenannten zehnjährigen oder sogar hundertjährigen Hochwassern keinen Schutz bietet. Die Hochwasserwelle gehe nach dem Füllen des Stauraums einfach darüber hinweg.

Planer Peter Neff vom Ingenieurbüro BIT hatte sich zum Thema Hochwassergefährdung im Auftrag der Gemeinde Gedanken gemacht. Er sieht eine mögliche Lösung der Problematik nach Abbau des Wehrs in der "Aktivierung" von Überschwemmungsflächen im Bereich der sogenannten Käferbrücke. Wenn das Wehr erhalten bleibe, müsse ein funktionierender Fischpass gebaut werden. Hinter allem stehe allerdings die Frage der Wirtschaftlichkeit. Hochwasserschutz koste viel Geld.

Anlieger Walter Kammerer entdeckte in den Berechnungen des Umweltamtes "viel Theorie", die mit der Realität nicht viel zu tun habe. Viele Anlieger seien von einem Rückbau des Wehrs direkt betroffen. Zur Hochwassergefahr merkte Kammerer an: "Das Wehr wird uns immer schützen." Es könne dazu dienen, den Zufluss in den Unterlauf zu drosseln. Letztendlich seien die Berechnungen zu den verschiedenen möglichen Hochwassern statistische Werte. Zählbar ist für ihn die tagtägliche Erfahrung mit dem Wehr, und die sei gut.

Auch Roland Fischinger vom Nabu konnte den vom Umweltamt diagnostizierten Zustand der Eschach so schlimm nicht finden. Die Eschach habe an vielen Stellen ein Algenproblem. Er appelierte an das Umweltschutzamt, bei seiner Entscheidung alle Interessen einzubeziehen. Auch der Fußballverein und der Angelsportverein sahen im Rückbau des Wehrs keine grundlegende Verbesserung. Wie Sportangler Gerhard Jäckle berichtete, machten sich die Fische wenig aus der schlechten Wasserqualität im Stauraum vor dem Wehr.

Rainer Pfaller fragte sich, ob es angesichts der Richtlinie überhaupt eine Alternative zum Rückbau gebe. Klaus Gaiselmann konnte sich keine denken. Inge Erath sah die Anlieger dagegen "potenziell gefährdet".

Petra Lainer vom Umweltschutzamt entlarvte den Sinn der Veranstaltung: "Wir wollen nicht willkürlich handeln, es ist gut, dass Sie ihre Einwände vorbringen, aber wir müssen die Richtlinie umsetzen." Elsbeth Mauch brachte es auf den Punkt: "Im Grunde gibt es nur zwei Argumente. Das der herzustellenden Durchlässigkeit der Eschach und die Interessen der Anwohner."

Bürgermeister Peter Schumacher gab sich kämpferisch. Er traue den Anwohnern das Gespür für das Wehr zu. Man werde die Entscheidung des Amtes abwarten. Dann werde man gegebenfalls Einspruch einlegen oder vielleicht sogar den Klageweg beschreiten, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dem Sportplatzwehr an der Eschach in Dunningen droht der Rückbau. Die Anlieger der Eschach sind entsetzt, denn sie sehen das Sperrwerk seit Jahrzehnten als bewährten Hochwasserschutz. Das Umweltschutzamt hält es dagegen für ziemlich nutzlos. Es muss eine europaweite Richtlinie umsetzen, und das scheinbar um jeden Preis. Aber was in Brüssel gut gemeint ist, muss vor Ort nicht zwangsläufig richtig sein. Das Ziel, naturnahe Flüsse, in denen sich die Fische gern tummeln, ist an sich lobenswert. Nun aber steht das Bauwerk den hehren Zielen des Umweltschutzes im Weg. Also weg damit, notfalls per Anordnung. Das Umweltschutzamt zeigt sich scheinbar gesprächsbereit. Amtsleiter Klaus Gaiselmann gibt den geduldigen Zuhörer, rückt dabei aber keinen Millimeter von seinem Vorhaben ab. Soll so ein echter Dialog mit den betroffenen Bürgern entstehen, wenn man alle anderen Lösungen gleich ausschließt? So missrät eine Gemeinderatssitzung zur Show-veranstaltung, die niemand nutzt.