Die mehr als 100 Musiker bieten in der Kirche ein beeindruckendes konzert zwischen Klassik und Populärmusik. Fotos: Rudolf Foto: Schwarzwälder Bote

Sinfoniekonzert: Musikschule und Musikverein musizieren mit Maria-Elisabeth Lott

110 Musiker waren am Samstag im Chor der St. Martinskirche Dunningen versammelt beim gemeinsam gestalteten Sinfoniekonzert von Musikverein und Musikschule.

Dunningen. Erstmals wurde mit diesem außergewöhnlichen Konzert die Idee verwirklicht, dass sich die "String Club Players" unter Leitung von Gudrun Lott und das Blasorchester des Musikvereins, geleitet von Michael Koch, zu diesem gemeinsamen Projekt zusammentaten.

Dass die Zuhörer in Dunningen ein Konzert der höchsten Qualität erwarten durften, war durch die Mitwirkung der inzwischen national und international bekannten und vielfach preisgekrönten Violinsolistin Maria-Elisabeth Lott garantiert. So standen mit Vater Thomas Lott drei Mitglieder der Musikerfamilie an vorderster Front.

Eröffnet wurde das stilistisch vielseitige Konzert durch die jungen Streicher der String Club Players. Sie entfachten mit dem feurigen "Carribean Dance" aus Jamaica mit seinen synkopierten Rhythmen den musikalischen Funken und übertrugen ihr rhythmisches Temperament unter der flexiblen Zeichengebung der Dirigentin vom ersten Moment an auf die Zuhörer. Leicht und unbeschwert warfen sich tiefe und hohe Stimmen die musikalischen Bälle bei dieser Tanzmusik zu. Karibisches Flair strahlte auch der folkloristische "Mango Walk" aus.

Nicht weniger rhythmisches Feeling lag dem "Ungarischen Tanz Nr. 5" von Johannes Brahms zugrunde. Wie ein heißer Sturm erfasste die mitreißende Melodik die Spieler mit ihrer typisch ungarischen Klangfärbung, bald passioniert, bald melancholisch, bald heiter, bald dramatisch.

Mit dem Walzer "Les Patineurs" von Emile Waldteufel nahm das Streichorchester die Besucher mit schwungvollen Takten mitten hinein in Wiener Walzerseligkeit. Mit kreisenden Figuren und großem Gestus erweckten die Spieler die Vorstellung eines Ballsaals mit tanzenden Paaren.

Musik verbindet

Namens des Musikvereins Dunningen begrüßte die neue junge Vorsitzende Lina Thiesen das Publikum. Sie sprach die verbindende Kraft der Musik als universelle Sprache über alle Grenzen hinweg.

Mit zartem Flötenklang eröffneten die Holzbläser des Musikvereins ihr Programm. Im Zentrum der Komposition "The Way old Friends do" von Benny Anderson stand eine von Hörnern vorgestellte hehre Melodie zur Verherrlichung der Freundschaft. Das Gesamtorchester plus Rhythmusgruppe nahm das Thema auf und erfüllte mit seinem immer dichter werdenden Klang den gesamten Kirchenraum. Paukenwirbel und Beckenschläge begleiteten das Finale. Beim Titel "Theme from Schindler’s List" von John Williams stand erstmals die Violinsolistin Maria-Elisabeth Lott im Chor. Mit ihrem ausdrucksvollen Spiel voller Wehmut und Trauer und doch großer Schönheit versetzte sie die Zuhörer in die Leidenszeit der jüdischen Menschen im Holocaust. Tiefe Tenor- und Bassbläser begleiteten ihre expressive Melodik. Sie bewies neben ihrer ergreifenden Ausdrucksgestaltung auch eine hohe technische Meisterschaft.

Große Meisterschaft

Höchste Meisterschaft bewies die hochtalentierte Violinsolistin indessen beim 3. Satz des Violinkonzerts Nr.1 g-moll op.26 von Max Bruch, einem Virtuosenstück par excellence, das seine Brillanz bis zur Gegenwart bewahrt hat. Dieser Finalsatz raubte mit seinen Doppelgriffen, Flageolette-Effekten, Lagewechseln, Glissandi und rasanten Auf- und Abstiegen den Zuhörern schier den Atem.

Die jubelnden Klänge der Violine wurden vom (etwas verkleinerten) Orchester mit Pizzicato begleitet. Bald trat das Orchester in Dialog mit der virtuosen Solovioline, die in herrlichen Sequenzen nach oben strebte. Immer mehr steigerte sich der Klang mit herrlichen Kadenzen und virtuosen Figuren bis zum Jubel des rasanten Finale, in das auch die Bläser einstimmten. Grandioser Applaus der Zuhörer folgte.

Die Interpretin antwortete mit einer "kleinen" Zugabe in Form des Rezitativs "Scherzo Caprice" von Fritz Kreisler. Allein spielend in der stillen Kirche führte die Künstlerin den Bogen wieder meisterhaft, verzauberte die Zuhörer mit Läufen, Sequenzen und Arpeggien, dass sie sich selbst zu übertreffen schien.

Einer besonderen Herausforderung stellte sich das gemeinsame Orchester mit dem "Boléro" von Maurice Ravel. Thomas Lott verglich die 169-malige Wiederholung des einen Themas mit einer Karawane, die in immer gleichem Rhythmus über die Wüste zieht. In der Tat lebte das Stück von der genialen Orchestrierung, von der raffinierten Steigerung der Dynamik vom Pianissimo zum Fortissimo, von den herrlichen Klangfarben der Holz- und Blechblasinstrumente, vom souveränen Solospiel der Register. Immer stärker verdichtete sich der Klang, bis schließlich auch die Streicher das Thema aufnahmen und die tiefen Bläser einen harmonischen Background herstellten. Beim vollen Klang des Tutti mit den Seufzerfiguren der Tubas schien die Kirche regelrecht zu beben. Die Zuhörer applaudierten mit stehenden Ovationen. Michael Koch dankte in seinem Schlusswort für das "wunderbare Erlebnis". Die Idee der langjährigen Musikvereinsvorsitzenden Bärbel Kimmich war zum Erfolg geworden.