Die Zeiten sind schwierig; trotzdemlässt sich das „Drehpunkt“-Team in Stetten a. k. M. nicht entmutigen. Foto: Susanne Grimm/Susanne Grimm

Nachdem die Drogeriemarktkette Schlecker 2012 Insolvenz angemeldet hatte, eröffneten die bisherigen Mitarbeiterinnen Andrea Straub, Karin Beck und Erika Kleiner in Stetten ihre Drogerie „Drehpunkt“. Die wird nun zehn Jahre alt.

Sie standen vor dem Nichts. Die Schlecker-Pleite hatte Andrea Straub, Karin Beck und Erika Kleiner wie so vielen ihrer Kolleginnen den beruflichen Boden unter den Füßen weggezogen. Doch die bisherigen Stettener „Schlecker-Frauen“ ließen sich nicht unterkriegen. Sie nahmen die Anregung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di an, beschritten den steinigen Weg in die Selbstständigkeit und eröffneten 2013 in den Räumen des früheren Schlecker-Marktes unter dem Namen „Drehpunkt“ eine eigene Drogerie – wobei das zum „q“ gespiegelte „p“ im Schriftzug versinnbildlichen sollte, „dass sich was gedreht hat“.

„Es war nicht leicht bis hierher“, sagt Andrea Straub, die ehemalige Schlecker-Filialleiterin, „und es wird immer schwieriger.“ Acht Geschäfte waren nach der Schlecker-Pleite eröffnet worden, um das Erbe anzutreten – der Stettener „Drehpunkt“ ist das einzige, das noch existiert. Derzeit kaufen täglich zwischen 70 und 80 Kunden in der Drogerie ein, „wir bräuchten aber mindestens 100 bis 110, um im grünen Bereich oder zumindest im Grenzbereich zu bleiben“. Straub und Karin Beck, einstige Schlecker-Verkäuferin und heutige „Drehpunkt“-Mitinhaberin, sind ihren treuen Stammkunden, die das Vor-Ort-Angebot und den angebotenen Service zu schätzen wissen, sehr dankbar. „Sie haben in den vergangenen zehn Jahren treu zu uns gehalten“, betont Straub. Aber: „Wir können nur neue Ware einkaufen, wenn sie auch Absatz findet. Die meisten unserer Lieferanten wollen gleich nach der Anlieferung die Rechnung beglichen haben“.

Prosit auf den „Drehpunkt“: Er behauptet sich bereits ein Jahrzehnt lang ... Foto: Susanne Grimm

Das Unternehmerinnentrio will sich keiner Untergangsstimmung hingeben: „Wir lieben unseren Laden und haben Lust weiterzumachen – wenn möglich bis zum Rollator!“ Straub und Beck sind kreativ und bereit, Neues zu erproben; sie haben den Schreibwarenbereich mit Bastelpapieren und ähnlichem erweitert und hochwertige Naturkosmetik eingeführt. „Wir rüsten weiter auf.“

.. und  es sollen noch viele weitere  Jahre hinzukommen. Foto: Susanne Grimm

Indes verhehlen sie nicht, dass ihr kleiner Laden mit seinem geringen Warenumschlag preislich nicht mit den Großen mithalten kann. Das zehnjährige Bestehen nehmen sie zum Anlass, an jene Solidarität zu erinnern, die sie und ihre Kolleginnen im Jahr 2012 erfuhren, als es darum ging, einen neuen Drogeriemarkt auf die Beine zu stellen. „Diese Solidarität und Unterstützung brauchen wir weiterhin, um unseren Beitrag zur Vielfalt des Stettener Warenkorbs leisten zu können“, sagt Karin Beck Beck. „Unser Laden lebt und stirbt mit den Leuten.“ Und Andrea Straub ergänzt: „Wir sind nichts ohne unsere Kunden!“