Keine Durchfahrt: Das Ortsausgangsschild von Würzbach weist seit Montag auf die Sperrung hin. Foto: Klormann

Richtung Agenbach ist in den kommenden Wochen kein Durchkommen. Doch wieso ist Bäume zu fällen im Wald erlaubt, während es von Ende Februar bis Oktober überall anders verboten ist? Und was bedeutet es, wenn durch die Arbeiten die Wälder „stabilisiert“ werden?

Seit Montagmorgen ist Oberreichenbachs Ortsteil Würzbach gewissermaßen eine Sackgasse – zumindest in eine Richtung. Denn vom 21. August bis 10. September ist die Kreisstraße 4325 zwischen Würzbach und Agenbach voll gesperrt.

Grund für die Sperrung, so heißt es in einer Mitteilung von Forst BW, sind Holzerntemaßnahmen im angrenzenden Wald „zur Pflege und Stabilisierung der Waldflächen sowie Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit“.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Wo verläuft die Umleitung während der Sperrung?

Der Verkehr wird in beiden Fahrtrichtungen über die K 4325 und L 346 (Oberreichenbach), die B 296 (Calmbach), die B 294 (Kleinenztal) und schließlich die K 4560 (Agenbach) umgeleitet, teilt Forst BW mit.

Heißt es nicht immer, dass nur von Oktober bis Ende Februar Bäume und Büsche gefällt oder gerodet werden dürfen?

Dieser Zeitraum, so berichtet Patrick Bauer von Forst BW auf Anfrage unserer Redaktion,leite sich aus dem Bundesnaturschutzgesetz ab – und gelte allerdings nur Gebiete, die außerhalb von Wäldern liegen. Da die geplanten Maßnahmen dagegen im Wald umgesetzt würden, seien diese nicht davon betroffen.

Die Begründung: „Während in Gärten und Städten die Gehölze regelmäßig jedes Jahr stark beschnitten und gepflegt werden, gibt es im Wald langjährige Ruhephasen, in denen in einen Bestand nicht eingegriffen wird. Damit kommt es viel seltener zu Störungen der Tiere in Ihrer sensiblen Fortpflanzungsphase. Beim Gartengrün, bei Hecken und Einzelbäumen fehlt hingegen oft eine Alternative für die Tiere. Fällt im Wald ein Baum, stehen fünf andere daneben. In der Stadt sind Hecken und Sträucher wichtige Inseln für unsere Tiere, besonders für die heimischen Vögel. Die Zahl der Rückzugsorte und Bruträume ist im urbanen Raum also begrenzt. Deshalb gilt hier ein strengerer Schutz“, zitiert Bauer aus einem Bericht auf der Internetseite www.forstpraxis.de. Letztere wird von der Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH betrieben.

Wie groß ist etwa die Fläche, auf der gearbeitet wird?

Forst BW plant, während der Sperrung auf einer Länge von rund zwei Kilometern entlang der Straße etwa zwölf Hektar Fläche zu bearbeiten. Anschließend, so Bauer, gehe es abseits der Straße weiter. Insgesamt kümmere sich allein Forst BW um rund 60 Hektar. Die Gesamtfläche sei indes noch größer, da es „sich um eine waldbesitzerübergreifende Maßnahme handelt“.

Wie viele Bäume werden etwa gefällt?

„Eine Aussage über die Anzahl an gefällten Bäumen kann nicht genau getroffen werden, da Bäume unterschiedlicher Alters und Stärke geerntet werden“, erklärt Patrick Bauer. „In Abhängigkeit des Volumens eines Baumes werden vermutlich 20 bis 40 Bäume pro Hektar ha entlang der Straße geerntet“ – insgesamt also etwa 240 bis 480 Bäume.

Ist die Verkehrssicherheit aktuell gefährdet?

„Bei der Maßnahme handelt es sich um eine reguläre Holzerntemaßnahme in Kombination mit der Beseitigung verkehrssicherungskritischer Bäume entlang einer öffentlichen Straße“, berichtet Bauer. Bäume, die erkennbar gefährlich sind oder werden könnten, würden dabei gefällt.

Generell lasse sich sagen, dass der Wald wegen der Trockenheit der vergangenen Jahre geschwächt sei. Die Bäume würden dadurch anfälliger für Borkenkäfer oder Wind. Und deshalb wiederum müssten der Wald insbesondere entlang der Straßen regelmäßig kontrolliert und kritische Bäume entfernt werden – daher auch die Sperrung.

„Um die Belastung für die Öffentlichkeit zukünftig so gering wie möglich zu halten und weitere (Voll-) Sperrungen zu vermeiden, wird in Zuge dieser Maßnahme selbstverständlich ein besonderes Augenmerk auf die Gesundheit der Bäume entlang der Straße und auf die Verkehrssicherheit gelegt“, erläutert Patrick Bauer.

Was kann man sich unter „Stabilisierung der Waldflächen“ vorstellen?

Dies bezeichne unter anderem „die Förderung eines gesunden und vitalen Mischwaldes“. Indem beschädigte und kranke Bäumen entnommen würden, könne Platz beziehungsweise Licht für die nächste Waldgeneration geschaffen werden. Sowohl Baumarten mit hohem Lichtbedarf als auch Baumarten, die sich auf ein Aufwachsen im Schatten spezialisiert haben, könnten sich so entwickeln. „Durch diese Waldpflege wird ein strukturierter und vielfältiger Mischwald geschaffen, der in Zeiten des Klimawandels flexibel auf äußere Einflüsse reagieren kann“, führt Bauer abschließend aus.