Drehorgelbesitzer spielen auf. Foto: Breisinger

Die Rangendinger Organisatoren Thomas und Jacqueline Haug stellten ein musikalisches Drehorgelwochenende auf die Beine. Jeder konnte ein Stück präsentieren.

Drehorgelmelodien und Moritaten waren am Wochenende überall auf dem Gelände der Balinger Gartenschau zu hören. Zu Beginn am Samstagvormittag fand die offizielle Begrüßung durch die technische Geschäftsführerin Annette Stiehle und die Rangendinger Organisatoren Thomas und Jacqueline Haug statt.

Es gab in diesem Rahmen auch die ersten Darbietungen. Unter anderem wurde gemeinsam musiziert und gesungen, und Thomas und Jacqueline Haug stellten auch anhand einer Schautafel die Moritate „Der Müller von der Alb“ vor.

Am Samstagnachmittag bekamen alle Teilnehmer zudem die Gelegenheit, auf der Plazabühne ein Stück zu spielen. „Moritate sind gesungene Geschichten, der Begriff kommt von Mord- und Totschlag, was bei den meisten Thema ist“, erörterte Thomas Haug.

Thomas Haug erklärt die Faszination

„Moritate mussten reißerisch sein, weil die Leute damals noch nicht so viel Abwechslung hatten und man nur dann beim Drehorgelspieler stehen geblieben ist, wenn es um so etwas ging“, meint die Teilnehmerin aus Renningen Rosi Grögler.

Sie organisiert gemeinsam mit ihrem Mann Frithjof seit zehn Jahren den Drehorgeltag im Freilichtmuseum in Schwäbisch Hall-Wagershausen und spielt eine nach alten Vorlagen rekonstruierte Drehorgel der Firma Stüber. Im Jahr kommt sie auf um die 50 Auftritte in Seniorenheimen, bei Veranstaltungen oder bei runden Geburtstagen.

„Der Virus Drehorgel ist seit 34 Jahren in mir drin und es macht jeden Tag mehr Spaß, mit Freunden zu musizieren und Volkslieder und Moritate zu singen. Gemeinsam möchten wir dieses Kulturgut fortsetzen“, geht Thomas Haug auf die Faszination Drehorgel ein.

„Es macht uns und den Menschen Freude, und wir möchten an die alte Zeit erinnern, in der es noch keinen Fernseher und keinen Rundfunk gab und Musik entweder durch Chöre oder durch den Drehorgelmann statt fand“, ergänzt Frithjof Grögler.

„Meine ersten Berührungspunkte mit dem Drehorgelspiel hatte ich in den 1980er-Jahren bei einer Veranstaltung in meiner damaligen Heimat Linz am Rhein, aber dann hieß es schnell wieder ‚Aus dem Auge, aus dem Sinn‘. 2008 erfolgte allerdings die Initialzündung bei einer Veranstaltung im Technikmuseum in Speyer und seitdem bin ich mit Feuereifer dabei, weil es einfach Spaß macht zu musizieren und mit fremden Leuten in Kontakt zu kommen“, erzählte der Sinsheimer Teilnehmer Bruno Thomas.

Deutschland gehört mit zu den Hochburgen

„Es gibt zwei große Drehorgelvereine in Deutschland und diverse Stammtische, viel geht über Mund-zu-Mund Protaganda“, führt Thomas fort. Einen festen Platz im Terminkalender eines jeden engagierten Drehorgelspielers haben das Drehorgeltreffen im Rahmen des Floh- und Antiquitätenmarkts im schweizerischen Bad Zurzach, und unlängst fand am ersten Juliwochenende ein großes Treffen in Berlin mit um die 150 Teilnehmer aus neun Nationen statt. Neben Deutschland gehören Österreich und vor allem die Schweiz zu den Hochburgen – und die Niederlande, in der laut Thomas aber vorwiegend die Jahrmarktsorgeln im Einsatz seien.

„Ein Markt für Drehorgeln ist weiterhin vorhanden, aber die Hersteller werden zusehends weniger, mittlerweile gibt es nur noch zwei und dazu der ein oder andere, der auf Bestellungen Unikate herstellt, deren Kosten schon einmal fast so hoch wie die eines Autos werden können“, sagt Thomas.