Der Fels an der A-8-Abfahrt Drackensteiner Hang ist brüchig: Kurz vor dem Viadukt wird am Wochenende die Festigkeit des Gesteins überprüft. Foto: dpa

Um Felsstürze zu vermeiden, muss ab Samstag Strecke am Drackensteiner Hang gesperrt werden.

Drackenstein - Schon der Name Drachenlochschlucht signalisiert: Dieser Autobahnabschnitt ist etwas besonderes. Die 185 Meter lange Drachenlochbrücke, die das Tal überspannt, ist das größte Bauwerk des Albabstiegs der A 8 am Drackensteiner Hang. Der Autobahnabschnitt ist einer von nur drei in Deutschland, bei dem die Richtungsfahrbahnen komplett voneinander getrennt im Gelände verlaufen.

Gebaut wurde der Albabstieg 1936/1937. Zunächst wurde er noch in beiden Richtungen befahren, denn der Bau des Albaufstiegs bei Wiesensteig wurde kriegsbedingt unterbrochen. Das Projekt war von Anfang an ein kühnes Unterfangen. Der dort vorhandene Weiße Jura und der Kalkstein bilden mächtige Felstürme und Klippen. Bei Mühlhausen steht ein Felsstock der Alb so massiv im Weg, dass nicht genügend Platz war für eine vierspurige Autobahn. Zudem mussten Gefälle und Kurven in Kauf genommen werden, die sonst bei Autobahnen nicht akzeptiert werden. Bis heute ist der Abschnitt ein Unfallschwerpunkt.

Der Albabstieg zieht sich über 5,7 Kilometer von der Behelfsausfahrt Hohenstadt am Drackensteiner Hang entlang, führt durch den Nasenfelstunnel, über die Drachenlochbrücke, die Himmelsleiterbrücke und die Fischerhäuslebrücke zu einer Brücke über die Fils (westlich von Gosbach).

Felsstürze seit jeher ein Problem

Eines der Hauptprobleme in puncto Sicherheit waren von jeher Felsstürze. Bereits vor knapp 30 Jahren wurden deshalb Fangzäune und Stützmauern angebracht. Die Autobahnmeistereien kontrollieren außerdem regelmäßig, ob der Fels bröckelt. Genau das mussten die Einsatzkräfte jetzt feststellen. „Die Autobahnmeisterei hat Steine auf der Fahrbahn festgestellt und größere Blöcke hinter den Fangzäunen“, sagt Martin Brodbeck, Sachgebietsleiter Straßenbau und Geotechnik beim Stuttgarter Regierungspräsidium (RP). Ein Alarmzeichen.

An diesem Wochenende wird deshalb jetzt der Zustand der Schutzsysteme und des Felses begutachtet. Um den Einsatz möglichst gezielt zu führen, wurden erste Erkenntnisse bereits im Frühjahr bei einem Hubschrauberflug gesammelt. Jetzt wird der Fels von oben und von unten in Angriff genommen: Vom Gipfel aus rücken Fachleute in Klettermontur an, unten wird ein Hubsteiger positioniert. „Wir vermessen die Geometrie und Form des Felses und untersuchen, ob es Klüfte gibt“, sagt Brodbeck.

Brüchiges Gestein wird gesprengt

Solche Maßnahmen seien selten, sagt der Geologe: „Der Fels verändert sich nicht viel.“ Jetzt sei die Situation anders: „Die Steine auf der Fahrbahn sprechen dafür, dass man etwas tun muss.“ Der Einsatz am Wochenende jedenfalls dient allein der Lokalisierung möglicher Bruchstellen. Falls eine Sanierung notwendig wird, wovon Brodbeck ausgeht, muss vermutlich gesprengt werden, um Steine abtragen zu können. „Eigentlich haben wir ja mit einem Auge auf den neuen Albaufstieg geschielt“, räumt Brodbeck ein. Dann wären die Maßnahmen überflüssig. „Doch die Politik kommt nicht in die Gänge – seit zehn Jahren sollte der Abschnitt planfestgestellt sein.“

Am Wochenende sind die Spezialisten nun direkt vor und nach dem Nasenfelstunnel zu Gange, unmittelbar vor der Drachenlochbrücke. Die dortige Stützmauer aus Naturstein wird durch Kernbohrungen erkundet. Für die eigentliche Sanierung, die noch nicht terminiert ist, muss die Autobahn erneut gesperrt werden. Dann wird brüchiges Gestein durch Sprengungen entfernt und marode Fangzäune, Anker, Nägel und Stützmauerteile zügig ausgewechselt.

Zügig ist ein Wort, das Brodbeck häufig gebraucht: „Wir dürfen nur wenig in den Verkehr eingreifen.“ Auch jetzt hätte er gerne unter halbseitiger Sperrung gearbeitet. Der Hubsteiger braucht aber mehr Platz. „Und das Risiko fallender Steine können wir nicht eingehen.“

So ist die Autobahn in Fahrtrichtung Stuttgart von Samstag 6 Uhr bis Sonntag 18 Uhr gesperrt. Die Autobahnmeisterei Dornstadt nutzt die autofreie Phase, um entlang der Strecke Unterhaltungsarbeiten durchzuführen. Die geologischen Untersuchungen müssen tagsüber stattfinden. Das Regierungspräsidium hat für die Arbeiten bewusst ein Ferienwochenende gewählt, weil dann das Lkw-Verbot auch samstags gilt und somit kein Schwerverkehr umgeleitet werden muss. Außerdem sind an Wochenenden generell weniger Fahrzeuge unterwegs als an Werktagen im Berufsverkehr.

Die Behörde warnt dennoch ausdrücklich vor starken Verkehrsbeeinträchtigungen. Denn in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, außerdem in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt sind noch Ferien. Mit starkem Rückreiseverkehr wird an diesem Wochenende auch in Richtung Niederlande gerechnet, wo jetzt zum Teil die Ferien enden. Das RP verweist auf Infos zu Straßenbaustellen sowie Webcams im Internet: www.baustellen-bw.de, www.svz-bw.de