BETRIFFT: Zementwerk

Da liegt sie nun – und singt nicht mehr: arme Heiderlerche! Aber dafür haben andere gesungen, die ja so viel mehr zu singen beziehungsweise zu sagen haben als dieser kleine, streng geschützte Piepmatz auf der Roten Liste.

So etwa der Regionalverband im fernen Tübingen. Wichtig und allein notwendig ist nämlich das Rohstoffsicherungsprinzip – und dieses kennt weder Rote Listen noch andere Naturschutzgesetze, vom bundesrepublikanischen Emissionsschutzgesetz einmal ganz zu schweigen.

Dieses gilt für alle Übrigen, jedoch nicht für Zementwerke. Sonst aber doch schon: Jeder andere Häuslebesitzer hockt nämlich klirrekalt, wenn der Abgastest seiner Ölheizung negativ verläuft. Und wenn er dann etwa versuchen sollte, seine zerschnitzelten Altreifen, irgendwelche Plastikteile oder gar Dachpappe und Altöl zu verheizen, um etwas wärmer in seiner Stube zu hocken, dann kann er dafür auch schon mal "sitzen", denn sowas ist doch sonst strengstens und gesetzlich verboten.

Einen Globalplayer wie LafargeHolcim juckt solches überhaupt nicht: In den mächtigen Drehrohröfen von Dotternhausen wird der zermalmte Malm-Kalk vom Plettenberg mit dem ebenfalls zerkleinerten LIAS-alpha aus dem Dormettinger Tagebau zum wertvollen und teuren Ölschieferzement durch höchstgradige Hitzeeinwirkung zerarbeitet. Und zum Erwärmen dieser Riesendinger werden zu 100 Prozent Ersatzbrennstoffe verwendet: Fluff, vulgo: Restmüll. Denn für Verbrennung dieses und solchen Mülls gibt es, gesetzlich so geregelt, auch noch unser aller Steuergeld: Reibach & Söhne lassen grüßen.

Wilhelm Isert | Balingen