Der Angeklagte Sergej W. sitzt im Dortmunder Landgericht auf der Anklagebank. Foto: Thissen

Angeklagter Sergej W. bestreitet Tötungsabsicht bei Anschlag auf Dortmunder Mannschaftsbus.

Dortmund/Freudenstadt - Einen Monat vor dem Bombenanschlag auf das BVB-Team will der Angeklagte die Tat mit selbst gebauten Attrappen geprobt haben. Er habe aber niemanden töten oder verletzen wollen.

Der Probelauf fand demnach bei einem Aufenthalt etwa einen Monat vor dem Anschlag auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisiten Borussia Dortmund am 11. April 2017 statt. Dafür habe er schon einmal in dem Mannschaftshotel eingecheckt, sagte der 28-jährige Sergej W. am Montag beim Prozess vor dem Dortmunder Schwurgericht.

Der in Russland geborene Angeklagte mit deutschem Pass bekräftigte, er habe mit dem Anschlag nur Angst und Schrecken verbreiten, aber niemanden ernsthaft verletzen oder gar töten wollen. Der 28-Jährige aus Freudenstadt im Schwarzwald steht seit Dezember vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm 28-fachen Mordversuch vor.

Sergej W. schilderte am Montag, wie er die Bomben nach eigener Darstellung absichtlich so harmlos wie möglich konzipiert habe. Er habe die etwa 60 Metallstifte pro Sprengsatz bewusst in eine dicke Schicht Harz eingegossen. "Der Gedanke war, dass die Bolzen schon für das Durchdringen der Masse so viel kinetische Energie verbrauchen würden, dass sie nicht mehr gefährlich sein würden", sagte der Angeklagte.

Darüber hinaus habe er die Menge des Sprengstoffs äußerst niedrig angesetzt und sich vorab im Internet über die Beschaffenheit des Mannschaftsbusses informiert. "Überall stand, dass die Scheiben aus Sicherheitsglas bestehen. Ich wusste, wie zäh solche Verbundscheiben sind." Der Angeklagte beteuerte, er habe den Anschlag verübt, um mit einer Wette auf einen fallenden Kurs der BVB-Aktie viel Geld einzustreichen. Dabei habe er sich die Terroranschläge von Paris 2015 zum Vorbild genommen. "Damals hatte ich registriert, dass viele Aktienkurse gefallen waren",berichtete er.

Bei dem Bombenanschlag war der damalige BVB-Verteidiger Marc Bartra im Bus schwer am Unterarm verletzt worden. Ein Motorradpolizist hatte ein Knalltrauma erlitten. Die für diesen Abend geplante Partie in der Champions League gegen den französischen Erstligisten AS Monaco wurde abgesagt und am nächsten Tag nachgeholt.