Gegründet wurde die Dornstetter Kindernothilfe-Gruppe von Helga und Walter Neub. Sohn Christoph und Tochter Susanne Keck waren aber in den vergangenen fast 40 Jahren stets tatkräftig mit dabei. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Familie Neub beendet große Flohmärkte der Kindernothilfe / Fast 40 Jahre lang ein beglückendes Gemeinschaftsprojekt

Seit fast vier Jahrzehnten gibt es die Kindernothilfe-Gruppe Dornstetten. Seither wurden zugunsten des christlichen Hilfswerks unzählige Flohmärkte veranstaltet, Socken gestrickt, Bewirtungen organisiert und Kuchen gebacken. Nun geht eine Erfolgsgeschichte zu Ende.

Dornstetten. Der Anstoß für die Gründung einer Dornstetter Kindernothilfe kam 1979: Zufällig sahen die Geschwister einen Fernsehfilm der Kindernothilfe über Kinderarmut in Haiti, der sie tief berührte. Susanne und Christoph Neub waren nicht mehr zu bremsen; sie wollten den armen Kindern in Haiti ihre Spielsachen schicken und für ein Kind eine Patenschaft übernehmen. Ersteres stellte sich als schwierig dar. Die Idee der Patenschaft aber verfolgte die gesamte Familie Neub tatkräftig weiter.

Seither wurde im Hause Neub gesammelt: im ersten Jahr noch durch die Kinder, die mit Freunden den Sperrmüll nach geeigneten Verkaufsobjekten für einen Flohmarkt durchsuchten. Darüber habe sich, wie sich Helga Neub schmunzelnd erinnert, der Opa entsetzt gezeigt: "Du kannst doch die Kinder nicht Sperrmüll sammeln lassen!"

Der erste Flohmarkt fand im Lager – Familie Neub betrieb damals ein Sanitärfachgeschäft – und vor dem Haus in der Freudenstädter Straße statt. Weil Regen vorhergesagt war, wurden in der Nacht große Planen aufgespannt.

20 Patenschaften und 142 895 Euro Spenden

Der Erfolg dieser gemeinsamen Aktion war so überwältigend, dass die Kinder bald ihre eigene Patenschaft für das Mädchen Majourie in Haiti finanzieren konnten. Stolz zeigt Tochter Susanne, die heute Keck heißt, ein Foto, das Majourie mit einer Puppe zeigt, die ihr die Kinder aus Deutschland gebastelt und geschickt hatten. Bald schlossen sich die Freunde von Christoph und Susanne der Initiative an, nahmen Spendenkässchen mit nach Hause und brachten sie gefüllt wieder.

Auch die Flohmarkt-Aktion wuchs und wuchs. Bald wanderten Haushaltsauflösungen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis automatisch in die Garage von Familie Neub, in Dornstetten strickten ein paar Frauen Socken für die Kindernothilfe, vor den Basaren wurden überall Kuchen gebacken. Vor allem aber wurde gemeinsam eifrig gewerkelt und gebastelt. Firmen spendeten Artikel für die Tombola, Freunde halfen bei der Bewirtung mit, die stets bei Flohmärkten mit angeboten wurde. Bald kamen – genehmigte – Haussammlungen zugunsten der Kindernothilfe hinzu sowie Kuchenverkäufe oder Bewirtungen beim Maibaumaufstellen oder im Barfußpark.

Regelmäßig im Sommer war ein großer Flohmarkt angesagt: zunächst noch bei Familie Neub, die stets hauptverantwortlich für alle Aktionen war, später im Gemeindehaus. 1994 kam jährlich ein großer Adventsbasar dazu. Das Ergebnis dieser fast 40-jährigen Arbeit für die Kindernothilfe ist beeindruckend: Die Dornstetter Gruppe – inzwischen ist der Unterstützerkreis auf über 50 Personen angewachsen – konnte im Laufe der Jahre 20 Patenschaften übernehmen und 142 895 Euro Spendengeld an die Kindernothilfe weiterleiten.

Mit dem Geld finanziert die Kindernothilfe Projekte, Schulen oder Einrichtungen für Kinder. Unter anderem werden Schulküchen eingerichtet, Mittagessen finanziert und Ernährungs- und Gesundheitsprogramme initiiert. Nach Katastrophen wie dem Tsunami in Haiti oder dem schweren Erdbeben in Nepal werden Sofortmaßnahmen finanziert. Von der Dornstetter Gruppe wurden Projekte in Haiti, Indien, Brasilien, Chile und Guatemala mit gefördert.

Ihre Motivation für all diese Arbeit beschreibt Helga Neub so: "Mir war es wichtig, dass viele Kinder durch die Kindernothilfe Jesus Christus kennenlernen." Einig sind sich alle vier Neubs, dass ihre Ehrenamtsarbeit aber auch im Ort positive Wirkungen hatte, wurde doch durch die Flohmärkte stets auch ein Zeichen gegen die weit verbreitete Wegwerfmentalität gesetzt: "Man konnte so vieles wiederverwenden. Und bei uns wurden am Ende auch viele schöne Sachen, teilweise unbenutztes Goldrandgeschirr und vieles mehr für den Flohmarkt abgegeben", erinnert sich Susanne Keck.

Alle Vier sind vielseitig ehrenamtlich engagiert

Alle Sammelaktionen wurde von Helga Neub akribisch verwaltet. Sofort nach jeder Aktion wurde abgerechnet und der Erlös an die Kindernothilfe weitergeleitet. Mit leuchtenden Augen berichtet Helga Neub, dass sie neben dem Geld für die laufenden Patenschaften wenn möglich auch eine größere Summe für das "1+3=4"-Programm überweisen konnte. Dabei legt die Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit für jeden Euro, den die Dornstetter Kindernothilfegruppe einbrachte, zusätzlich drei Euro drauf.

Das Thema Kindernothilfe sei in der Familie seit ihrer Kindheit stets präsent gewesen und habe sie trotz aller Anstrengungen sehr beglückt, erzählen Susanne Keck und Christoph Neub. Dennoch hören nun – altershalber – die großen Flohmärkte der Dornstetter Kindernothilfe auf. Zum Abschluss gibt es am Samstag, 1. September, von 10 bis 15 Uhr nochmals einen Garagenflohmarkt, der wie vor fast 40 Jahren wieder in der Freudenstädter Straße 17 stattfindet. Ganz vorbei ist damit das ehrenamtliche Engagement der gesamten Familie Neub aber nicht. Denn im kleinen Stil und mit einzelnen Aktionen wird weiter für die Kindernothilfe gesammelt.

Aber auch die nächste Generation ist ehrenamtlich stark engagiert: Christoph Neub arbeitet in seinem Wohnort Landshut viele Stunden pro Woche ehrenamtlich in der Diakonie und in der Kinder- und Jugendarbeit mit, Susanne Keck hat in ihrer Glattener Kirchengemeinde gleich mehrere Ehrenämter übernommen. Zudem organisiert sie seit 16 Jahren die Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" und bringt sich ehrenamtlich als Lesepatin in der Brüder-Grimm-Schule ein.

Und auch Helga und Walter Neub engagieren sich stets gerne in ihrer Dornstetter Kirchengemeinde. Walter Neub war viele Jahre lang in der Hospizgruppe aktiv, beide sind bis heute aktive Mitarbeiter im Gemeindedienst. Noch ein weiteres Ehrenamt kommt dazu: Gemeinsam tragen sie im gesamten Ort die Post der Kirchengemeinde aus. Wenn besonders viele Briefe anfallen, wird die Arbeit geteilt: Dann übernimmt einer die Zustellung im "Städtle", der andere im Neubaugebiet. Rückblickend stellen sie fest: "Gott hat unsere 40-jährige Arbeit reich gesegnet."

Die Kindernothilfe (KNH) ist eines der größten christlichen Hilfswerke in Deutschland. Gegründet wurde sie im Jahr 1959. Mittlerweile gehört die Kindernothilfe zu den größten Nichtregierungsorganisationen für Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland und arbeitet in 31 Ländern Asiens, Afrikas, Osteuropas und Lateinamerikas. Zehntausende Paten und Spender unterstützen diese Arbeit. Die Arbeit der KNH orientiert sich an den internationalen Menschenrechtsverträgen, insbesondere an dem UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes, und tritt weltweit dafür ein, dass die Rechte der Kinder verwirklicht werden. Viele ehemalige Patenkinder unterstützen heute selbst die Arbeit der KNH. Jährlich wird die KNH mit dem DZI-Spendensiegel ausgezeichnet.