Die Stadtapotheke am Marktplatz auf einem Linolschnitt der Dornstetter Künstlerin Eleonore Kötter. Foto: Schwarzwälder Bote

Historisches: Heimat- und Geschichtsverein zeigt Sonderausstellung / Bis Mitte September geöffnet

Bis 1819 gab es in Dornstetten keine Apotheke – bis zur Eröffnung der Stadt-Apotheke. Ihren 200. Geburtstag feiert der Heimat- und Museumsverein Dornstetten, Glatten, Schopfloch und Waldachtal nun mit einer Sonderausstellung.

Dornstetten. "200 Jahre Stadt-Apotheke" lautet der Titel der Ausstellung im Dornstetter Heimatmuseum, die ab sofort bis Mitte September jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag jeweils von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet ist.

Viele zogen an einem Strang

Die meisten Exponate stammen aus dem Fundus von Mareile Jordan, der heutigen Inhaberin der Stadt-Apotheke. Einige historische Gegenstände haben auch Irene Härtling, einst Inhaberin der Dornstetter Kronen-Apotheke, sowie Wolfgang Klenk aus Pfalzgrafenweiler zur Ausstellung beigetragen. Für die Auswahl war Andreas Ammer verantwortlich. Unterstützung bekam er beim Aufbau von seinem Vater Konrad Ammer und anderen Helfern und beim Übersetzen der alten Ratsprotokolle von Anja Staubitz vom Stadtarchiv Freudenstadt.

Gleich am Eingang zum Sonderausstellungsraum wird die Geschichte des Apothekerwesens erzählt, die im achten und neunten Jahrhundert in der arabischen Welt ihren Anfang nahm. In Dornstetten begann sie 1804, als ein Apotheker aus Sindelfingen beim Stadtmagistrat den Antrag auf Eröffnung einer Apotheke in Dornstetten stellte. Das Königliche Oberamt lehnte ab mit der Begründung, dass es bereits in Freudenstadt eine Apotheke gebe. Die Dornstetter sollten gefälligst dort einkaufen, hieß es.

Als in Freudenstadt dann noch eine zweite Apotheke eröffnet wurde, platzte den Dornstettern der Kragen. Schließlich waren zu der Zeit in der Stadt bereits Heilkundler sowie ein Unterarzt ansässig. 1818 startete der Magistrat einen zweiten Versuch. Dabei wendete er sich direkt an das Königliche Kreisamt und bekam eine Zusage – allerdings nur für eine Filialapotheke mit Hauptsitz in Freudenstadt. Doch die Dornstetter hatten die Stelle längst ausgeschrieben, und so wurde 1819 Am Marktplatz 10 die Stadt-Apotheke eröffnet. Dem Oberamt Freudenstadt blieb nichts anderes übrig, als dies so hinzunehmen.

Zwölf Pächter und Inhaber hatte die Stadt-Apotheke seither. Deren Geschichte wird in der Sonderausstellung ausführlich erzählt und mit Gemälden, Fotografien und Zeitungsberichten, mit Zeugnissen und privaten Gegenständen, vor allem aber anhand von Mobiliar und allerlei handwerklichen Utensilien anschaulich erzählt. Zu sehen gibt es neben einem Berkefeld-Filter, um Wasser zu reinigen, auch Apothekerwaagen, ein Pillenbrett, Bunsenbrenner, Mikroskope, Reagenzgläser und einen Pulverdispender zur Dosierung sowie alte Spritzen und dazu noch einen riesengroßen Mörser, in dem Salben, auch fürs Vieh, angerührt wurden. "Der Viehmarkt war der beste Tag des Jahres – da haben alle Bauern eingekauft", erklärt Mareile Jordan. Aus ihrer umfangreichen Sammlung stammen auch ein Herbarium mit vielen getrockneten Pflanzen. Schließlich war die Schweyersche Stadt-Apotheke, wie sie lange Zeit hieß, für ihre selbst hergestellten Pflanzensäfte bekannt. Sehenswert ist auch die gefüllte Luftschutz-Hausapotheke, die jeder Haushalt laut staatlicher Anordnung ab 1939 vorhalten musste.

Andreas Ammer hat im Stadtarchiv gestöbert und alte Baupläne der Apotheke, die 1970 in den Neubau in der Hauptstraße 48 umzog, gefunden. Danach beherbergte das historische Gebäude, das vermutlich nach dem Stadtbrand von 1676 erbaut wurde, ein Elektrofachgeschäft. Heute ist im Erdgeschoss eine Gaststätte. Mit Eröffnung der Kronen-Apotheke 1960 gibt es in der Stadt zwei Apotheken.