Weihnachtskrippe: Besondere Figuren und Stall von Eberhard Söllner zieren über die Feiertage die Kirche Engeltal in Hallwangen

Spricht man mit Eberhard Söllner aus Hallwangen – und das auch noch im Advent – über sein Hobby, scheint die Zeit still zu stehen. Voller Leidenschaft spricht er über die Kunstwerke, die er aus Holz schafft. Söllner schnitzt – so heißt auch seine Dauerausstellung in Dornstetten.

Dornstetten-Hallwangen. Und Söllner schnitzt Wandreliefs, Wandornamente und Skulpturen, aber auch Gegenständliches wie Äpfel, Birnen oder Bälle, Weltkugeln, Figuren und Krippenfiguren.

Eine Krippe mit besonderen Krippenfiguren und einem besonderen Stall hat er in diesem Jahr der Kirchengemeinde Hallwangen geschenkt. Über die Weihnachtsfeiertage ist sie in der Kirche Engeltal zu bewundern. Den Stall hat Söllner aus der abgestorbenen Wurzel einer Tanne gestaltet, die Krippenfiguren hat er aus sechs verschiedenen Holzarten geschnitzt. Für Maria und Josef verwendete er Lindenholz, andere Figuren fertigte er aus Berberitze, Fichte, Zirbe und Buchs. Für zwei Figuren hat er besondere Hölzer ausgesucht: Das Jesuskind schnitzte er aus dem Holz des Pfaffenhütchen-Strauchs, für den Mohrenkönig wählte er Goldregen: "Das ist ein dunkles Holz mit weißem Splint."

Dass sich durch seine bewusste Wahl verschiedener Schnitzhölzer besonders ausdrucksvolle Skulpturen mit schönen Farbabstufungen und -schattierungen ergeben, wird beim genauen Betrachten dieser Söllner-Krippe deutlich. Seine Figuren spiegeln die Weihnachtsgeschichte eindrücklich wider, auch oder gerade weil er auf die Ausarbeitung der Gesichter und auf jegliche Farben verzichtet.

Ausstellungsraum in Dornstetten

Eberhard Söllner, der in Dornstetten geboren wurde, hat im Laufe der Jahre ein beachtliches Können als Holzschnitzer und Holzbildhauer erlangt. Wobei ihn seine berufliche Laufbahn zunächst in eine völlig andere Richtung führte. Denn seine Eltern hatten für ihn entschieden: "Du wirst mal Friseur wie der Onkel." Bis 2002 betrieb er einen Friseursalon in Hallwangen.

Bereits einige Jahre vor Beginn seines Ruhestands hatte ihn aber ein eher zufällig gefundenes Hobby, die Schnitzerei, geradezu gefesselt. Angefangen hat seine Leidenschaft mit einem alten Mostfass, das unbenutzt im Keller stand. Söllner beschloss, den Holzdeckel mit Schnitzereien zu verzieren: "Ich hab’ mir beim Schreifle-Scharnierle ein Schnitzmesser gekauft und einfach angefangen." Sein Erstlingswerk, der reich und kunstvoll verzierte Fassdeckel, ziert heute seine kleine Schnitzwerkstatt.

In den folgenden Jahren nahm Söllners Leidenschaft für das Schnitzen stetig zu. Zunächst nahm er an Schnitzkursen in Österreich teil. Parallel belegte er Volkshochschulkurse, später war er selbst Kursleiter. Viele Jahre lang fertigte Söllner vor allem figürliche und gegenständliche Schnitzereien an. In dieser Schaffensperiode entstanden auch die Krippenfiguren.

Seit einigen Jahren allerdings schnitzt Söllner kaum mehr figürlich. Vielmehr fertigt er mit viel Liebe zum Detail und großer Kunstfertigkeit abstrakte Werke an, wobei er die Eigenschaften der verwendeten Hölzer gekonnt mit aufgreift: Ornament-Bretter, Wandgitter oder Raum-Dekorationen entstanden in dieser Phase seines kreativen Schaffens.

Inzwischen hat Eberhard Söllner einen Ausstellungsraum in der Hauptstraße 8 in Dornstetten. In Hallwangen hat er sich eine Werkstatt dazu eingerichtet, genauer gesagt: drei verschiedene. Für grobe Holzarbeiten hat er eine Garage; gesägt, geschnitzt und geschliffen wird in der Werkstatt im Keller, und kleinere Schnitzereien fertigt er auch mal direkt im Wohnzimmer an. "Schleifen darf ich dort allerdings nicht mehr", berichtet er augenzwinkernd. Das habe Ärger mit seiner Margot gegeben.

Wobei ihn seine langjährige Lebensgefährtin Margot Gehrmann nach Kräften bei seinem Hobby unterstützt. "Wir gehen unheimlich viel zusammen in den Wald", erzählt sie. Dort sei Eberhard Söllner kreuz und quer unterwegs, drehe jede Wurzel um und suche stets geeignetes Material. Viel Holz bekommt er auch geschenkt: "Wenn die Nachbarn etwas Besonderes absägen, rufen sie an."

Seine Tage haben immer zu wenig Stunden

Auf der Suche ist er aber auch im Urlaub. So hat er an der Nordseeküste jede Menge Treibholz zusammengetragen. Weil das nicht alles in den Kofferraum passte, wollte er kurzerhand seinen Koffer stehen lassen. Und beim Wandern auf Mallorca hält er nach Olivenholz Ausschau, das sich zum Schnitzen eignet.

Seine Sammelleidenschaft für geeignetes Schnitzholz hat Eberhard Söllner allerdings vor Jahren einigen Ärger eingebracht. Bei einer Wanderung rund um Ibach hatte er unter einem großen Brennnesselhaufen einige alte Robinienstämme entdeckt und diese kurzerhand in seinen Kofferraum geladen. Einige Wochen später flatterte ihm eine Anzeige wegen Holzdiebstahls ins Haus. Ein unbeteiligter Spaziergänger hatte sich seine Autonummer notiert. Woraufhin Söllner für die vermoderten Holzstämme, die zudem keiner mehr wollte, 400 Euro Strafe bezahlen musste. Zwar hatte er angeboten, als Wiedergutmachung die aus dem Robinienholz gefertigten Schnitzereien zurückzugeben, dies wurde jedoch abgelehnt. Seither wird er in Ibach, wie er berichtet, mit "Ach, jetzt kommt unser Holzdieb!" begrüßt.

Längst ist "Hobby" nicht mehr die passende Bezeichnung für Söllners Tätigkeit als Holzschnitzer und Holzbildhauer. Vielmehr muss man von "Leidenschaft, mit der er seiner Kunst nachgeht", sprechen. Zwar bezeichnet er sich selbst nicht als Künstler, betrachtet man aber seine Werke, wird deutlich, dass er einer ist. Die Kreativität, die Originalität und die Ausführung lassen keine andere Deutung zu. Und seine Aussage "Ich verkaufe nicht gerne" belegt, wie sehr er an seinen Kunstwerken hängt.

Langeweile oder Unausgefülltsein kennt der 78-Jährige nicht. Vielmehr hat sein Tag immer zu wenig Stunden. "Ich schnitze jeden Tag", sagt Söllner, "und das ist gut so."