Andreas Ammer und Ellen Brede "in der Wirtschaft"; Im Hintergrund Fotos von Gasthäusern im Wandel der Zeit. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Museumsverein zeigt neue Sonderschau / Andreas Ammer hat viele Exponate gesammelt

Was bedeutet Heimat? Diese Frage hat den Heimat- und Museumsverein Dornstetten, Glatten, Schopfloch und Waldachtal nicht mehr losgelassen. Eine Sonderausstellung gibt nun die Antwort. Geplant und aufgebaut hat sie Andreas Ammer.

Dornstetten. Die Anregung dazu kam von Stadtrat Rolf Straub bei der Hauptversammlung des Vereins. Nach der 1250-Jahr-Feier im vergangenen Jahr griff Vorstandsmitglied Andreas Ammer die Idee auf. Mit Unterstützung seines Vaters Konrad Ammer, Stadtverwaltung, Tourist-Information, Bauhof und Verbandsbauamt setzte er sie in die Tat um. Exponate steuerten die Grundschule Hallwangen, die evangelische Kirchengemeinde, Hebamme Irmgard Stahl, Bärbel Kalmbach, Hans Lambacher und Revierleiter Ralf Polkowski bei. Die restlichen Ausstellungsstücke stammen aus dem Fundus des Heimat- und Museumsvereins. "Wir haben es tatsächlich geschafft, den Raum voll zu kriegen", freute sich Andreas Ammer beim Pressetermin, bei dem er mit der Leiterin der Tourist-Information, Ellen Brede, durch die Sonderausstellung führte.

Die Wirtschaften im Wandel der Zeit

Unter Heimat verstehe jeder etwas anderes, stellte Ammer klar. Für den einen sei es Europa, für den anderen der Landkreis Freudenstadt, und für manch einen auch Dornstetten. Und so sind gleich am Eingang verschiedene Flaggen zu sehen. In Vitrinen und an den Wänden zeigt die Ausstellung den Werdegang von der Geburt über Kindergarten- und Schulzeit, Konfirmation und Heirat bis zum Tod. Ein Hebammen-Koffer aus den 60er-Jahren ist ebenso zu sehen wie eine Kreidetafel und christliche Texte in Schönschrift aus dem Konfirmandenunterricht in den Jahren um 1850. Dazu gibt es einen Familienstammbaum und einen Hochzeitskranz im Bilderrahmen. Zu sehen sind außerdem Gefäße für Taufe und Abendmahl, die eine Einwohnerin der evangelischen Kirchengemeinde in den 30er- Jahren gespendet hatte.

Die Landwirtschaft, mit der viele Dornstetter Handwerker im Nebenerwerb ihre Familie versorgten, ist ebenso ein Thema wie der Bau des eigenen Häusles. Alte Fotos zeigen die vielen Wirtschaften im Wandel der Zeit, die es einst in Dornstetten, Aach und Hallwangen gab. Denn bei der Zusammenstellung von Themen und Exponaten hat Andreas Ammer darauf geachtet, dass alle drei Stadtteile dargestellt werden. Und so sind auch Texte aus dem Heimatbüchle der Kirchengemeinde Grüntal-Wittlensweiler, zu der einst Aach und Hallwangen gehörten, in der Sonderausstellung zu finden.

Lederne Kickschuhe, alte Instrumente und eine historische Feuerwehruniform sollen zeigen, wie wichtig neben den Gasthäusern die vielfältigen Vereinsaktivitäten für das gesellschaftliche Miteinander waren.

Von 1830 bis 1850 erfasste auch Dornstetten eine Auswanderungswelle. Die Ausstellungsstücke zeigen anhand der Geschichte von Christian Ammer, der wie viele andere nach Amerika auswanderte, wie sich die Menschen gefühlt haben und wie das Heimweh sie geplagt hat. Andreas Ammer weiß: "Auch heute noch kommen die Familien von Ausgewanderten nach Dornstetten, um ihre Wurzeln zu erkunden." Heimweh spiegelt sich zudem in den Gedichten von Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs wider, die neben einem Leiterwagen voller Habseligkeiten, mit denen einst Menschen die Flucht aus ihrer Heimat in die Fremde angetreten haben, platziert wurden. Dies sei ein Thema, so Ammer, das aktueller nicht sein könnte.

Kleine Fichtenbäume symbolisieren nicht nur die Bedeutung des Walds für die Stadt, sie verströmen auch noch einen angenehmen Duft, den Andreas Ammer in einem Glas eingefangen hat. Daneben stehen auf einem Tischchen Bodenproben aus allen drei Stadtteilen unter den jeweiligen Wappen.

Mitbringsel wie Aschenbecher, Vasen oder Teller mit Dornstetter Motiven und alte Werbeprospekte für Touristen dürfen ebenso wenig fehlen wie Bollenhut, Kuckucksuhr und Spätzle, mit denen das Schwarzwald-Klischee bedient wird. Bunt wird es an der Wand, auf der die Dritt- und Viertklässler der Grundschule Hallwangen mit ihren Lehrern und Schulleiter Joachim Kumm im Unterricht das Kunst-Projekt Heimat umgesetzt haben.

Und schließlich gehören traditionelle Feste und Bräuche wie der Ostermontagsmarkt und der einstige Viehmarkt, das Aufstellen des Maibaums oder das Stecken eines Mai- oder eines Büchsenbäumchens zum Thema Heimat dazu.

Die Dornstetter Heimatbücher dürfen in der Ausstellung ebenso wenig fehlen wie die Geschichte des Heimat- und Museumsvereins und des Museums, die in einem Raum im ehemaligen Gasthaus Ochsen begann, sich zunächst im Hegelhaus und schließlich mit der Eröffnung der Ausstellungsräume 1992 in Fruchtkasten und Zehntscheuer fortsetzte.

Mit einem Blick in die gute Stube der 50er- und 60er-Jahre mit Nierentischchen samt Radio- und Fernsehschrank, mit Heimatliedern und Heimatfilmen endet die Ausstellung.

Nach dem Rundgang gab es für Andreas Ammer und Helfer von der Leiterin der Tourist-Information ein dickes Lob für ihr Engagement: "Es ist toll, dass das alles hier ehrenamtlich geschieht und wie viel Zeit und Liebe investiert wurde."

Die Sonderausstellung "Heimat" im Dornstetter Heimatmuseum in Fruchtkasten und Zehntscheuer kann ab sofort bis Ende Oktober mittwochs, freitags und sonntags von 14 bis 16.30 Uhr besichtigt werden. Dieselben Öffnungszeiten gelten für die Dauerausstellung in den übrigen Räumen des Museums.