Gemeinsam erfolgreich: Fabian und Daniel Titsch (18) aus Aach. Foto: Semenescu Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Zwillinge aus Aach wollen nach Traum-Abi vielleicht gemeinsam Medizin studieren / Wenig Verständnis für Freitagsdemos

Dornstetten-Aach. Mit einer 1 vor dem Komma haben die Zwillinge Fabian (1,1) und Daniel Titsch (1,2) aus Aach äußerst erfolgreich ihr Abitur am Gymnasium Dornstetten absolviert. Für Zwillinge sind Vergleiche und Verwechslungen keine Seltenheit. Mit uns haben sie darüber gesprochen, wie sie mit solchen Situationen umgehen, wie es in der Schule war und wie es in der Zukunft weitergeht.

Macht es für dich, Daniel, einen Unterschied, dass Fabian das bessere Abitur hat und gleich sieben Preise gewonnen hat? Und andersrum genauso?

Daniel: Eigentlich habe ich mich nicht blöd gefühlt, weil wir nie neidisch aufeinander waren. Wir haben das als Team zusammen durchgezogen, und natürlich ist es dann so, dass wenn einer besser ist, er dann auch den Preis gewinnt. Natürlich muss man sich aufs Abitur vorbereiten, und das Wichtigste ist, dass man schon in der Kindheit einen Grundstock dafür legt. Wir haben als Kinder schon sehr viel gelesen, natürlich auch durch unsere Eltern, und das hat uns dann auch beim Lernen geholfen. Wir wurden zum Beispiel auch immer mit an den Tisch geholt, wenn es etwas zu besprechen gab, oder bei politischen Themen.

Fabian: Die Preise werden meiner Meinung nach ja sowieso überbewertet, weil im Studium dann meist nur der Abiturschnitt entscheidend ist. Es ist gut, wenn man die Motivation für die Schule schon von früh auf lernt. Wir haben in der frühen Kindheit eher altmodischere Sachen gemacht, zum Beispiel im Wald gespielt und gelesen. Die technischen Geräte kamen bei uns erst später. Gerade das ist wichtig, dass man die Möglichkeit hat, sich in der Kindheit zu entfalten, natürlich auch mit Regeln.

Wie lebt es sich überhaupt als Zwillinge?

Fabian: Ich muss sagen, dass es für uns nur leicht war. Wir haben keine Nachteil erlebt. Zudem hatten wir immer jemanden zum Reden und gleichzeitig auch immer jemanden, der einen verstanden hat. Wir kennen zum Beispiel auch Zwillinge, bei denen das Verhältnis nicht so gut ist wie bei uns beiden. Daniel: Wir haben auch bei den meisten Sachen die gleiche Meinung. Allgemein würde ich sagen, dass wir die gleichen Interessen haben. Das wird vor allem bei politischen Themen wie "Fridays for Future" deutlich. Fabian: Das sehe ich genauso. Wir sind da zum Beispiel beide nicht mitgelaufen, weil wir es nicht verstehen, wie man deswegen die Schule schwänzen kann. In anderen Ländern wären die Menschen froh, wenn sie die Möglichkeit hätten, einen Unterricht besuchen zu können.

Wer von euch beiden ist der Erstgeborene, und macht das einen Unterschied?

Fabian: Ich bin als erstes geboren worden, aber ich finde, dass das keinen Unterschied in unserem Leben gemacht hat. Das haben wir zumindest so wahrgenommen.

Nervt es eigentlich, ständig miteinander verglichen zu werden?

Daniel: Man hat sich eigentlich schon daran gewöhnt. Am häufigsten passiert das mit neuen Bekanntschaften, oder in unserer Schulzeit mit Lehrern. Aber wenn man schon länger in einem Freundeskreis drin ist, dann erkennen diese Leute dann auch unsere Unterschiede, und man wird nicht mehr so stark miteinander verglichen.

Wurdet ihr als Zwillinge von außen her mehr bewertet?

Daniel: Die Leute um uns rum haben sich immer große Mühe gegeben, uns auseinanderzuhalten. Falls es mal vorgekommen ist, dass uns jemand verwechselt hat, fanden wir das aber nicht so schlimm. Fabian: Ich glaube das ist für Außenstehende mehr so, dass man darauf achtet. Aber ehrlich gesagt haben wir uns da nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Wir waren in allen Klassen zusammen, gerade weil das unsere Eltern so wollten, dass wir alles gemeinsam durchziehen. Ich finde, das war die richtige Entscheidung. Wir halten so immer zusammen, und das ist unbezahlbar.

Habt ihr diese besondere Verbindung?

Daniel: Ja, das merkt man zum Beispiel beim Humor, wenn wir über die gleichen Sachen lachen. Oftmals reicht sogar nur ein Blick aus, und wir wissen beide direkt, welchen Gedankengang der andere hat. Mir ist das ganz stark aufgefallen, als wir im Berufsinformationszentrum waren. Dort haben wir beide unsere Fragebögen sehr ähnlich beantwortet. Fabian: Ich glaube auch wirklich, dass wir den gleichen Geschmack in vielen Dingen haben. Wenn wir zum Beispiel eine Rede hören, dann müssen wir uns nur anschauen und wissen, ob der andere das gut oder schlecht findet.

Teilt ihr in eurer Freizeit außerhalb der Schule die gleichen Hobbys und Gemeinsamkeiten?

Daniel: Bei Freundschaften schon, wir haben den gleichen Freundeskreis. Aber das trifft nicht auf alles zu. Ich gehe gerne Jagen, was Fabian nicht macht. Fabian: Wir spielen auch beide Trompete und Volleyball zusammen. Natürlich können wir auch Sachen getrennt machen, wenn zum Beispiel nur einer von uns beiden eingeladen ist. Das passiert nur nicht so oft.

Wurdet ihr von Lehrern in der Schule als Zwillinge anders behandelt?

Daniel: Ich habe nicht so das Gefühl, dass es für sie schwierig war. Allerdings haben uns vor allem Lehrer manchmal schwer auseinander gehalten, aber wenn sich unsere Leistungen nicht zu stark voneinander unterschieden haben, dann war das meistens kein Thema. Fabian: Ich glaube sogar, dass es für sie ein größeres Problem war, uns zu bewerten, weil manche dann gleich gedacht haben, dass ein Neid-Verhältnis entstehen könnte, was wir aber nie so gesehen haben und was es bei uns auch nie gab.

Beschäftigt euch das Thema Zwillinge im Alltag?

Daniel: Es ist mehr etwas, was für uns normal ist. Ich habe mich nur einmal im Rahmen einer Präsentation für die Schule über Zwillinge informiert, und das fand ich sehr interessant. Wir beide zeigen das jetzt nicht. Es ist zum Beispiel nicht so, dass wir die gleiche Kleidung tragen.

Daniel, Fabian strebt ein Medizinstudium an. Was steht nach dem Abi sonst noch an, und geht jetzt jeder seinen eigenen Weg?

Daniel: Wir können uns beide vorstellen, Medizin zu studieren, und es liegt nahe, dass wir das dann an der gleichen Universität machen. Wir haben auch vor zu reisen, aber nicht lange an einem Ort, sondern eher an mehreren, und das planen wir auch zusammen. Allerdings ist es wie bei normalen Geschwistern auch. Man muss nicht extra einen Abstand voneinander halten. Fabian: Medizin ist ein Fach, in dem man extrem viel breites Wissen erlernen kann, und wir haben uns schon immer für Naturwissenschaften interessiert, deswegen stand das schon früh fest. Natürlich bauen wir das Studium nicht aufeinander auf. Es ist keine Voraussetzung, dass wir beide am gleichen Ort studieren. Aber insgesamt war beziehungsweise ist es schön, dass wir einander haben und dass wir uns aufeinander verlassen können. Das möchten wir auch in Zukunft beibehalten.   Die Fragen stellte Alexandra Semenescu.