Timm Kern im Gespräch mit Flüchtlingen; neben ihm links Ortsvorsteher Hermann Friedrich sowie rechts Robert Bornhauser und Benjamin Geigl vom Sozialamt Foto: Anthony Foto: Schwarzwälder-Bote

Freundeskreis Asyl bietet 70 Flüchtlingen in Aach Vielzahl integrativer Möglichkeiten / Timm Kern informiert sich vor Ort

Von Sabine Anthony

Dornstetten-Aach. FDP-Landtagsabgeordneter Timm Kern hat das Asylbewerberheim in Aach besucht. Er wurde von Robert Bornhauser und Benjamin Geigl, Sozialamtsleiter und Sachgebietsleiter im Landratsamt, Ortsvorsteher Hermann Friedrich, Heimverwalter Edgar Günter, Sozialbetreuerin Sandra Faißt, Ehrenamtlichen vom Freundeskreis Asyl und den Flüchtlingen begrüßt. Er sei ge-kommen, so Kern, um sich über Belange und Bedürfnisse der Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft, aber auch aus der aktuellen Flüchtlingssituation im Landkreis Freudenstadt resultierende Probleme zu informieren.

Ein großes Problem sei die Unterbringung vor Ort, erklärte Robert Bornhauser. Er sei besonders stolz darauf, dass der Landkreis bisher noch nicht auf Zelte und Turnhallen zur Unterbringung ausweichen musste. Dennoch sieht Bornhauser nachdenklich in die nähere Zukunft. Seine Bitte an die Politik lautete, eine auch rechtlich konsequente Willkommenskultur zu formulieren: "So wie bisher sollte und kann es nicht weitergehen."

Das Wohnheim in Aach ist ein schmuckes Vorzeigeprojekt, das durch enormes bürgerschaftliches Engagement ein Kaleidoskop an integrativen Möglichkeiten anbietet. Es werden sechsmal pro Woche Deutschkurse mit einer Dauer von jeweils 90 Minuten angeboten. Fahrradwerkstatt, Grundkurs in Verkehrsregeln, "Singen in der neuen Welt", Nähstüble, Fußball, Boxen, Nachhilfe, Führerscheinvorbereitung, Einkaufsfahrten, das alle vier Wochen stattfindende Asylcafé und vieles mehr kommen hinzu – der Ideenreichtum der Ehrenamtlichen kennt kaum Grenzen.

Derzeit, so berichtet Heimverwalter Edgar Günter, wohnten 70 Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Eritrea, Gambia und dem Kosovo. "Meine Jungs aus Gambia", verkündete Günter, "haben aus Eigeninitiative Hauswände, Treppenaufgänge, Decken und den Eingangsbereich renoviert. Alles ist jetzt top-frisch."

Dennoch: Wer die Sprache nicht sprechen, schreiben und lesen kann, wird sich schwerlich integrieren können. Momentan beinhalten laut Robert Bornhauser die aus den vom Land Baden-Württemberg für Flüchtlinge zur Verfügung gestellten Mittel lediglich 93 Euro für die Teilnahme an Sprachkursen. Dem Kreistag Freudenstadt sei es zu verdanken, so der Sozialamtsleiter, dass diese Mittel im Landkreis verdoppelt wurden und somit für jeden Asylbewerber nun 186 Euro für die Teilnahme an Sprachkursen zur Verfügung stehen. Es sei allerdings auf der Anbieterseite noch das personelle Problem zu lösen, damit mehr Sprachkurse angeboten werden können, so Bornhauser.

Werte, Normen, kurz: die Spielregeln der Gesellschaft, auch des deutschen Rechtssystems, müssten neu gelernt und auch anerkannt werden, stellte Timm Kern fest. Sprachkurse sollten deshalb verbindlich an das Aufnahmeverfahren angegliedert werden, damit Asylsuchende "von Anfang an" integriert werden könnten. Das Erlernen des lateinischen Alphabets sei ja für viele auch Neuland, fügte Kern hinzu.

Bevor es zur Besichtigung des Asylbewerberheims ging, ergaben sich viele Gespräche, so wie von Timm Kern gewünscht – füreinander und miteinander, auf Deutsch und Englisch, mit Händen und Füßen. Es wurde gelacht, und es wurden viele Fragen und Bitten geäußert, die aufmerksam notiert wurden.