Initiative: Waldbesitzer in Dornhan wollen die Jagdverpachtung selbst in die Hand nehmen

Der Unterschied ist eklatant: Innerhalb des Zauns wachsen die Jungbäume in die Höhe, außerhalb kommt kaum etwas hoch. Der Grund: Wildverbiss verhindert Naturverjüngung im Wald.

Dornhan. An jungen Tannen, Fichten und sogar Buchen stellen Dornhaner Privatwaldbesitzer zahlreiche Schäden fest. Eine Initiative hat sich gebildet. Ihr Ziel: Die Verwaltung der Jagdgenossenschaft soll privatisiert werden. Dieser gehören alle Eigentümer an, die bejagbare Flächen haben.

Es geht in Fürnsal Richtung Skilift. In dem Wald neben dem Hang würde sich Naturverjüngung durchaus einstellen. Gerhard Pfau zeigt immer wieder auf den Waldboden. Tannensämlinge gibt es jede Menge, vor allem dort, wo es nach einem Holzeinschlag wegen Käferbefalls und Sturmschäden etwas lichter ist.

Die meisten sind aber schon verbissen. Ohne Zaun oder Einzelschutz, etwa mit einer Kappe auf dem Haupttrieb, haben sie überhaupt keine Chance. Das gleiche Bild im Strietwald unterhalb des Bettenbergs: Nur innerhalb des Zauns wachsen die Jungbäume, außerhalb sind die meisten geschädigt.

Der Verbiss ist das eine Problem, abgefegte Rinde das andere. Ein paar Bäume haben es geschafft, einen Meter hoch zu werden. Verbissen werden sie nicht mehr. Jetzt aber reiben Böcke ihr Geweih an den dünnen Stämmen. Die Bäume werden dürr und gehen ein.

Petra Kalmbach aus Fürnsal hat im Zitzmannsbrunnenbachtal bei Jungbäumen einen herben Verlust festgestellt. Bei den 60 bis 70 Zentimeter hohen Tannen sei jede zweite "abgefegt". Sie sorgt sich um Nachhaltigkeit: Wenn hierbei in der Forstwirtschaft 20 bis 30 Jahre "verschlafen" würden, fehle der Wald für eine ganze Generation, erklärt sie. Die Nachhaltigkeit sieht Pfau schon jetzt nicht mehr gegeben.

Naturverjüngung kostet die Waldbesitzer nichts. Aber sie hat noch einen anderen Vorteil: Naturverjüngte Tannen sind bei Trockenheit, wie in diesem Sommer, robuster als Kulturpflanzen aus den Baumschulen.

Jürgen Maier, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft, weist außerdem darauf hin, dass der Dornhaner Wald zertifiziert ist. Die PEFC-Zertifizierung setzt die Einhaltung zahlreicher Kriterien voraus, unter anderem soll der Wald auch naturnah bewirtschaftet werden. Das heiße "Naturverjüngung". Wird das Zertifikat entzogen, könne Holz künftig entweder nur mit Abschlag oder überhaupt nicht mehr verkauft werden.

Die privaten Waldbesitzer tun etwas gegen Wildschäden, wie an den eingezäunten Flächen zu sehen ist. Das ist aber mit einem hohen Aufwand verbunden, der aus ihrer Sicht nicht sein müsste. Mit der Jagdausübung sind sie schon lange nicht mehr zufrieden, und daran wollen sie als Mitglieder der Jagdgenossenschaft nun etwas ändern.

Eine Initiative drängt sich bei der nächsten Jagdgenossenschaftsversammlung am 24. Oktober in Dornhan darauf, dass künftig die Privateigentümer die Jagdpachten vergeben. Das war bisher Aufgabe des Gemeinderats beziehungsweise der Stadt.

Von den rund 4000 Hektar bejagbarer Flächen brächten die Privateigentümer 2900 Hektar ein. Da mache es Sinn, dass sie die Verwaltung der Jagdgenossenschaft übernähmen, sagt Pfau. Es sollen in dem Fall mit den Jagdpächtern Zielvorgaben vereinbart werden. Werden sie nicht eingehalten, soll die Pacht gekündigt werden können. Pfau: "Wenn Naturverjüngung da ist, stimmt das Verhältnis von Wild und Wald. Wir wollen nicht, dass Rehe ausgerottet werden", fügt er hinzu. Es müsse aber möglich sein, dass sich der Wald selbst verjünge.

Die Jagdverpachtung steht nach Auskunft von Pfau im April 2019 wieder an. Der Gemeinderat sei mehrheitlich dafür, wie bisher die Jagdreviere zu verpachten. Die Forstbetriebsgemeinschaft Dornhaner Platte unterstütze dagegen die Initiative der Privateigentümer, die Verwaltung der Jagdgenossenschaft selber in die Hand zu nehmen. Pfau: "Wir wollen zeigen, dass es anders geht."