Stifter mit messerscharfem Verstand

Dornhan. Ältere Dornhaner Bürger kennen sicher noch die Geschichte um den in Amerika reich gewordenen Schustergesellen. Der aktuell wieder in den Blickpunkt gerückte Park Bühler Höhe mit dem Wasserhochbehälter und der 120. Todestag des bekannten Dornhaner Bürgers sind eine Gelegenheit, auf seinen Einsatz für Dornhan zurückzuschauen.

Das Denkmal in der Stadtmitte erinnert mit einem Porträt-Relief von John Buehler und seiner zweiten Frau Rosa an den Wohltäter. Dieses wurde 1908 errichtet. Zum Gedenken an den Stifter der Wasserversorgung ließ die Stadt nach deren Fertigstellung 1889, vor 130 Jahren, auf dem Hochbehälter auf der Bühlerhöhe einen Gedenkstein errichten. Bei dessen Einweihung im August 1890 war Bühler dabei.

"Treffpunkt Bühler-Denkmal" – diese Ortsangabe ist längst ein geflügeltes Wort in Dornhan und bezeichnet den Platz mit dem Denkmal vor dem Farrenstall.

Wie verlief nun das Leben von Johann "John" Bühler: In Fluorn hatte er das Schuhmacherhandwerk erlernt. Mit 22 Jahren wanderte der Schustergeselle 1854 mit seiner Mutter nach Amerika aus. In der aufstrebenden Metropole Chicago arbeitete sich der Schwabe vom Schuhverkäufer hinauf zum Gründer und Direktor einer angesehenen Bank. Bühler wurde zum Stadtrat gewählt, später sogar zum Senator im Kapitol (Parlament) des Staates Illinois in Springfield.

Für Immobilien hatte John Bühler ein Händchen. Ihm gehörten Brauereien und Anteile an Eisenbahnen. Er war ein Geschäftsmann mit scharfem Verstand und Urteilsvermögen. Privat war er für seinen Humor, seine Bescheidenheit und seine Hilfsbereitschaft bekannt. Als er es sich leisten konnte, besuchte Bühler per Schiff, Eisenbahn und Kutsche mehrmals seine Heimatstadt.

Die Unterschiede zwischen seiner neuen Heimat und der beschaulichen schwäbischen Kleinstadt konnten deutlicher nicht sein: Während in Chicago die ersten Wolkenkratzer entstanden, versorgten sich die Dornhaner noch mit Wasser aus Brunnen. Brände wurden mit Ledereimern und handbetätigten Pumpen gelöscht. Dabei blieb es bei Versuchen, denn es ist überliefert, dass die Dornhaner Altstadt bei verheerenden Stadtbränden mehrmals abbrannte.

Wohltäter spendet für die Wasserversorgung

Diese Tragik erkannte Bühler. Mit einer großzügigen finanziellen Spende ermöglichte er die erste, damals moderne Wasserversorgung der Stadt, und zwar von Quellen im Zitzmannsbrunnenbachtal aus mittels eines leistungsfähigen Pumpwerks. Das original erhaltene Wasserhäusle im Tal, das einstige Pumpwerk und der Wasserhochbehälter auf der Bühler Höhe sind Zeugnisse dieser Errungenschaft.

1890 ernannte die Stadt ihren Wohltäter zum Ehrenbürger. Mit dem damaligen Stadtschultheiß Knaus führte dieser einen regen Schriftwechsel, wodurch er stets über die aktuellen Sorgen in seiner Heimatstadt informiert wurde. Spenden für weitere Projekte folgten: etwa 5000 Dollar für eine neue Orgel für die Kirchengemeinde. In seinem Testament vermachte er 5000 Dollar für den Bau einer Realschule. Seine Frau Rosa, die auf dem Denkmal in der Stadtmitte mit ihrem Gatten verewigt ist, setzte mit einer 10 000-Mark-Spende für den Erhalt des Gedenksteins auf der Bühler Höhe und für Kinder und Arme den Schlusspunkt unter die Wohltaten.

John Bühler starb am 8. Mai 1899 in einem kalifornischen Kurort im Alter von 68 Jahren an Krebs. Bei seinem Begräbnis in Chicago folgten, so ist es überliefert, mehr als 300 Kutschen mit Ehrengästen seinem Sarg zum Waldfriedhof. Auch auf der Bühler Höhe fand eine Gedenkfeier zur Würdigung des Wohltäters statt.

In Dornhan wurden aus dem Bühler-Fonds, den die Stadt einrichtete, bis Mitte der 60er-Jahre Kinderfeste zu Ehren von John Bühler veranstaltet. Aus Anlass des 100. Todestags feierte Dornhan seinen Wohltäter 1999 mit einem großen Kinderfest und mit einer Ausstellung im Rathaus. Um ihren einstigen Gründer zu ehren, wurde der Realschule 2006 der Name "John-Bühler-Realschule" verliehen.