Robert Trautwein beendet seine kommunalpolitische Zeit. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Robert Trautwein blickt auf eine 40-jährige kommunalpolitische Karriere zurück

Fast 40 Jahre Ortschaftsrat, 30 Jahre Stadtrat und 15 Jahre Ortsvorsteher: Robert Trautwein verabschiedet sich jetzt aus der Kommunalpolitik. Er hat alle seine Ämter niedergelegt und hat auch nicht vor, wie er betont, sich in die Kommunalpolitik nochmals einzumischen.

Sulz-Dürrenmettstetten. Es ist eine außergewöhnlich lange kommunalpolitische Karriere, auf die Robert Trautwein zurückblicken kann. Schon als junger Mensch sei er politisch interessiert gewesen.

Er stammt aus Boxberg, heiratete in Dürrenmettstetten seine Frau Renate, blieb hier und integrierte sich sehr schnell im Ort. Bereits mit 24 wurde er Vorsitzender des Dürrenmettstetter Sportvereins – und kam in der Funktion auch schon mit der Kommunalpolitik in Berührung. Als er 1980 erstmals für den Ortschaftsrat Dürrenmettsteten kandidierte, wurde er auf Anhieb gewählt. Seit 1989 sitzt für die CDU im Sulzer Gemeinderat, Fraktionschef ist er mittlerweile seit 15 Jahren. Die CDU ist seine politische Heimat, auch wenn er mal zu Brandts Zeiten die SPD gewählt hatte. So hat er auch das nicht gerade zufriedenstellende Ergebnis der CDU-Liste bei den Kommunalwahlen im Mai mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Mit ihm selbst und dem ebenfalls nicht wieder angetretenen Lutz Strobel aus Holzhausen fehlten allerdings zwei Persönlichkeiten, die jeweils viele Stimmen auf sich vereinen konnten. Die politische Großwetterlage habe ebenfalls zu dem schlechten Resultat beigetragen.

Robert Trautwein konnte im Gemeinderat, was allerdings selten während der öffentlichen Sitzung vorkam, verärgert reagieren, wenn er etwas nicht akzeptierte oder sich persönlich angegriffen fühlte. Der Zorn war zumeist schnell verraucht. Das Klima im Gremium empfand er jedenfalls als gut: Zumeist sei es, auch bei kontroversen Diskussionen, um die Sache gegangen. Grabenkämpfe, wie in anderen Gemeinderäten, hätten nicht stattgefunden.

Dabei waren durchaus schwierige Entscheidungen zu treffen, etwa im Zusammenhang mit dem Bundeswehrareal, der Umgehungsstraße und dem Backsteingebäude in den Neckarwiesen. In der Zeit mussten die Stadtteile zurückstehen. "Alles Geld geht nach Sulz", wurde dem Gemeinderat vorgeworfen. Er selbst hatte zunächst Zweifel, ob es, die Neckarwiesen betreffend, gute Entscheidungen waren. Den Optimismus von Stadtbaumeister Reiner Wössner konnte er zunächst nicht teilen. Dann war er aber doch beeindruckt, was in dem Gebiet entstanden ist.

Ein Stadtrat müsse sich um seinen eigenen Stadtteil kümmern, aber andererseits die Gesamtstadt im Auge behalten, erklärt Trautwein. Neben Dürrenmettstetten galt sein Interesse immer auch anderen Ortsteilen und natürlich der Kernstadt. Heute kann er sagen: "Ich habe zu allen Stadtteilen ein sehr gutes Verhältnis. Ich bin immer gut aufgenommen worden."

Als Ortsvorsteher war er Nachfolger von Karl Jäkle, in dessen Ära der Ausbau der Ortsdurchfahrt in Dürrenmettstetten fiel. Trautwein, seit 2004 im Amt, brachte das Vorhaben zu Ende. Die Flurbereinigung lag damals in den letzten Zügen. Er ging die Erschließung des Baugebiets "Tiergarten" an, weshalb er von manchen belächelt worden sei. Nach sechs Jahren sind gerade noch drei Bauplätze frei, einer davon ist reserviert. "Die Entwicklung hätte ich mir nicht vorstellen können", gibt Trautwein zu. Sie sei wichtig für die Infrastruktur gewesen.

Dass die Schule jedoch mangels Erstklässler nicht mehr gehalten werden konnte, sah er ein. Für den Erhalt des Kindergartens hat er gekämpft und dem Gemeinderat eine Lösung abgerungen, mit der die Dürrenmettstetter leben können.

Viel Energie steckte er in die Ortsmitte mit Platzgestaltung und einem Dorfgemeinschaftsraum in einem Mehrfamilienhaus. Die Pläne waren weit fortgeschritten, als Trautwein gewissermaßen ausgebremst wurde. In zehn Minuten habe ihm der Bürgermeister erklärt, dass die Stadt mit dem Rathausumbau in Glatt ins Rennen gehe. Trautwein: "Da hatte ich einen Moment erwogen, mein Amt abzugeben." Dass es dann mit Glatt nicht geklappt hat, das "habe ich nicht gewünscht", versichert er.

Mittlerweile geht es mit einer abgespeckten Planung in Dürrenmettstetten weiter. Zwei alte Häuser sind abgebrochen worden, und für den Dorfgemeinschaftsraum soll nun ein ELR-Antrag gestellt werden.

Als Ortsvorsteher müsse man Ziele im Auge haben und sie verfolgen. Dass man es dabei nicht jedem recht machen kann, liegt auf der Hand. "Bei allen beliebt zu sein, geht nicht. Irgendwann muss man auch mal jemanden enttäuschen", weiß Trautwein. Bei einigen Entscheidungen sei seine Frau die Leidtragende gewesen, wenn sie im Ort nicht mehr gegrüßt wurde. Doch habe ihm zuletzt auch das Klima im Ortschaftsrat nicht mehr zugesagt: "Ich musste oft als Sündenbock herhalten, wenn im Gemeinderat Entscheidungen fielen, die dem Ortschaftsrat nicht gefielen." Mit 68 wollte er sich das nun nicht mehr antun.

Trautwein ist derzeit auf Abschiedstour. So kam er auch zum Spatenstich des Abwasserverbands Unteres Glatttal auf dem Brachfeld (wir berichteten). Die an dem Bauvorhaben Beteiligten kannte er alle. In seiner kommunalpolitischen Zeit habe er viele Menschen kennen- und schätzen gelernt – "sie werde ich vermissen".