Der Vorsitzende des Netzwerks SonNe, Karl Erler (links), und sein Stellvertreter Horst Schönherr sitzen in der "SonNe"-Stube im Dormettinger Schulhaus, wo die Gruppentreffen stattfinden. Die "Stube" ist mit Sofa, Sesseln und Grünpflanzen gemütlich eingerichtet. Die "Wohnzimmer-Atmosphäre" soll dazu beitragen, dass sich die Besucher dort wohlfühlen. Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Netzwerk "SonNe" will Angebot ausweiten / Erler: "Problem mit der Pflichtversicherung ist gelöst"

Eine Erfolgsgeschichte ist das soziale, nachbarschaftliche Netzwerk SonNe in den drei D-Gemeinden Dotternhausen, Dormettingen und Dautmergen. Die Zahl der Hilfseinsätze und -stunden steigt weiter. Der gemeinnützige Verein sucht dringend nach ehrenamtlichen Helfern.

Dotternhausen/Dormettingen/Dautmergen. Das Netzwerk firmiert seit 2011 als eingetragener Verein, zuvor, so der Vorsitzende Horst Erler, sei man als "lose Gemeinschaft" tätig gewesen. Der Verein hat 620 Mitglieder und an die 60 ehrenamtliche Helfer. 2018 leisteten diese 4398 Einsatzstunden ab. Die Arbeitseinsätze koordinieren in Dotternhausen Carolin Kerner und Monika Lorcher, in Dormettingen Karin Rauscher und in Dautmergen Andrea Wager. Sie sind beim Verein angestellt.

Ziel ist es, alten oder kranken Menschen zu helfen, dass sie möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, ihnen soziale Kontakte zu ermöglichen, pflegende Angehörige zu entlasten, hilfsbereiten Menschen zu ermöglichen, sich in der Dorfgemeinschaft sinnvoll einbringen zu können und soziale Kontakte im Dorf und zwischen den Mitgliedsdörfern zu fördern.

"Wir blicken auf eine rasante Entwicklung zurück und sind derzeit absolut ausgelastet", betont der stellvertretende Vorsitzende Horst Schönherr: "Wir stoßen an unsere Grenzen." Denn bei denjenigen, die Hilfe brauchen, sei inzwischen auch die "Hemmschwelle" gesunken, nach Unterstützung anzufragen.

Daher suche der Verein dringend nach weiteren ehrenamtlichen Helfern, denn: "Die Nachfrage nach Hilfsleistungen steigt, und wir haben auch weitere Angebote im Blick." So soll in diesem Jahr das Projekt "Mittagessen in Gemeinschaft" starten, zudem will der Verein ein "betreutes Mittagessen" sowie einen weiteren Spielenachmittag sowie einen Bastelnachmittag im Winterhalbjahr anbieten.

Das alles könne aber nur angegangen werden, wenn weitere Ehrenamtliche zur Verfügung stünden. "Kein Helfer sollte sich durch die vom Gesetzgeber geforderte 30-stündige Ausbildung abschrecken lassen", betont Erler. Bei manchen, etwa Krankenschwestern und Altenpflegern, sei ein solche Ausbildung wegen der beruflichen Vorkenntnisse auch nicht nötig. Die Ausbildung müsse nicht an einem Stück, sondern könne "in absehbarer Zeit" absolviert werden. So plane der Landkreis, Blockkurse am Zollernalb-Klinikum anzubieten. Die Kosten für die Ausbildung, die auch im Privatbereich von großem Nutzen sein könne und Grundkenntnisse im Umgang mit Demenzkranken und in der Kinästhetik in der Pflege vermittele, übernehme der Verein.

Ein drängendes Problem konnte inzwischen – auch mit Hilfe der Politik – gelöst werden, wenngleich Erler und Schönherr mit dem Kompromiss mit der Berufgenossenschaft für Gesundheitswesen und Wohlfahrt nicht ganz einverstanden sind, "weil er keinen ehrlichen und transparenten Weg" darstelle. Sie waren in dieser Angelegenheit auch schon beim CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß vorstellig geworden.

Es geht um die Unfallversicherung für die ehrenamtlichen Helfer. Diese waren bisher beitragsfrei gesetzlich unfallversichert. Die Berufsgenossenschaft, so die beiden Vorsitzenden, habe dann gefordert, dass sich die Helfer selbst versichern müssten, sobald sie für ihren Einsatz bezahlt würden: "Das hätte wohl das Ende für das Netzwerk bedeutet." Denn der Verein hätte die Versicherungen für die Helfer nicht aufbringen können, denen man aber auch nicht zumuten könne, sich für ihren Einsatz selbst zu versichern.

Pro Arbeitsstunde erhalten die "SonNe"-Helfer acht beziehungsweise zehn Euro, je nach Tätigkeit. "Damit liegen wir unter den Mindestlöhnen", betont Erler. Und Schönherr sagt, dass man kaum Engagierte finde, wenn diesen nichts bezahlt würde: "Sie hätten das Gefühl, ausgenutzt zu werden." Und auch die "Klienten" würden für die Hilfeleistungen gerne etwas geben: "Das ist einfach eine kleine Anerkennung für die geleistete Arbeit." Die Hilfesuchenden bezahlen die Einsätze mit einem Aufschlag von 1,50 Euro je Einsatzstunde direkt ans Netzwerk, das dann wiederum die Helfer entlohnt.

Mit diesem Aufschlag, so Erler, werde der Betrieb des Netzwerks mit Büro und den angestellten Einsatzleiterinnen bezahlt: "Das Geld reicht aber bei weitem nicht aus, so dass wir auf Mitgliederbeiträge und vor allem auch auf Spenden angewiesen sind." Und noch eins: Jeder, der in einer Pflegestufe sei, erhalte über die Pflegeversicherung 125 Euro pro Monat für "Hilfe im Alltag", unter die auch die SonNe-Einsätze fallen würden.

In diesem Zusammenhang weisen die Vorsitzenden darauf hin, dass die "SonNe" als gemeinnütziger Verein nur "echte Hilfsbedürftige" unterstützen könne, also Menschen, die als pflegebedürftig eingestuft seien, die einen Schwerbehindertenausweis oder ein ärztliches Attest hätten: "Wir sind keine billige Putzhilfe und auch keine Konkurrenz zu Gebäudereinigungs- oder Taxiunternehmen." Auch dürfe der Verein keine Pflegedienste anbieten.

Weitere Informationen: gibt es in den Netzwerk-Büros in Dotternhausen und Dormettingen, Telefon 07427/4 19 95 38 und 07427/4 19 98 26.

An individuellen Hilfeleistungen bietet das Netzwerk Arbeiten im Haushalt und im Garten inklusive Schneeräumen an sowie Unterstützung bei Arzt- oder Behördenbesuchen. Dazu kommt die häusliche Betreuung sowie die Kinderbetreuung. Von den 4398 Einsatzstunden im Jahr 2018 entfielen 1545 auf Hilfen in Haus und Garten, 1558 auf häusliche Betreuung und Entlastungsleitungen nach dem Pflegegesetz, 160 auf die Kinderbetreuung und 1135 Stunden auf Gruppenangebote wie die SonNen-Stuben, Gymnastik, die Kleinkinderbetreuung (SonNen-Käfer), auf Senioren- und Spielenachmittage. In Dotternhausen wurden 2018 2308 Einsatzstunden abgeleistet, in Dormettingen 1772 und in Dautmergen 318 Stunden.