Anton Müller stützt sich lässig auf den Dreibock eines frisch gesetzten Obstbaums. Die Streuobstwiesen im Osten der Gemeinde Dormettingen mit Blick auf den Kirchturm haben es dem Bürgermeister besonders angetan. Foto: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Anton Müller: Mein Lieblingsplatz in Dormettingen / "Großes Entwicklungspotenzial nach Zentralisierung des Bauhofs"

Bürgermeister Anton Müller steht auf einer Streuobstwiese und genießt "den außergewöhnlich schönen Blick" auf den Ort. "Das ist das fast unbekannte, grüne Dormettingen", sagt er, während die Gemeinde auf der anderen Seite industriell geprägt sei.

Dormettingen. Müller gerät ins Schwärmen angesichts des noch intakten Streuobstgürtels mit dem Naturschutzgebiet Riedbachtal. "Das ist einfach ein idyllischer Ort, der Ruhe ausstrahlt."

Auf der anderen Seite der Ortsdurchfahrt hingegen seien die großen Unternehmen angesiedelt, die zusammen rund 450 Arbeitsplätze im Ort bieten. Da das Gewerbegebiet Bubensulz inzwischen fast vollständig belegt sei, wolle die Gemeinde über die Änderung des Flächennutzungsplans neue Standorte fürs Gewerbe erschließen: "Da gibt es mehrere Optionen."

Inzwischen, sagt Müller, mache sich die familien- und kinderfreundliche Politik der Gemeinde stark bemerkbar. Die Einwohnerzahl wachse weiter und habe Anfang des Jahres die 1100er-Marke genommen. Inzwischen seien es bereits mehr als 1120 Einwohner. "In einem Jahr haben wir ein Plus von vier Prozent: Das ist verrückt." Dieser Zuwachs gründe sich aber nicht nur auf Zuzüge, auch bei der Geburtenzahl gebe es eine erfreuliche Entwicklung. Diese wirke sich auf den Kindergarten aus. Dort müsse die Krippenkleingruppe von fünf auf zehn Plätze aufgestockt werden. Dass der Schulstandort geschlossen wurde, sei schade. Im Schulgebäude soll in Abstimmung mit dem Schulamt und den Gemeinden Dotternhausen und Dautmergen sowie mit dem sozialen Netzwerk SoNne ein Zentrum für Seniorenarbeit entstehen.

Auch das Baugebiet Bruck sei bis auf wenige Plätze bebaut, während die Nachfrage nach Bauland ungebrochen anhalte. Derzeit veräußere die Gemeinde Bauflächen nur noch an Personen, die "einen nahen Bezug zu Dormettingen haben". Müller: "Da gibt es einen vom Gemeinderat festgelegen Kriterienkatalog." Für 2020 sei die Erweiterung des Gebiets Bruck um 17 Plätze anvisiert, von denen 13 der Gemeinde gehörten. Des Weiteren würden Baulücken innerorts genutzt, die meisten der zahlreichen Mietwohnungen in Dormettingen seien ebenfalls belegt.

Thema Innenentwicklung: Mit dem Gebiet Kaffeebühlstraße sei die Gemeinde in dieser Hinsicht einen wichtigen Schritt vorwärts gekommen. Dort entstehen 14 Wohneinheiten in einem Mehrfamilienhaus und in Reihen- beziehungsweise Doppelhäusern – darunter auch "Starterwohnungen" für junge Dormettinger, die man im Ort halten wolle.

Eine Herkulesarbeit stehe für Gemeinderat und Verwaltung mit der Überplanung und Erschließung des Bereichs zwischen altem Feuerwehrhaus, Rathaus und alter Dreschhalle an. "Die Gemeinde besitzt dort ein Areal mit gewaltigem Entwicklungspotenzial." Voraussetzung dafür sei allerdings die Zentralisierung des Bauhofs, der noch über mehrere Standorte verteilt sei und im Außenbereich neu gebaut werden müsse.

Auf Eis gelegt sei das Mühle-Areal an der Ortsdurchfahrt. Auch der Abbruch des ehemaligen Bankgebäudes, in dem sich das Lebensmittelgeschäft sowie die Wohnung für Asylbewerber befinden, werde sich noch etwas hinausziehen. "Wir warten auf einen Richtungszeig in Sachen Ortsumgehung." Sollte diese gebaut werden, bestünden für das Mühle-Areal ganz andere Entwicklungsmöglichkeiten.

Müller geht davon aus, dass sich der Kreistag noch in diesem Jahr mit der Umgehung befassen wird. Der Bürgermeister ist optimistisch: "Wir haben eine Machbarkeitsstudie und einen Finanzierungsplan, der zeigt, dass der Kreis die Straße nie wieder zu den derzeitigen Konditionen erhalten wird." Für die große Umgehungsvariante wird mit reinen Baukosten von 6,5 Millionen Euro gerechnet, die Gemeinde wolle bis zu vier Millionen beisteuern. Dieses Geld soll über die Rekultivierungsgebühren für den neuen Schieferbruch refinanziert werden. "Wir reden hier von einem Zeitraum von 30 bis 35 Jahren." Die Straße sei eine Zukunftsinvestition, versichert Müller. Denn für die Verfüllung des Bruchs würden mindestens 1,9 Millionen Tonnen Fremdmaterial benötigt. Dieses Material werde vorwiegend über die B 27 und Ortsdurchfahrt transportiert. "Mit der Umgehung würde die Belastung durch den Schwerlastverkehr ganz wegfallen."

Bedenken in den Nachbargemeinden, etwa in Isingen, durch den Bau der Umfahrung mehr Verkehr ins Dorf zu bekommen, nimmt Müller zur Kenntnis, betont aber: "Natürlich sind wir für eine Gesamtlösung. Diese kann aber aufgrund des speziellen Zeitfensters für Dormettingen nicht in einem Guss kommen."

Stichwort SchieferErlebnis: Der Erlebnispark mit Restaurant, See, Amphitheater sowie Spiel- und Klopfplatz sei ein riesiger Gewinn für die Gemeinde. Der reguläre Betrieb ist laut Müller noch ausbaufähig, hingegen müsse man beim Veranstaltungsbetrieb etwas bremsen, weil dieser mit dem Restaurant und dem Tagesgeschäft kollidiere: "Wir haben mehr Anfragen als wir an Veranstaltungen zulassen können."

Auch aus der Bürgerschaft gebe es hinsichtlich des SchieferErlebnisses nur positive Rückmeldungen. Einen Wermutstropfen freilich gibt es: "Wir können den Schiefersee aufgrund der damit verbundenen Anforderungen und Auflagen nicht generell zum Baden freigeben. Aber bei Einzelveranstaltungen wie dem ›Tag des Wassers‹ wird auch weiterhin das Baden im See möglich sein", versichert Müller.

In unserer Serie "Mein schönster Platz" stellen wir in lockerer Folge die "Lieblingsplätze" der Bürgermeister in ihren Gemeinden im Oberen Schlichemtal vor. Sie erzählen, weshalb ihnen genau dieser Ort wichtig ist, was er Besonderes zu bieten hat. Nicht außer Acht gelassen werden dabei die aktuellen kommunalpolitischen Entwicklungen.