Bitte fragen: An vier "Inseln" wird zum Schieferabbaugebiet beantwortet, was noch nicht beantwortet war. Foto: Ungureanu

Auch in Dormettingen haben Bürger noch Gesprächsbedarf. Von hartnäckigen Widersachern keine Spur.

Dormettingen - Emissionen, Ersatzbrennstoffe, Ölschiefer-Abbau, Rekultivierung und Holcim – klingt bekannt, oder? Beim Bürgerdialog in Dormettingen ging es um das geplante Abbaugebiet Ost. Dazu gab es auch hier viele offene Fragen. Aber etwas war anders: Die hartnäckigen Widersacher waren nicht erschienen.

Vielleicht lag es an der Art und Weise, in der kritische Angelegenheiten in Dormettingen angegangen werden. Es sei wichtig, die Bürgerschaft zum richtigen Zeitpunkt mitzunehmen und mit einzubinden, sagte Bürgermeister Anton Müller. Ziel sei es, ein solches Vorhaben "möglichst verträglich für die Gemeinde" umzusetzen, darin auch Chancen zu entdecken und "anders als in einer Nachbargemeinde" den Dorffrieden zu bewahren.

Dass es auf beiden Seiten einen Gewinn geben kann, zeige der Schiefererlebnispark, der den Stellenwert von Dormettingen deutlich verändert habe, sagte Müller. Und die Umgehungsstraße, die durch die Einnahmen bei der Deponierung von Erdaushub auf zu rekultivierenden Flächen mit finanziert werden soll. Und breitere Feldwege, die Holcim anstelle der bisherigen Wege baue. "Das alles war kein Geschenk von Holcim", sagte Müller, "es waren harte Verhandlungen, wir haben über Jahre um diese Dinge gekämpft." Und in Dormettingen stünden weitere große Projekte im Raum. Dass der Ölschiefer da sei, müsse als Chance betrachtet werden: "Wir sind steinreich", sagte der Bürgermeister, "wir müssen es nur sehen."

Andreas Junginger, Leiter der Gewinnungsbetriebe bei Holcim, erklärte, dass das Westfeld in Richtung Dautmergen weitgehend abgebaut und rekultiviert sei. Ab August oder September werde das Ostfeld jenseits der Kreisstraße in Angriff genommen. Um den Abbau, der voraussichtlich bis 2055 dauern werde, für die Bürger verträglich zu gestalten, werde auf Sprengungen verzichtet, es sei ein 160-Tonnen-Mobilbrecher angeschafft worden, 23 Liter Hubraum, die Schaufel fasse 5,7 Kubikmeter: "Unser neues Spielzeug", sagte Junginger. Bei der Rekultivierung werden rund neun Millionen Tonnen Erdaushub benötigt.

Filteranlagen? Schadstoffausstoß? Dazu hatte Holcim-Werksleiter Dieter Schillo Erklärungen parat. Es gebe viele verschiedene Methoden, um Staub und Schadstoffe herauszufiltern, sagte er. Aber was für ein Werk passe, passe für ein anderes nicht. Wenn zum Beispiel besonders viel Schwefel oder besonders viele organische Bestandteile in dem Material seien, benötige man auch besondere Maßnahmen, um sie herauszufiltern. In der Tat gebe es für Dotternhausen eine "rohstoffbedingte Ausnahme", und die SCR-Anlage löse das Problem nicht: "Auch dann würden wir diese Ausnahme brauchen." Ziel sei es aber, diese "Ausnahme" in zehn Jahren nicht mehr in Anspruch nehmen zu müssen. Wichtig sei für Holcim, Planungssicherheit zu haben: "Wenn wir die nicht haben, wird es keine Investitionen mehr geben." Stichwort Seilbahn.

An vier "Inseln", die Piet Sellke und sein Team von der Mediationsfirma Adribo aufgebaut hatten, wurden Fragen zum "Ostfeld", zur Rekultivierung, zu Umgehungsstraße und Erddeponie sowie zu Emissionen und Ersatzbrennstoffen gestellt. Unter anderem wurde gefragt, ob der Erdaushub für die Rekultivierung aus der Region komme oder von "Stuttgart 21"? Was geschehe, wenn ein Grundstückseigentümer nicht verkaufen wolle? Wie die Grundstückspreise seien? Ob die Entwässerung eine Gefahr für die Wälder und Gemeinden sein könne? Ob es nicht umweltfreundlicher sei, Gas anstatt Ölschiefer zu verbrennen? Diese und die vielen anderen Fragen werden allesamt beantwortet und demnächst auch online abrufbar sein.