Sandra Uhlich. Foto: eyecatcher-fotodesign/Sabine Schueler Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Aktion mit Mitmachprogramm gastiert in Donaueschingen / 4. bis 7. Juni auf dem Schulhof der Realschule

Die Aktion "Werde Weltfairänderer" gastiert in Donaueschingen. Die Organisatorin erzählt, warum es sich lohnt, vorbeizuschauen.

Frau Uhlich, bei der preisgekrönten Aktion "Werde Weltfairänderer" werden Kinder und Jugendliche mit Workshops, Mitmachaktionen, Vorträgen und Diskussionen für Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sensibilisiert. Da steckt viel Arbeit drin. Nur: Die Einbindung der Bevölkerung ließ bei vorherigen Veranstaltungen zu wünschen übrig. Warum trägt diese Brücke nicht?

Die Zivilgesellschaft vor Ort war im Vorfeld immer eingebunden. Aber es kommen in der Tat schon hin und wieder mal weniger Menschen, als man sich das gewünscht hätte. Leider stehen wir mit den Zelten in geschlossenen Schulhöfen, die für die Öffentlichkeit nicht dauerhaft zugänglich ist. Da wäre sicher mehr möglich gewesen, mit Aktionen außerhalb des Schulgeländes die Bevölkerung anzusprechen.

Wie lässt sich in Donaueschingen gegensteuern? Die Realschule liegt auch nicht gerade im Zentrum.

Die Kontakte zu den Menschen hier vor Ort können wir als Team von der Diözesanebene aus nicht knüpfen. Die Materialien, Flyer und Plakate, hängen aus und werden verteilt. Ich hoffe, dass die beteiligten Partnerinnen und Partner jetzt schon Werbung machen. Hauptzielgruppe sind aber die Schülerinnen und Schüler dieser Schule. Hier in Donaueschingen haben wir zum Beispiel auch das Seelsorgeteam der Seelsorgeeinheit eingebunden. Die machen am Montag einen interreligiösen Gottesdienst.

Im Kern ist es also eine Mund-zu-Mund-Propaganda am Ort?

Ja, das stimmt. Gemeinsam mit der Unterstützung durch lokale Medien, die für uns sehr wichtig ist.

Das Bildungsangebot "Werde Weltfairänderer" ist pro Jahr nur drei- bis viermal unterwegs. Haben Sie viele Bewerbungen auf dem Tisch?

Ja, in der Tat. Es ist wirklich sehr schön zu spüren, dass die Schulen im Erzbistum Freiburg das als interessantes Angebot sehen. Anfragen kommen einerseits von den Schulen selbst, wenn eine engagierte Schulleitung oder Lehrkraft sieht, dass unsere Themen genau in den Unterricht passen. Weitere Anfragen kommen aus den katholischen Jugend- und Schulorganisation.

Da müssen Sie ja eine Auswahl treffen. Warum bekam Donaueschingen den Zuschlag?

Wir entscheiden das weniger nach dem Ort, sondern nach dem Engagement des Teams vor Ort. In Donaueschingen war das Team sehr engagiert. In der Realschule kamen schon die ersten Ansätze für das Thema Fairer Handel von den Schülerinnen und Schülern selbst. Wie etwa beim Automaten "Fairomat". Das war für uns der Ansatz für den ersten gemeinsamen Schritt.

Wie finanzieren sich die Weltfairänderer?

Das Weltfairänderer-Projekt lief seit 2013 bis 2017 in einer Projektphase. Da wurde die finanzielle Seite streng beäugt. Spätestens, als wir in der Projektphase den Umweltpreis verliehen bekamen, war klar, dass wir mit diesem sinnvollen Projekt tatsächlich die Menschen erreichen, die wir erreichen wollen. Mit dem Jahreswechsel wurden das Projekt und meine Stelle verstetigt. Es gibt ein kleines Budget. Zuschüsse beantragen wir über den Landesjugendplan und die Schulpastorale im Ordinariat Freiburg. Zudem tragen die Schulen ihren Anteil zu den Finanzen bei. Die Schulen zahlen für jeden Schüler und jede Schülerin, die einen unserer Workshops besuchen, 1,50 Euro. Wir als Team sind in der Regel mit acht bis zehn Leuten eine Woche vor Ort. Von der Schule bekommen wir die Verpflegung bezahlt. Für die Nachmittagsaktionen muss die Schule dann selbst mit ihrem Budget haushalten. Wir helfen dafür auch bei der Sponsorensuche, die offenbar auch in Donaueschingen erfolgreich gelaufen ist. So bekommen die Schulen diese Aktionstage meist Null auf Null geregelt.

Was sind nach Ihrer Erfahrung die Angebote, die Jugendliche am stärksten beeindrucken?

Bei den Workshops vormittags ist es weniger ein Thema, sondern die Art und Weise wie wir arbeiten. Methoden, die wir aus der Jugendarbeit kennen und lieben, bringen wir mit an die Schule. Es geht darum Sachen auszuprobieren, nachzuspüren oder anzufassen. Zum Beispiel wird im Schokoladenworkshop erzählt, dass bei der Kakaoernte achtjährige Kinder zehn Stunden am Tag schwere Säcke schleppen müssen. Da haben wir so einen zehn Kilo schweren Sandsack dabei. Jedes Kind darf ihn hochheben. Auch wenn mancher Witze macht: Dieses Erlebnis prägt sich ein.

Sie bringen sogenannte Teamer nach Donaueschingen. Was sind das für Leute?

In Donaueschingen sind wir zu acht. Eine Teilnehmerin des Freiwilligen Sozialen Jahres, ich und sechs Teamerinnen und Teamer. Das sind junge Erwachsene; in der Regel 20 bis 25 Jahre alt und aus der Jugendarbeit kommend. Egal ob sie Ministrant(in), Pfadfinder(in) oder aus anderen Verbänden waren: Sie wissen, wie man vor einer Gruppe steht, kennen Pädagogik und Didaktik. Sie haben ihre Grundkurse und Schutzschulungen besucht. Dazu kommen Menschen mit einem Spezialinteresse an Nachhaltigkeit, globale Gerechtigkeit und Fairtrade. Alle werden, wenn sie in dem Weltfairänderer-Pool sind, kontinuierlich geschult. Häufig sind es Lehramtsstudierende, aber auch Studierende der Sozialwissenschaften oder Theologie oder Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Wie muss man sich Ihre kleine Zeltstadt vorstellen?

Es werden ab Sonntagmittag drei Zelte aufgebaut. Das Hauptzelt ist das schwarze Zelt. Das ist eine Jurte. Dort wird sich die ganze Zeit das Fair-Café befinden. Hier gibt es fairen Kaffee, Kakao, Tee und Süßigkeiten. Mit dem Angebot gehen wir gegen das Vorurteil an, Fairtrade schmeckt nicht. Natürlich ist das Zelt auch ein Ort der Kommunikation. Das Zirkuszelt ist ein Zelt, in dem Workshops stattfinden, das dritte Zelt heißt einfach Workshop-Zelt. Der Zweck ist klar. Jeweils zwei Workshops finden parallel statt. Zudem gibt es in den Zelten kleine Ausstellungen, die sich selbst erklären.

Wo ist das Team untergebracht?

Wir schlafen in der Realschule mit Schlafsäcken und Isomatten. Zu Frühstück und Abendessen verpflegen wir uns selbst. Zum Mittagessen gehen wir in die Mensa. Wir sind also 24 Stunden vor Ort.

Ein hoher Einsatz.

Aber ja!

  Die Fragen stellte Jens Wursthorn

Sandra Uhlich, 43, ist Bildungsreferentin beim BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) Freiburg. Sie ist zuständig für das Bildungsangebot "Werde Weltfairänderer" und den Themenbereich Eine-Welt-Arbeit und Nachhaltigkeit im BDKJ Freiburg. Sie hat zunächst das Studium der Forstwissenschaft als Diplom-Forstwirtin und danach einen Master in Umwelt und Bildung aufgesattelt. "Werde Weltfairänderer" findet von 4. bis 7. Juni auf dem Schulhof der Realschule statt. Die Nachmittagangebote sind frei zugänglich. Fahrradpflege oder Slackline (Montag) Grenadine-Drinks mixen, Lesezeichen häkeln oder ein Krimispiel (Dienstag), Cajon spielen, Workshop zu Wasser und Kaffee (Mittwoch) oder die Herstellung von Papier-Pflanztöpfchen (Donnerstag) sind nur eine Auswahl. Jeweils abends ab 18 Uhr gibt es von Montag an einen interreligiösen Gottesdienst, ein Grill-Lagerfeuer, eine Vorstellung des Projektes Elimu4Afrika und einen Filmabend mit dem Streifen "Monsieur Claude und seine Töchter."