Mit Kartons und Papier bringen die Schüler des Fürstenberg-Gymnasiums ihre Vorstellung vom Leben Hölderlins im Tübinger Turm zum Ausdruck. Foto: Faigle Foto: Schwarzwälder-Bote

Festival: Fürstenberg-Gymnasiasten beteiligen sich an "Upgrade"

Donaueschingen. "Komm, ins Offene, Freund!" beginnt eine berühmte Elegie des Dichters Friedrich Hölderlin. Es hätte sinngemäß die Aufforderung an Jugendliche der neunten Klassen des Fürstenberg-Gymnasiums sein können, sich an einem Projekt von "Upgrade" zu beteiligen. Das Festival hat sich am Wochenende über drei Tage hinweg der Vermittlung zeitgenössischer Musik und Stimmkunst gewidmet und sich insbesondere an jüngere Menschen gerichtet.

Das Offene, das weite Feld bot sich bei der Gestaltung eines konkreten Vorhabens. Unter dem seelenvollen Titel "Poesie und Narrheit" galt es mit künstlerischen Mitteln der Frage nachzugehen, wie wir mit Menschen umgehen, die gesellschaftlichen Verhaltensnormen nicht entsprechen können oder auch gar nicht wollen. Als sachliche Grundlage diente den Gymnasiasten ein Einblick in das Leben und Schaffen von Hölderlin, als musikalische Orientierung die Vertonung des Gedichtzyklus "Die Jahreszeiten" durch den Schweizer Komponisten Heinz Holliger. Angeleitet wurden sie von einem kompetenten Team: Johannes Voit, Juniorprofessor für Musikvermittlung an der PH Karlsruhe, die in Dresden wirkende Theater- und Musikpädagogin Eva Gödan sowie Christian Feierabend, FG-Musiklehrer.

Aus großen weißen Umzugskartons besteht die Mauer, auf die ein selbst gedrehtes Video projiziert wird. Vier der knapp zwanzig mitwirkenden Schüler finden sich in einem radikal beengten Geviert – es steht für den Tübinger Hölderlin-Turm, in dem der Dichter 36 Jahre lang ein weltabgewandtes Leben geführt hat. Im Bartók-Saal verteilt machen Einzelne und kleine Gruppen mit Papier trockene Geräusche, Kartons werden krachend umgeworfen, Stimmen erzeugen undefinierbare Laute und lang gedehnte Sprachfetzen dringen aus den Schachteln ans Ohr. Schließlich führt die Dramaturgie in eine Begriffswelt, deren Bedeutung sich den Sprechern vielleicht nur selbst erschließt.

Ist das der Irrsinn? Für die allermeisten der jungen Leute war diese Erfahrung mit inszenierter Stimmkunst etwas ganz Neues. Beim Beifall bedankten sie sich so wie ein Ensemble, dem die Arbeit Vergnügen bereitet hat.