Andreas Wolf steht neben einem von Borkenkäfern befallenen Baum. Fotos: Harich Foto: Schwarzwälder Bote

Bilanz: Revierleiter über die Auswirkungen des heißen Sommers / Je mehr Wärme, desto lebendiger die Käfer

Der Verband der Waldbesitzer sieht den deutschen Wald wegen des diesjährigen Hitzesommers in Gefahr.

Donaueschingen/Hüfingen/Bräunlingen. Laut Experten sind die Auswirkungen der hohen Temperaturen allerdings je nach Region unterschiedlich. Wie es den Wäldern im Städtedreieck geht, beschreiben drei örtliche Revierleiter.

Manfred Fünfgeld, Revierleiter in Donaueschingen: Er sieht den Mischwald gegenüber einer Monokultur deutlich im Vorteil. Für die Vielfalt an Bäumen in seinem Bezirk setzt er sich schon seit Jahrzehnten ein. Der diesjährige Hitzesommer bereitet ihm trotzdem Probleme. Vor allem in den Bereichen Grüningen und Neudingen sei es sehr trocken. "Das liegt an den Kalkböden dort", erklärt der seit 1986 tätige Revierleiter, der den Stadtwald Donaueschingen-Aasen-Neudingen verantwortet. "Diese Böden lassen das Wasser schnell versickern." In Aasen hingegen gebe es vermehrt tonige Keuperböden, die sich mit Wasser vollsaugen.

"Sein" Wald besteht zwar aus einem erheblichen Teil aus Fichten, reine Fichtenflächen gebe aber nicht. Abgesehen davon sei in seinem Bezirk eine gute Mischung zwischen Laub- und Nadelbäumen vorzufinden. "Am besten hat man ein breites Spektrum an Baumarten", weiß Fünfgeld. Er sieht das Problem der von Jahr zu Jahr immer heisser und trockener werdenden Sommer. Allerdings schließe das nicht aus, dass es im nächsten Jahr "eine Jahrhundertflut" geben könnte, meint Fünfgeld.

Andreas Wolf, Revierleiter Stadtwald Hüfingen: Er sorgt sich ebenfalls um die Gesundheit des Waldes. "Der Trockenstress ist bei den Fichten anhand mehrerer Anzeichen zu erkennen", schildert er. Erst werfen sie die alten Nadeln ab. Danach hörten die Bäume auf zu wachsen, um damit ihren Stoffwechsel zu verringern und Wasser zu sparen. "Irgendwann ist die Grenze aber erreicht, und die Fichte wird dürr", so Wolf. Auch in Hüfingen gehört die Fichte zu den häufigsten Baumarten.

Für die Borkenkäfer sei das Wetter optimal gewesen. "Die Fichten sind vor allem von den sogenannten Buchdruckern und Kupferstechern befallen", erklärt er, "Je wärmer es ist, desto lebendiger und schneller sind die Käfer", sagt der Revierleiter. "Bei einer durchschnittlichen Tagestemperatur von 16 Grad Celsius beginnen die Buchdrucker aktiv zu werden", führt er fort. Entscheidend sei der Wetterverlauf im Frühling. "Wechselhaftes Wetter im Frühjahr erschwert es den Käfern." Aus einem Buchdruckerweibchen im Frühjahr können, bei zwei Brutgenerationen, 5000 Käfer werden, so Wolf. Sollte der Frühling in Zukunft jedoch früher kommen, droht eine ganz andere Dimension. Wenn sich drei Generationen entwickeln können, können ungefähr 125 000 weibliche Nachkommen entstehen. Normalerweise könne sich ein Baum mit Harz gegen das Ungeziefer zur Wehr setzen. Das schafft er nicht, wenn ihm Hitze und Trockenheit derart zu schaffen machen.

In seinem Gebiet gebe es vor allem Lehm- aber auch teilweise Kalkböden. "Obwohl der Kalkboden weniger Wasser speichert als ein Lehmboden, geht es den dortigen Bäumen nicht schlechter als denen, die auf dem Lehm wachsen", berichtet er. Das liege daran, dass die Bäume auf dem kalkigen Boden seit Jahrzehnten an weniger Wasser gewöhnt seien.

Auch Wolf setzt auf Mischbestände. "Allerdings ist nicht jeder Baum, der gut mit Trockenheit klar kommt, gefragt.", warnt er. Da der Wald in einer Hochmulde zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald liege, müsse man immer mit Spätfrösten rechnen, der so mancher Baumart zu schaffen machten. Für die Zukunft stehe die Frage, ob diese Sommerhitze ein Wetterphänomen ist oder ein Vorbote des Klimawandels. "Wenn es das Klima sein sollte, bekommt die Fichte große Probleme", kündigt Wolf an.

Reinhard Merz, Revierleiter Bräunlingen: Er bewertet die Situation in seinem Bezirk als "nicht ganz so dramatisch". Für den Wald sei es kein außergewöhnliches Jahr gewesen, so der Revierleiter, der für den kompletten Bräunlinger Stadtwald westlich der Pulz bis zur Gemarkungsgrenze Oberbränd/Eisenbach/Bubenbach zuständig ist. Es habe zwar ein Niederschlagsdefizit gegeben, jedoch habe es im Bereich Oberbränd/Unterbränd einige Male Gewitter gegeben, sodass es etwas mehr regnete als in den anliegenden Wäldern, erklärt Merz. Zudem wachse der Wald dort hauptsächlich auf Buntsandsteinböden, die Wasser gut speichern können.

Das Wasser fehle indes schon in den Jahren zuvor. Der Wald bestehe mehrheitlich aus Fichten, führt er fort. Dieser Baum möge es vor allem feucht und kühl und gehöre deshalb zu den Arten, denen ein heißer und trockener Sommer besonders zu schaffen mache, erzählt der Revierleiter. Durch die fehlende Nässe litten die Bäume unter dem sogenannten "Trockenstress". Das Ziel müsse es sein, widerstandsfähige Mischwälder zu schaffen. Dadurch würde das Risiko, ganze Waldflächen durch Ungeziefer oder Trockenheit zu verlieren, erheblichen minimiert, so Merz.