Im Bereich oberhalb des Weiherhofs hatte ein Biber durch seinen Dammbau die Drainagen unter Wasser gesetzt. Die angrenzenden Äcker konnten deshalb nicht mehr richtig bewirtschaftet werden. Parallel zu der Umgestaltung des Baches wurde ein neuer Drainagesammler um den Damm herumgeleitet, sodass die Felder jetzt abtrocknen können. Das Foto zeigt (von rechts): Stefany Lambotte, Gerhard Bronner, Florian Bischler, Michael Koch, Michelle Indlekofer, Jürgen Vögtlin und Erich Linsin. Foto: Umweltbüro/J.Vögtlin Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Umgestaltung zweier Abschnitte abgeschlossen / Biber und Landwirtschaft profitieren von Maßnahme

Einst tat die Stille Musel das, was jedem Fluss und jedem Bach zu Eigen ist: Sie floss in Bögen, Schleifen und Schlingen. Denn in der Natur fließt Wasser nicht geradeaus, es mäandert sich durch die Landschaft.

Donaueschingen (hon). Der Baar-Maler Karl Merz (1890 bis 1970) hat die Stille Musel in ihrem ursprünglichen Zustand auf Leinwand festgehalten. Seine Werke sind zu Zeitdokumenten geworden, denn in den 1930er-Jahren wurde damit begonnen, die Stille Musel zu begradigen, später wurde sie sogar zwischen dem Mc-Donalds-Restaurant und ihrer Mündung in die junge Donau in eine Betonrinne gepresst.

Weshalb wurde der Bach seines natürlichen Verlaufs beraubt? Um mehr Land unter den Pflug nehmen zu können. Später verlangte der Bau der Bundesstraße, die Stille Musel ihres natürlichen Bachbetts zu berauben.

In den 90er-Jahren begann ein Umdenken – weil bei begradigten Flüssen und Bächen die Fließgeschwindigkeit zunimmt und zu einer erhöhten Hochwassergefahr unterhalb der begradigten Abschnitte führt. Gleichzeitig werden Erosionsprozesse gefördert, da schnellfließendes Wasser mehr Material mit sich reißt. Die Lebensräume vieler Tiere wurden mit den natürlichen Ufern zerstört.

Die Grundwasserspiegel sinken in der Umgebung begradigter Flüsse und Bäche ab, was Auswirkungen auf Vegetation, Wälder und Landwirtschaft hat. Anfang der 90er-Jahre wuchs auch in Donaueschingen die Erkenntnis, an der Stillen Musel Wiedergutmachung zu üben. Seither wird sie Stück für Stück renaturiert.

In diesen Tagen wurde die Umgestaltung zweier Abschnitte abgeschlossen. Neben der Verbesserung für die Gewässerökologie und die Fischfauna hatten die Maßnahmen laut Pressemeldung des Umweltbüros noch weitere Ziele. Im oberen Bereich sei es gelungen, die Koexistenz einer Biberfamilie und der benachbarten landwirtschaftlichen Nutzung zu erleichtern, im unteren sei Retentionsraum als Ausgleich für Bebauung im Gewerbegebiet geschaffen worden.

Im Uferbereich zeigen sich kurz nach der Renaturierung erste positive Auswirkungen: Durch den Samenflug von Weiden, die am Bachufer stehen, haben sich zahlreiche junge Weidenpflanzen angesiedelt. Im nächsten Jahr wird das bisher noch kahl erscheinende Ufer natürlich begrünt sein.