Ein Mitarbeiter der Donaueschinger Stadtverwaltung musste sofort gehen, da er im Verdacht steht, Kolleginnen auf der Mitarbeiter-Toilette im Rathaus gefilmt zu haben. Foto: Vollmer

Frauen heimlich auf Toilette gefilmt. Polizei muss Filmmaterial auswerten. Pauly informiert Mitarbeiter.

Donaueschingen - Hohe Wellen schlägt der Spanner-Skandal im Donaueschinger Rathaus: Kaum ein Gespräch am Freitag in der Stadt ohne Kommentare zu diesem einmaligen Vorfall und auch im Netz wurde der Bericht mehrere tausend Mal gelesen und vielfach kommentiert.

Am Freitag hat die Kriminalpolizei die Staatsanwaltschaft Konstanz informiert und die weiteren Ermittlungen aufgenommen. Die Kamera liegt bei der Polizei, und das Filmmaterial muss wohl oder übel auch ausgewertet werden. Während man sich am Donnerstag noch bedeckt hielt und zu laufenden Ermittlungen obligatorisch keinerlei Auskünfte geben wollte, hat die Polizeidirektion Tuttlingen nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Konstanz auf Medienanfragen reagiert und wenigstens eine kurze Mitteilung herausgegeben, die den skandalösen Vorfall im Rathaus bestätigt. Ebenso die Stadt Donaueschingen, nachdem Oberbürgermeister Erik Pauly unter anderem einem RTL-Filmteam am Morgen ein Interview gegeben hatte.

Pauly hatte am Donnerstag nach den Recherchen in einer vertraulich zu behandelnden Mail die Fraktionssprecher des Gemeinderats über die für die Stadt und ihre Mitarbeiterinnen missliche Situation informiert. Ebenfalls am Freitag wurden mit den betroffenen Frauen Gespräche geführt. Auch die übrigen Stadtmitarbeiter wurden von Pauly informiert. Er unterstrich dabei, dass dem Mitarbeiter seinerseits unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls fristlos gekündigt wurde. "Eine schlimme Sache", bedauerte er.

In einer ersten Reaktion meinte SPD-Sprecher Wolfgang Karrer, es sei für ihn "völlig unverständlich, dass man durch so etwas seine Existenz aufs Spiel setzt".

Andreas Mathy, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, sagte am Freitag, dass er von der Polizei informiert wurde, Genaueres aber noch nicht wisse. Der Vorfall sei eine sehr heikle Angelegenheit und liege weiter ausschließlich bei der Polizei. Befragungen des Personals würden nun erfolgen.

Der Täter soll sich selbst entlarvt haben. Er hatte wohl die Kamera wohl am Waschbecken angebracht und dann einen für ihn folgenschweren Fehler begangen: Zu Testzwecken hatte er Aufnahmen gemacht und dann wohl vergessen, diese zu löschen. Somit ist er neben den Opfern der Tat auf dem Film zu sehen.

Gegen den bislang völlig unauffällig aufgetretenen Mann wird, wie bereits berichtet, nach dem Strafrechtsparagrafen 201a (Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen) ermittelt. Ihm droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe. Die Ex-Kolleginnen können auch zivilrechtlich gegen den Mann vorgehen.

Seite 2: Stellungnahmen

Die Polizeidirektion/Staatsanwaltschaft Konstanz: Ermittlungen gegen Donaueschinger Rathausmitarbeiter wegen Bildaufnahmen: Gegen einen Mitarbeiter des Donaueschinger Rathauses musste in der vergangenen Woche ein Ermittlungsverfahren wegen des Tatbestandes der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen einge leitet werden. Der Mitarbeiter steht im Verdacht, auf einer für die Rathausbelegschaft vorgesehenen Damentoilette eine Kamera installiert und mit dieser entsprechende Filmaufnahmen gemacht zu haben. Die Kriminalpolizei Villingen-Schwenningen ist mit den Ermittlungen betraut.

Die Stadt: Die Stadt Donaueschingen bestätigt den Verdachtsfall von Voyeurismus in einem Personal-WC. Die Öffentlichkeit ist von dem Vorgang nicht betroffen. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Verdachtsfalls wurde die Polizei hinzugezogen.

Dem unter Verdacht stehenden Mitarbeiter wurde fristlos gekündigt. Es handelt sich hierbei um ein laufendes Ermittlungsverfahren, für das die Staatsanwaltschaft und die Polizei zuständig sind. Die Stadt Donaueschingen wird hierzu keine weiteren Auskünfte geben, da eine etwaige Ermittlungstätigkeit nicht beeinflusst werden soll.