Virginia Lorek ist seit einem Jahr beim Forstamt Leiterin der Betriebsstelle Baar: Sie freut sich über den enormen Zuwachs, den die Stieleiche in der Plastikröhre allein dieses Jahr gemacht hat. Mit dabei ist Dona, ihre Dobermann-Hündin. Foto: Beathalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Reviere: Virginia Lorek leitet seit einem Jahr die Außenstelle Donaueschingen des Kreisforstamtes

Sie hat zehn Forstreviere im Blick und trägt gemeinsam mit den örtlichen Förstern die Verantwortung dafür, was in diesen Revieren geschieht.

Donaueschingen. Virginia Lorek ist seit gut einem Jahr Ansprechpartner für Kommunen und für staatliche und private Waldbesitzer im südlichen Schwarzwald-Baar-Kreis. Sie kümmert sich um den Wald, um Natur, Ökologie und Wirtschaftlichkeit. Sie gestaltet Planungen in Wald und Forst mit, legt Wert auf Nachhaltigkeit und fachgerechte Waldbewirtschaftung. Und wenn Baugebiete den Wäldern zu nahe kommen, greift sie, wenn’s nötig ist, zur roten Karte: Die 30-jährige Forstbeamtin leitet in Donaueschingen die Betriebsstelle Baar, neben Triberg eine von zwei Betriebsstellen im Landkreis.

Sie hat ihren Arbeitsplatz in der Außenstelle des Landratsamtes an der Donaueschinger Humboldtstraße zum 1. Juli 2016 angetreten. Zu Virginia Loreks Team gehören die Revierleiter in Donaueschingen, Hüfingen, Bräunlingen, Blumberg, Bad Dürrheim, Brigachtal und Tuningen: Sie alle haben eine Menge Arbeit zu bewältigen. Es geht um 15 000 Hektar Wald im Bereich der Baar.

Das Kreisforstamt, an dessen Spitze Hubert Mosbacher steht, hat insgesamt 38 000 Hektar Waldfläche zu betreuen: "Die Aufgabe ist eine Herausforderung", sagt Lorek und betont "die Arbeit im Team. Da sind kompetente Revierleiter und Forstwirte auf der Fläche im Einsatz, sie machen eine gute Arbeit."

Das Motto, an dem sich Virginia Lorek orientiert: "Schützen durch Nützen". Das heißt, der Wald müsse hin und wieder durchforstet und durch Holzernte auch wirtschaftlich genutzt werden. Der Forst werde häufig auch von einzelnen Naturschützern als "Waldzerstörer" angesehen und kritisiert. Aber der Zuwachs in den Wäldern sei reichlich. Und: Holz als Baustoff sei im Trend, "aber niemand fragt, wo es herkommt." Und versichert, "wir achten in der Forsteinrichtung auf Nachhaltigkeit."

Zu tun ist viel, "ich stelle zum Beispiel in den Gemeinderäten den Betriebsplan vor", erläutert die Betriebsstellenleiterin. Da gehe es um den jährlichen Hiebsatz in den Wäldern, die den Gemeinden gehören, oder um Bauverfahren, die dem Wald zu nahe kommen könnten, um Stellungnahmen zu vielen Projekten, wenn sie mit dem Wald in Berührung kommen: Um den Bau von Straßen oder die Ausweisung von Bau- oder Gewerbegebieten, um Windräder, um Ausgleichsmaßnahmen, weil Straßenbau oder Flächenverbrauch "auf dem Vormarsch" seien: Eine bunte Mischung, in der die Betriebsstelle als "Träger öffentlicher Belange" gefragt ist.

Dazu kommt, dass ein Teil des staatlichen Holzverkaufs über die Betriebsstelle abgewickelt wird. Und es geht vor allem auch um die forsttechnische Betreuung von Staats-, Kommunal- und Privatwald. Aber es ist auch einiges "Reibungspotential" auszuhalten, weil behördliche oder hoheitliche Aufgaben zu entscheiden sind: "Viele Interessen, die man unter einen Hut bringen muss. Aber wir streiten auf kultivierte Weise miteinander".

Eine wichtige Aufgabe ist das Naturschutzprojekt Baar, das der Kreis seit einiger Zeit mit Naturschutz und Forst und mit Land und Bund vorantreibt. "Viele Flächen liegen in meinem Bereich", sagt sie, die Funktionen des Waldes seien vielfältig, "Förster sind Naturschützer mit Weitblick, aktiven Naturschutz, das machen wir." Ob die Erholungsfunktion des Waldes mit Bänken, Waldwegen oder Nordic-Walking-Parcours geplant werden müssten, ob es um Wegebau im Wald gehe, um Pflanzen, Tiere oder Menschen: Der Wald kann allen nützen. "Wälder sind hierzulande keine Urwälder", sagt Lorek. "Der Gedanke ist zwar romantisch, aber nicht stimmig." Wälder seien Rückzugsorte für viele Tiere und Pflanzen, "aber sie sind auch vom Menschen geprägte Kulturlandschaften."

Virginia Lorek ist in Horb am Neckar aufgewachsen. Seit Juli 2016 leitet sie die Betriebsstelle Baar im Kreisforstamt Schwarzwald-Baar in der Außenstelle des Landratsamtes Donaueschingen. Sie ist 30 Jahre alt und hat in Rottenburg am Neckar an der Hochschule für Forstwirtschaft und an der Universität Freiburg/Breisgau studiert. Schwerpunkte waren Waldbau, Wildtierökologie und Naturschutz. Danach war sie in einem forstlichen Trainee-Programm eingesetzt und zwei Jahre beim Forstamt in Calw im Nordschwarzwald tätig. Vor einem Jahr wechselte sie nach Donaueschingen und leitet seither die Betriebsstelle Baar. Virginia Lorek ist Jägerin, die auch in Regiejagden mit dabei ist. Im Bereich des Staatswaldes ist sie ohnehin auch für die Jagd zuständig.

Wald und Forst sind in ihren Funktionen kaum zu unterschätzen. Sie sind Erholungslandschaft und Refugium zum Spazierengehen, Joggen oder Entspannen, "grüne Lunge", die im Einzugsgebiet von Städten und Gemeinden eine überaus wertvolle Funktion haben. 38 000 Hektar Waldflächen werden vom Kreisforstamt Schwarzwald-Baar betreut. Der Wald ist ein wichtiger Wirtschaftsraum: Er liefert Holz und Baumaterial. Aus 100 Meter hohen Bäumen werden Balken und Kanthölzer oder Bretter, wertvolle Platten für die Möbelherstellung und den Bau von Möbeln. Der Wald bietet Arbeitsplätze für Forstleute und Sägewerker und für Fuhrunternehmen, die die langen Bäume aus dem Wald holen. Und der Wald ist von unschätzbarem Wert für Natur und Ökologie.

In einer Serie werden Wald und Forst von unterschiedlichen Seiten dargestellt: Es geht um die erfreulichen Seiten wie Erholung, Tourismus und Wandern, um Naturschutz und Ökologie, um naturnahen Waldbau.

Aber auch die Problembereiche wie Klimawandel und Stürme werden angesprochen, oder Käfer-Befall und Eschentriebsterben, die den Forstleuten große Sorgen bereiten. Und es geht und die Reibungspunkte von Forst und Jagd, ein stetig wiederkehrendes Kapitel.