Eine Besucherin betrachtet Beispiele der schwarzen Malerei von Pierre Soulages im Museum Art Plus in Donaueschingen. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder Bote

Meisterwerke: Kunstfreunde sollten die Gelegenheit nutzen, jetzt noch Pierre Soulages zu entdecken

Von Stefan Simon

Den Schnee nur mit schwarzem Kolorit zu malen, um ihn dadurch weiß erscheinen zu lassen: Das zeugt von großer Leidenschaft und künstlerischer Raffinesse.

Donaueschingen. Die malerische Auslotung der (Nicht)-Farbe Schwarz mit all ihren Facetten ist für den international renommierten, an Heiligabend 1919 im französischen Rodez geborenen Künstler Pierre Soulages immer noch eine große Passion. Großformatige Malereien des dreifachen Documenta-Teilnehmers sind noch in der diesjährigen Saisonausstellung im Museum Art Plus zu sehen – wer noch nicht drin war, sollte jetzt die Gelegenheit nutzen.

Soulages Bilder sind weder eine Absage an die Farbigkeit, noch hat sich der Künstler der Dunkelheit verschrieben. Vielmehr geben sie dem Maler abhängig von der Dicke und Struktur des Farbauftrags und Einsatz der unterschiedlichsten Werkzeugen die Möglichkeit, mit Schwarz tatsächlich Licht zu malen. Eine Leidenschaft, die nach informellen und expressiven Schaffensperioden bereits seit 1979 anhält.

"Leidenschaft – Passion" ist das Motto der Ausstellung, das Künstler und Sammler und im Idealfall Besucher gleichsam bewegt. Leidenschaft ist die treibende Kraft in der Kunst. Zu sehen sind Arbeiten internationaler Künstler, die von höchst unterschiedlichen Leidenschaften angetrieben werden. Dabei zieht sich die Farbe Schwarz mehr oder weniger durch die gesamte Schau. Mal abstrakt, mal gegenständlich, mal im Solo, mal im Dialog mit einer anderen Farbe. In der Auseinandersetzung mit den Exponaten international renommierter Künstler wie Ellsworth Kelly und Francois Morellet, aber auch mit den Arbeiten von aus der Region stammenden Künstlern wie Felix Schlenker und Gerhard Langenfeld zeigt sich, dass Schwarz nicht gleich Schwarz ist. Denn das Licht ist wie bei Pierre Soulages, der den zentralen Raum einnimmt, stets sein Gegenspieler und zugleich sein Wegbereiter. Es lässt Formen und Schattierungen entstehen, die sonst verborgen blieben. Auch wenn Schwarz in der generellen Sammlung des Museums wie gleichsam in der aktuellen thematischen Ausstellung dominiert: Leidenschaft kann sich im Museum Art Plus auch recht farbenfroh entfalten, wie bei dem expressiven Gemälde "The Singer" des Neuen Wilden Helmut Middendorf, in Form des sich in die Wand bohrenden weiß-monochromen lebensgroßen "Einhorns" von Friedemann Flöther und selbstverständlich in der knallroten, spiralförmig gewundenen, überaus dynamischen "Vespa" von Stefan Rohrer. Der Hingucker begrüßt die Besucher gleich im Eingang des klassizistischen Gebäudes und ebnet so auch dem zufällig vorbeikommenden Besucher auf spielerisch-schwungvolle Weise den Weg zur zeitgenössischen Kunst.

"Leidenschaft. Passion – Im Fokus: Pierre Soulages" im Museum Art Plus, bis 21. Januar. Mittwoch bis Freitag 13 bis 17 Uhr, Samstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr.