Sabine Rösner, die Leiterin des Staatlichen Schulamts Donaueschingen, hofft auf mehr Lehrer. Foto: Beathalter

Nachwuchspädagogen zieht es in Ballungsräume. Häufiger Versetzungsgesuche. Personalknappheit.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Das neue Schuljahr beginnt in dreieinhalb Wochen, am 11. September. Noch aber sind für Sabine Rösner, die Leiterin des Staatlichen Schulamts Donaueschingen, längst nicht alle Fragezeichen im Schulbetrieb der beiden Landkreise Schwarzwald-Baar und Rottweil aufgelöst. Doch sicher ist nach ihren Informationen, dass 107 Lehrer für verschiedene Schulen in den Kreisen Schwarzwald-Baar und Rottweil am 11. September neu ihren Schuldienst beginnen werden.

Diese aktuellen Zahlen, Stand vom 4. August, nennt Sabine Rösner im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie hofft darauf, dass nochmals zehn Bewerber für Stellen an Grundschulen im Bereich des Schulamts Donaueschingen ihre Zusage geben und eine der noch bis Ende August ausgeschriebenen Stellen antreten. Insgesamt rund 160 Schulen in den beiden Landkreisen suchen oft händeringend Lehrer.

Es gibt viele Ursachen für die schwierige Aufgabe, jedes Schuljahr aufs Neue die Lehrerversorgung in den Landkreisen Rottweil und Schwarzwald-Baar sicherzustellen: Immer weniger junge Lehrer wollen einen Job im ländlichen Raum antreten. Sie pendeln lieber zwischen Freiburg und Stuttgart oder Konstanz hin und her, größere Städte sind attraktiv, für Lehrer genauso wie für Ärzte, für Mitarbeiter in Handwerk, Gewerbe und großen Wirtschaftsunternehmen. "Das gesamte Image der ländlichen Region macht es uns schwer, junge Leute hierher zu bekommen und zu halten."

Jedenfalls kommen häufiger Versetzungsgesuche von Lehrern auf den Tisch der Schulamtsleiterin. Für das neue Schuljahr habe sie 72 solcher Gesuche ablehnen müssen, sagt Rösner. Die Begründungen werden hart geprüft, man versuche, den Wünschen möglichst gerecht zu werden.

Allerdings habe der Riesenbetrieb Schule einfach auch sehr viele Aufgaben zu bewältigen, "wir bemühen uns seit Pfingsten darum, dass möglichst alle Grundschulen im neuen Schuljahr ordentlich starten können", versichert die Amtsleiterin.

Dazu gehört zum Beispiel, dass Lehrer mit Verschiebungen zwischen den Schularten rechnen müssen. So öffnet sich für abgelehnte Gymnasiallehrer vielleicht eine Tür in den Grundschulen. Auch "mit Versetzungen von Schule A nach Schule B" ist zu rechnen. Schulamt, Lehrer und Schulleitungen arbeiten hier gut zusammen, versichert Sabine Rösner, "sie helfen mit und stärken uns den Rücken". Man sei auf einem guten Weg, der Bildungsplan beginne zu laufen, man kriege Ruhe in die Schullandschaft. Sabine Rösner stellt heraus: "Wir sind eng gerollt und auf Kante genäht, aber das Ziel ist nach wie vor, die Anzahl der Lehrer zu erhöhen."

Etwa 2500 Lehrer sind es im Zuständigkeitsbereich des Staatlichen Schulamts, die den insgesamt 25 000 Schülern den Lernstoff beibringen, wie er im Leben, in der Familie, in Beruf, Schule oder Studium und Lehre gebraucht wird. Kompetenzen in Fremdsprachen, Mathematik und Deutsch, Musik, Kunst, Religion oder Werken und Sport gehören dazu. Aber auch weitere Grundlagen für den Alltag wie demokratische Grundhaltung, soziales Miteinander oder kulturelle Vielfalt, ganzheitliches Handeln und wie man zum Beispiel Lernprozesse steuert. Das Problem, vor dem derzeit Eltern und Schüler, Schulen, Schulämter oder Kultusministerium stehen – genügend Lehrer zu finden – bleibt eine schwierige Aufgabe. "Wir arbeiten an einem Puzzle, das wir jedes Jahr aufs Neue zusammensetzen müssen", sagt Sabine Rösner.

Die Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung haben Folgen für die Schullandschaft. Sinkende Schülerzahlen prägen das Geschehen, auch wenn neueste Studien der Bertelsmann-Stiftung von wieder steigenden Zahlen berichten. Die Kreise Rottweil und Schwarzwald-Baar, für die das Schulamt zuständig ist, lassen sinkende Schülerzahlen, , erkennen. Im Schuljahr 2008/09 waren es insgesamt 29 861 Schüler, Tendenz sinkend und zwar jedes Jahr um rund 1000 Schüler: Auf 24 797 im Schuljahr 2015/16. Für 2016/17 gab es zwar einen leichten Anstieg um gut 200 Schüler auf 25 023. Das sind aber immer noch 19 Prozent weniger als 2008/09.