Pfohren ist das erste Dorf an der jungen Donau. Gemächlich fließt sie dahin. Foto: Strohmeier

Donau fließt als einziger Fluss Europas kontinuierlich nach Osten. Geologischer Prozess ist unaufhaltsam.

Donaueschingen - 2780 Kilometer legt die Donau vom Schlosspark bis zur Mündung am Schwarzen Meer zurück, doch schon nach wenigen Kilometern gräbt Vater Rhein der Mutter Donau bei der Donauversinkung zwischen Immendingen und Möhringen das Wasser ab.

An wie viel Kalendertagen genau sich der Rhein das Wasser holt ist von Jahr zu Jahr verschieden. In den Schriften der Baar sind diese Zusammenhänge beschrieben.

Die Donau ist der einzige Fluss Europas, der kontinuierlich nach Osten fließt. Blickt man in die Flussgeschichte, hat die Donau eine sehr bewegte Zufluss-Vergangenheit. Der geologischer Prozess ist jedoch unaufhaltsam. Er führt dazu, dass die Donau an einem fernen Tag ihre Quelle bei Tuttlingen haben wird, das wird an dem Tag sein, an dem der Rhein ihr das Wasser an der Donauversinkung über den Aach-Topf komplett nimmt. Aufgrund des Höhenunterschieds wird der Rhein diesen geologischen Kampf gegen die Donau auch immer gewinnen – so wie das in der Vergangenheit schon öfter geschah.

Der Kampf um das Wasser begann vor zehn Millionen Jahren. Die schweizerische Aare war in jenem Zeitalter der Quellfluss, die Geologen sprechen von der Aare-Donau. Nachgewiesen werden konnte dies durch alpine Geröllfunde in Blumberg am Eichberg, denn die Donau floss früher über das Wutachtal und weiter durch das Aitrachtal in die Donau. Auffallend ist die Breite des Aitrachtales. Durch die Dynamik von einst ist das Wasser für dessen Breite an der Talsohle verantwortlich. Der Rhein hatte damals seine Quelle noch in der Nähe des Kaiserstuhls. Durch geologische Vorgänge vor rund zwei Millionen Jahren, wie dem Einbruch des Oberrheingrabens, kam es zu einer Verbindung von Aare und Rhein. Dies war der erste große Wasserverlust für die Donau.

Fortan kam das Wasser vom Feldberg, heute die Gutach/Wutach und floss über das Aitrachtal in Richtung der heutigen Donau. Die Zeit der so genannten Feldberg-Donau begann. Doch auch hier tobte wieder ein Kampf und aufgrund weiterer geologischer Vorgänge, wie beispielsweise Gletscherschmelze, Erosion und Erdverschiebungen holte sich der Rhein auch die Feldberg-Donau. Und wieder spielte das Gefälle eine große Rolle. Die Donau verlor erneut und es blieb nur noch die heutige Aitrach als Quellfluss, die allein jedoch längst nicht so viel Wasser brachte und nicht die Kraft hatte, das Tal breiter zu machen. Dort wo der Flusslauf der Wutach bei Blumberg einen fast 90 Grad Knick nach Süden macht, floss die Aitrach als Donauzufluss gerade aus. So war der zweitlängste Fluss Europas einst noch viel mächtiger als heute.

Die Hydrologen und Geologen beobachten die Vorgänge weiter und es gab in der Vergangenheit schon abenteuerliche Anstrengungen, der Donau das Wasser zu erhalten. Das Projekt, das wohl am meisten Geld kostete, wurde in den 1960ern realisiert. Damals sollte der Stuttgarter Talkessel mit Donauwasser versorgt werden, das östlich von Ulm entnommen werden sollte. Die Bayern als Unterlieger jedoch verlangten die Sicherstellung, dass auch in Trockenperioden genügend Wasser fließt. Angedacht waren Speicher im Schwarzwald und ein Umleitungsstollen, der das Wasser um die Donauversinkung leitet.

Dieser Stollen wurde gebaut, bei Immendingen ist der Einstieg zu finden. Das Wasser wurde auch testweise umgeleitet. Die Auswirkung auf die Aach und die dortigen Quellen, die einen Teil ihres Wassers über die Versinkung aus der Donau beziehen, wurden in diesem Zusammenhang ebenfalls untersucht. Wirklich genutzt wurde die Umleitung nie, es kam immer genügend Wasser in Bayern an. Weitere geplante Bauwerke in diesem Zusammenhang waren so genannte Niedrigwasserspeicher im Einzugsgebiet der oberen Donau.

Von diesen wurde kein einziger gebaut. Zurückgegriffen werden konnte aber auf diese Planungen beim Bau des Hochwasser-Rückhaltebeckens bei Wolterdingen. Statt eines Wasserspeichers für Niedrigwasserzeiten im Einzugsgebiet der Breg steht dort heute ein Staudamm als Wasserspeicher für Hochwasserzeiten.

Weitere Informationen:

Die "Schriften der Baar" erscheinen seit 1870. In Kürze erscheint Band 57. Herausgeber ist der Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar, eher bekannt als "Baarverein". Der Verein wurde 1805 gegründet. Weitere Informationen und das Jahresprogramm finden Sie unter www.baarverein.de