Iris Maria Scherer, die auf der Motorhaube einer der Schrottkisten sitzt, ist ein Abenteuerfan. Am 10. Mai startet die Allgäu-Orient-Rallye, die über die Türkei nach Jordanien führt. Foto: Schröder Foto: Schwarzwälder-Bote

Die aus Bräunlingen stammende Iris Maria Scherer nimmt an der Allgäu-Orient-Rallye teil / Abenteuer pur

Von Madlen Falke

Donaueschingen/Bräunlingen. Auf Iris Maria Scherer wartet ein echtes Abenteuer. Mit buchstäblich schrottreifen Kisten will sie gemeinsam mit einem Team von den Bergen in ein Königreich fahren. Die gebürtige Bräunlingerin kann es kaum erwarten, dass der Startschuss fällt.

Bereits vor drei Jahren ist die 31-Jährige auf die Allgäu-Orient-Rallye aufmerksam geworden. Tolle Idee, dachte sie sich. Doch um eine ganz andere Art von Rallye als die der sonst typischen mondänen Oldtimer- oder Rennwagenrallyes handelt es sich bei dieser. Denn gefahren wird nicht in frisch aufpolierten Edelkarossen, sondern in solchen, an denen schon der Rost hinunter bröselt und jeder Kilometer das Aus für das Team sein kann. Ein echtes Abenteuer eben.

"Mal was anderes als die typische Pauschalreise", dachte sich Scherer schon damals. Doch erst in diesem Jahr, in dem sich die Rallye zum zehnten Mal jährt, sollte ein Platz für die junge Frau frei werden. Mit acht Mitstreitern, drei Schrottkisten, deren Wert nicht mal 500 Euro übersteigt, und zwei klapprigen Motorrädern startet die Tour am 10. Mai in Oberstaufen im Allgäu. Doch bevor die Zündschlüssel umgedreht werden, gilt es, eine Menge Regeln zu beachten. Eine Fülle von Schnapszahlen müssen alle Teams im Blick behalten. Angefangen vom Startgeld in Höhe von 222 Euro bis hin zu den maximal 666 erlaubten Kilometern pro Tag. Auch die Übernachtung darf nicht teuer sein, weswegen sich das Team von Iris auch extra eine Matratzenlandschaft in einen Schrott-Van gebaut hat, um Kosten zu sparen. Denn allein mit dem Startgeld, dem Kauf der Autos, der Verpflegung und dem Rückflug ist die Reise trotz ihres fehlenden Komforts sogar teurer als eine Pauschalreise.

Von Oberstaufen geht die Rallye bis in das ferne Jordanien in die Hauptstadt Amman. Schirmherr der Allgäu-Orient-Rallye ist kein geringerer als der jordanische König, der mit dieser Aktion einen wohltätigen Zweck verfolgt. Denn die schrottreifen Fahrzeuge werden den Menschen in Jordanien als Geschenke übergeben, die darin weit mehr sehen als den Schrotthaufen auf vier Rädern. Sie schlachten die Fahrzeuge aus, verkaufen die Ersatzteile weiter und sichern sich auf diese Weise ein gutes Einkommen aus der Aktion.

Der erste Streckenabschnitt bis Istanbul ist frei wählbar. Ab dem Checkpoint-Istanbul allerdings gilt es wiederum strenge Regeln zu beachten. Denn es wartet zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt die Fähre, die alle Teilnehmer der Rallye, insgesamt 111 Teams, zunächst nach Israel schippert, von dort aus geht es weiter nach Jordanien.

Damit das Organisations-Team einen Überblick behält, wer sich gerade wo befindet, wurden Checkpoints entlang der Strecke eingerichtet, an denen alle vorbei müssen. Zwischendurch aber macht das Team Station in der türkischen Stadt Corum. Es stattet die dortige Schule mit Equipment für einen Computerraum aus. Für die ehemaligen Studenten der Hochschule Furtwangen nichts leichter als das. Während der Reise ist Scherer, die heute in Weinheim wohnt, wichtig, den Menschen in den Ländern nahe zu kommen. "Ich möchte ein Stück deren echter Kultur mitbekommen und mit ihnen ins Gespräch kommen", erzählt sie.

Der Hauptpreis der Rallye ist ein Kamel. Da dieses kaum mit dem Flugzeug nach Hause transportiert werden kann, spendet das Gewinnerteam das Tier den Einheimischen.