Foto: Schwarzwälder Bote

Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes schlägt mit Gürtel auf Asylheim-Bewohner ein. Vier Monate auf Bewährung.

Donaueschingen/Konstanz - Im März vorigen Jahres war es wegen einiger betrunkener Bewohner vor der Erstaufnahmeeinrichtung an der Friedhofstraße zu Rangeleien von Bewohnern mit Sicherheitskräften gekommen.

Einer der Security-Leute, selbst syrischer Asylant mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung, schlug dabei in Rage mit seinem Gürtel auf einen der Bewohner ein.

Der Mann war in dieser Situation wehrlos, weil er bereits von anderen Sicherheitsleuten festgehalten und zur Ruhe gebracht worden war. Durch die Schläge mit der Gürtelschnalle erlitt er erhebliche Verletzungen. Das Amtsgericht Donaueschingen hatte den 23-jährigen Sicherheitsmann Ende vorigen Jahres zu vier Monaten Haft auf Bewährung plus einer Geldauflage von 1500 Euro verurteilt. Nach einer Berufungsverhandlung hat das Landgericht Konstanz dieses Urteil jetzt bestätigt. Der 23-Jährige hatte sich durch die Berufung eine mildere Strafe erhofft. Sein Verteidiger argumentierte, es hätten damals besondere Umständen sowohl in der Situation als auch in der Person seines Mandanten vorgelegen.

Der von einem Kollegen als friedlicher und netter Mensch beschriebene Angeklagte hatte seinen Dienst in den Monaten zuvor ohne besondere Vorkommnisse korrekt absolviert. Bis zu jener Nacht, in der er völlig überreagierte. Betrunkene Bewohner machten vor der Einrichtung Randale und wollten Einlass, ohne sich kontrollieren zu lassen.

Der eher schmächtige 23-Jährige berichtete in sehr gutem Deutsch, er habe zusammen mit seinen Kollegen zunächst versucht, die Männer zu beruhigen. Dann hätten sich aber weitere Bewohner eingemischt und gegen die Sicherheitskräfte gestellt. Er sei herumgeschubst und auch geschlagen worden. Schließlich habe er "aus Angst" die Weste und den Schal abgelegt, die ihn als Aufsichtsperson erkennbar gemacht hatten. Dies konnte man auf einer Videoaufzeichnung sehen, die am Richtertisch vorgeführt wurde. Ebenso zu sehen war, wie er dann plötzlich wie entfesselt mit dem Gürtel auf einen der Männer einschlug.

Warum er das getan hatte, war aus der Videosequenz nicht ersichtlich. "Da muss etwas vorgefallen sein, was ihn total in Rage gebracht hat", meinte eine Polizeibeamtin vor Gericht. Der 23-Jährige behauptete, er sei so wütend geworden, weil der Mann seine Mutter beschimpft habe.

Als das Gericht den Wortlaut der Beschimpfung wissen wollte, brachte er auch mit Hilfe seines Anwalts die Beleidigung nicht über die Lippen. "Meine Mutter ist alles für mich", sagte der 23-Jährige leise. Er sei vor vier Jahren aus Syrien geflohen, nachdem er seine Mutter nach einem Bombenabwurf auf ihr Haus habe sterben sehen. Als der Mann während der Auseinandersetzung diese schwere Beleidigung ausgesprochen habe, habe er sich verteidigen müssen.

"Was hätte ich in dieser Situation tun sollen?", fragte er. "Gar nichts" meinte die Vorsitzende Richterin streng.

Sein Verteidiger führte an, dass sein gut integrierter, noch sehr junger Mandant damals mit der Aufgabe als Sicherheitskraft völlig überfordert gewesen sei. Auch sei er dazu so gut wie gar nicht ausgebildet worden: "Vier Tage Schulung sind ein Witz."

Das Gericht berücksichtigte diese Aspekte. Doch für ein so "absolut brutales Vorgehen aus Rache und Wut" sei er mit vier Monaten auf Bewährung noch gut weggekommen.

Die Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle (BEA) befindet sich in der Donaueschinger Friedhofstraße. In den Anfangszeiten waren es tausende Flüchtlinge, die auf ein Mal in die Stadt kamen. Mittlerweile befinden sich noch 22 Personen in der Einrichtung. Ab Oktober geht sie in den Stand-By-Betrieb. Sollte überraschend noch Platz für Flüchtlinge gebraucht werden, steht sie noch weiterhin bereit. Endgültig werden die Pforten allerdings im Juni dese kommenden Jahres geschlossen. Dann geht das Gebiet an die Stadt zurück, die dort das neue Wohngebiet "Am Buchberg" weiter entwickeln wird. (guy)