Foto: Sigwart

Landes-Konzept zu Alt- und Totholz will nicht recht zu Donaustadt passen.

Donaueschingen - Zurück zum ursprünglichen Wald: Unter dem Stichwort "Alt- und Totholzkonzept" haben die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) ein Konzept entwickelt.

Das Ziel: eine nachhaltige Bereitstellung von Alt- und Totholz im Wirtschaftswald soll sicher gestellt werden und das Ganze in die Waldbewirtschaftung integriert werden.

Einen Weg, den man in Donaueschingen nicht gehen will. Jedoch nicht, weil man nichts mit Umweltschutz "am Hut" hat, sondern eher, weil man sich mit der Ausweisung eines solches Gebietes ganz enge Fesseln anlegen würde. "Das ist viel zu restriktiv und viel zu belastend für den Forstbetrieb", sagt Bürgermeister Bernhard Kaiser, der sich stets über gute Einnahmen aus dem Forst freut, weil es sich hier um Geld handelt, das die Stadt nicht mit Kreis, Land oder Bund teilen muss.

Hintergrund für die Konzept-Kritik ist, dass nicht einfach ein Gebiet ausgewiesen werden kann, in dem die Waldarbeiter nichts mehr tun und in dem auch abgestorbene Bäume nicht entfernt werden. "Es müssen kombinierte Flächen ausgewiesen werden, in denen der Wald sich selbst überlassen bleibt", erklärt Virginia Lorek, neue Betriebsstellenleiterin in Donaueschingen. So müssen sowohl Waldrefugien als auch Habitatbaumgruppen ausgewiesen werden. Bei Waldrefugien handelt es sich um eine dauerhafte eingerichtete Waldfläche, in denen keinerlei Bewirtschaftung mehr stattfindet. Unter einer Habitatbaumgruppe versteht man eine Ansammlung von mehreren Bäumen mit besonderen Habitatsstrukturen, die bis zu ihrem natürlichen Zerfall im Waldbestand bleiben. "In beiden Fällen ist eine Nutzung der Bäume ausgeschlossen", erklärt Lorek. Je Hektar Wald müsste eine Habitatbaumgruppe ausgewiesen werden.

Nachteile sieht Lorek in vielen Bereichen: so zum Beispiel in der Verkehrssicherungspflicht. Bäume, die nicht mehr lange stehen, aber nicht gefällt werden dürfen, wären nicht nur gefährlich für Waldarbeiter, sondern auch für die Waldspaziergänger. Und: Das Konzept könne nicht nur auf ein einzelnes Gebiet angewendet, sondern müsste im ganzen kommunalen Wald umgesetzt werden. So bringe das Konzept nicht nur einen enormen Aufwand mit sich, sondern es müssten auch beachtliche Flächen aus der Waldbewirtschaftung herausgenommen werden – zum Teil dauerhaft, aber auch über Jahrzehnte hinweg. Das würde sich auch auf die Einnahmen auswirken. Lorek geht von einer Summe von 22 400 Euro pro Jahr aus, die der Donaueschinger Forst dann weniger erwirtschaften würde.

Befürworter des Konzeptes sehen einen Vorteil darin, dass man sich mit der Einrichtung der Waldrefugien Ökopunkte sichern könnte, die beispielsweise wichtig bei neuen Industrie- oder Wohngebieten sind. Doch die Ökopunkte gibt es nur für Waldrefugien und nicht für die Habitatbaumgruppen. Und auch ohne das Landes-Konzept hat der Donaueschinger Wald schon etliche Ökopunkte gebracht: Seit dem Jahr 2009 kamen immerhin durch gezielte Maßnahmen 144 840 Ökopunkte zustande. "Unsere Revierleiter haben einen Blick dafür, was adäquate Maßnahmen sind", sagt Stadtbaumeister Heinz Bunse. Stück für Stück würde diese Liste nun abgearbeitet, wie es eben die restliche Waldarbeit zulasse. "Und schließlich gehen wir diesen Weg, der zu unserem einfach passt, schon seit zehn Jahren", so Bunse.

Dieser Weg soll fortgesetzt werden: "Wir können auch Totholz liegen lassen, ohne ein Konzept des Landes", sagt Kaiser mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit: Beim Staatswald würden drei Hektar aus der Bewirtschaftung genommen, auf Donaueschinger Gemarkung wären es 1,5 Hektar.

Die Trockenheit: Dauerhafter Regen macht laut Michael Mayer von der Betriebsstelle Donaueschingen dem Wald zu schaffen. "Wir hatten ein nasses Frühjahr 2016 und seither hat es eigentlich kaum geregnet." Den Bäumen fehle einfach Wasser und es sei vor dem Sommer wichtig, dass diese Reserven aufgefüllt werden können. "Uns Förstern wäre ein miserabler Sommer ganz recht."

Das Ergebnis: Fast 300 000 Euro hat der Donaueschinger Forst 2016 erwirtschaftet. Damit liegt das Ergebnis etwas unter dem Ergebnis von 2015. Mayer berichtet aber von einem durchaus guten Jahr. Für 2017 wird jedoch mit Einnahmen von rund 355 000 Euro ausgegangen.

Eschensterben: Die Entwicklung des Eschentriebsterbens, einer Pilzkrankheit, die weitere Teile der Eschenbestände in ganz Deutschland befallen hat, verschärfe sich weiter. Im vergangenen Jahr mussten deshalb 650 Festmeter geschlagen werden. Dieses Holz – ebenso wie 1150 Festmeter Käferholz – konnte natürlich nur mit einem Abschlag vermarktet werden.

Die Arbeit in Zahlen: Im vergangenen Jahr wurden sechs Hektar bepflanzt. Zusammen mit Nachbesserungen von Fehlstellen in vorhandenen Kulturen wurden insgesamt 25 120 Pflanzen gesetzt. Auf 57,9 Hektar Kulturfläche wurden die Forstpflanzen gegen Konkurrenzvegetation geschützt und auf 31,9 Hektar wurde Jungbestandspflege, also Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung junger Bestände, betrieben.