Forst und Jäger begeistert über Rückkehr des Tieres auf die Baar. Sorge um Gesundheit.

Donaueschingen - Es war die große Nachricht: Der Wolf ist zurück in Baden-Württemberg. Und wo wird er gesichtet? Auf der Baar. Zum ersten Mal seit 150 Jahren wird ein lebendiger Wolf in freier Wildbahn gesichtet – und die Freude in der Region ist groß.

Doch die Frage ist auch, ob sich das Tier hier wirklich niederlassen wird und ob es ihm gut geht. Denn aktuell mehren sich die Meldungen, dass der Wolf mehrmals in der Nähe der Bundesstraße 27 gesichtet wurde – und gehinkt haben soll. Auch gehen Experten davon aus, dass ein Tier, das in solcher Häufigkeit auf dem offenen Feld entdeckt wird, vielleicht krank sein könnte.

Die Wolfsichtungen häufen sich in Richtung des Unterhölzer Waldes – übrigens kein Zufall. Denn dort ist mit dem Dammwild eine gute Futterquelle vorhanden. Allerdings sind sich Experten auch sicher: Sollte sich der Wolf hier wirklich niederlassen, wird das auch Einfluss auf das Wild und sein Vorkommen haben. Ob der Unterhölzer Wald geeignet ist, darüber gibt es geteilte Meinungen. Die einen sehen das Gebiet als zu eng besiedelt und durch zu viele Straßen durchschnitten an, andere betonen, dass man über die Ebene von Kirchenhausen bis Bonndorf eigentlich ein ziemlich durchgängiges Habitat habe.

Der Forst: "Wir sind ganz gelassen", sagt Manfred Fünfgeld, Revierleiter des Stadtwald Donaueschingen-Aasen-Neudingen. Auf die tägliche Arbeit habe das kaum Einfluss – außer, wenn gerissenes Wild entdeckt wird. Hier wird genauer hingeschaut und eventuell auch der Wildexperte des Regierungspräsidiums verständigt. Denn war der Wolf der Täter, kann durch die DNA-Spuren auch gesagt werden, woher das Tier stammt. "Wir sollten aber auch aufpassen, dass wir jetzt nicht jedes tote Tier dem Wolf anhängen." Von einer Gefahr geht Fünfgeld nicht aus: "Echte Übergriffe gibt es auch in Gegenden, in denen wesentlich mehr Wölfe leben, selten oder gar nicht."

Fünfgeld war übrigens einer der ersten, der über die Wolfsichtungen informiert worden ist: Bei den ersten Anrufen dachte er noch, dass es sich um eine Verwechslung mit einem Hund handeln könnte. Denn auch so mancher Fuchs wurde für einen Luchs gehalten. Doch als sich die Anrufe häuften und es die ersten Bilder gab, war klar: Da ist ein Wolf auf der Baar. Allerdings beunruhigen die häufigen Sichtungen ihn dann auch: "Das ist nicht normal, dass ein Tier sich so oft zeigt. Vielleicht ist er krank."

Fünfgeld geht davon aus, dass das Tier aus der Schweiz kommt: Auch die beiden toten Tieren, die in Baden-Württemberg gefunden wurden, stammen von dort. "Die Strecke ist für so ein Tier überhaupt nichts." Gemütlich vor sich hintrottend, könnte ein Wolf am Tag rund 160 Kilometer zurücklegen – da ist man schnell von der Schweiz auf der Baar. Auch in anderen Forsteinrichtungen auf der Baar herrscht Gelassenheit: Der Wolf wird begrüßt. Eine Gefahr wird in ihm nicht gesehen. Und auch ein bisschen Skepsis ist dabei, ob das Tier nur auf der Durchreise ist oder sich niederlassen wird.

Der Hegering: Richtig interessant werde es laut Reinhold Elsäßer, Hegeringleiter für den Bereich Geisingen und Immendingen, wenn noch ein zweiter Wolf hinzukomme, sich die beiden Tiere hier niederlassen und eine Familie gründen würden. "Ich bin definitiv begeistert über die Sichtung des Wolfes", sagt Elsäßer. Nicht nur, dass der Wolf der Landschaft gut tun würde. Auch würden damit viele Probleme, die die Jagd aktuell habe, gelöst. Beispielsweise, dass sich Jäger mittlerweile mehr auf die Technik und ihren Terminkalender stützen, als auf die Beobachtung der Natur.

"Wir müssen nun lernen, damit umzugehen, dass so ein Tier da ist", erklärt der Jäger. Die Rückkehr zur Natur ist seine Forderung, genaues Beobachten des Wildes. "Jäger müssen sich wieder auf ihre Sinne verlassen." Auch das Waldbetretungsrecht sei aktuell so eine Sache und bereite den Jägern Schwierigkeiten: Tag und Nacht wären Menschen im Wald unterwegs. Das würde sich nun vielleicht ändern. Prinzipiell gelte aber: "Der Wolf hat vor dem Menschen viel mehr Angst, als der Mensch vor dem Wolf haben muss", sagt Elsäßer.