Die Feuerwehr Donaueschingen hilft beim Marathon der Gespannfahrer mit vielen Tätigkeiten. Johannes Heinzelmann (Kappe) und Markus Groß halten auf ihrem Posten zu einem Gespann respektvollen Abstand. Foto: Schwarzwälder Bote

Feuerwehr: Donaueschinger im EM-Schlosspark / 50 Kräfte beim Gespann-Wettbewerb im Einsatz

Feuerwehrmann Tim Jester steht auf der Leiter und zieht ein vorher losgelöstes Seil aus der Baumkrone, Markus Jauch hält die Leiter. Das Seil diente als Befestigung für das markante Tor, durch das die Gespannfahrer mit ihren Vierspännern ins Wasserhindernis Brigach preschen. Doch das ist vorbei.

Donaueschingen (wur). Der Marathon der Gespannfahrer, an diesem Tag Teil der EM-Wertung, ist Geschichte. Es ist Samstag, es geht gegen 14 Uhr, der Schlosspark ist fast leer gefegt. Die einzigen Fußgänger sind Feuerwehrkameraden, die nach getaner Arbeit an den anderen Hindernissen auf den Sammelplatz an der Brigach zusteuern, wo auch die Fahrzeuge stehen.

Gleich legen ein halbes Dutzend Kameraden das provisorische Tor vorsichtig um. Die Konstruktion wird demontiert, die Einzelteile wandern wie weitere Stangen, Rohre, Böcke Schläuche und andere Hilfsmittel in den Rüstwagen, in dem Stefan Ruf Ordnung hält. Einer nach dem anderen liefern ihm seine Kameraden ihre Utensilien aus. Ordentlich aufgeräumt.

Vorher schon wurden das Schlauchboot aus dem Flüsschen gezogen und die Wasserwand – die brigachbreite künstliche Fontane, die die rund 40 Meter langen Wettbewerbszone bei Ein- und Ausfahrt abgrenzt, auseinandergeschraubt. Die Feuerwehr räumt zusammen.

Fünf Stunden zuvor haben Jester und Jauch ähnliche Aufgaben, aber ungleich unterschiedliche Beschäftigung. Während Jester mit seinen Kameraden Jörg Petersen und Stefan Ruf kaum mehr als eine Handvoll Besucher bei der Einfahrt ins Wasserhindernis hinter den flugs hochgezogenen Seilen halten müssen, ist bei der Ausfahrt deutlich mehr los. Auch wenn die Gespanne heute nicht volles Tempo durch die Brigach gehen: Jauchs Aufforderung zurückzubleiben, das Absperren und eventuell mal ein scharfer Warnruf kommen nie zu früh. "Ab und zu muss ich die Leute regelrecht zurückdrücken", beschreibt er seine Arbeit. Er sorgt dafür, dass die begeisterten Zuschauer ihre Neugierde im Zaum halten. Das Smartphone-Zeitalter mit der damit verbundenen Jagd auf das beste Bild spiele dabei wohl durchaus eine Rolle.

Dass sich zu Beginn des Wettbewerbs offenbar auch Zuschauer und Sportler gefährlich nahe gekommen seien, ist die Aussage eines Security-Mitarbeiters. Flankiert von einem Polizeibeamten beginnt er, Flatterbänder anzubringen und Zuschauer hinter die orangen Schutzzäune zu drängen. Die meisten reagieren mit Verständnis, anderswo zeigen heruntergetretene Schutzzäune, wo sich die Besucher schon ihren eigenen Weg gesucht haben. Auch wer, ohne die Gefährdung durch die flotten Sport-Geräte zu erahnen, auf der Strecke steht, kann da mitunter nichts dafür. Die geänderte Streckenführung verwirrt.

Und diese sorgt für hitzige Dialoge, etwa beim Indianerdorf genannten Hindernis sechs. Nur seinem Einsatzleiter verpflichtet, sieht sich ein Feuerwehr-Helfer, als ihm der Security-Mann zusätzliche Absperrungen auferlegen möchte. "Nur zu eurem Schutz", meint der Mann mit der gelben Schutzweste, doch die Ansprache an die Feuerwehrler war schon zu ruppig. Hindernis-Betreuung ja, aber die Steuerung der Personenströme: Dafür seien die Kameraden auch zu wenige, heißt es zurück.

Ruhiger geht es an anderen Stellen zu. Etwa bei Hindernis zwei: Hier arbeitet Clemens Merkle. Seine Aufgabe ist es, die erzielten Zeiten weiterzugeben, aber auch Unfälle zu melden oder Beschädigungen an Hindernissen. Dann flitzt der Bautrupp mit seinem Allradfahrzeug an. Auch sein Stand wird mit Flatterband von den Zuschauern getrennt. Sicherheit geht vor.

Zeitmessung und Einhaltung der Absperrung: Das ist heute auch der Job von Markus Groß und Johannes Heinzelmann. Kaum zwei Meter neben ihrem Tisch laufen die Gespanne nach ihrer im Idealfall knapp 50 Sekunden dauernden Aufgaben im Hindernis zurück auf die Strecke. Es staubt und Johannes Heinzelmann läuft dem ausfahrenden Gespann nach. Ein Pferd hat ein Hufeisen verloren. Der Feuerwehrmann gibt es einem Begleiter mit.

Gegen Mittag nimmt der Besucherstrom Richtung Reitstadion zu. Kurz hinter dem Kassenbereich absolviert Daniel Sasanov seinen Job ganz souverän. Der 17-Jährige gehört seit einem halben Jahr der Wehr an. Im vergangenen Jahr saß er "bei der Zeitnahme in der Pampa", heute stoppt er, sobald er in etwa 80 Meter Entfernung Gespanne nahen sieht, den Besucherstrom vom Eingang her, warnt mit lauter Stimme, befestigt die Absperrbänder und lässt die wilde Fahrt passieren. Auch er hat bald Feierabend und hilft, den Rüstwagen zu bestücken.

Und während nur noch die schweren Bestandteile des Holzstegs am Uferrand liegen – am Montag werden sie wieder im alten Stall gebunkert – hält Einsatzleiter Martin Kiefer vor seiner Mannschaft die Schlussansprache. Von großem Dank ist die Rede, aber auch von Herausforderungen durch die neue Streckenführung. Den Helfern händigt er Freikarten für den Sonntag aus, einen Teil des Teams schickt der zum flinken Abladen ins Gerätehaus.

Gleich darauf geht es in gesamter Stärke gemeinsam auf’s Reitturniergelände. Wo es Bier gibt, "das hier gebraut wird", wie Kiefer ankündigt. Und wo der gesellige Abschluss mehr als verdient ist.

Martin Kiefer, Einsatzleiter der freiwilligen Hilfsdienste der Feuerwehr auf dem Reitturnier und Kommandant der Abteilung Stadt, hat nach eigenen Angaben erst diese Woche vom geänderten Streckenverlauf erfahren. Die Aufgabe, Publikum, Autos und Fahrzeuge im Schlosspark sicher aneinander vorbei zu führen, sei durchaus problematisch. Aber auch der Baumbestand im Park könne Unfallgefahr bergen, wenn etwa Äste auf Zuschauer oder Sportler fallen könnten.

"Zum Glück ist nichts passiert", so die Erleichterung. Die Sicherheitssituation beim Marathon werde nachgearbeitet. Seine Helfer fordert Kiefer auf, über die Lage an jedem betreuten Hindernis einen E-Mail-Bericht zu verfassen. Gleichwohl sei die Feuerwehr, 2019 mit 50 Helfern aus Kernstadt und Ortsteilen im Einsatz, nur das ausführende Organ.

Heimatloser Funke: Seit Kaspar Funke 2006 übernommen hat, war eines klar: Der Turnierchef logiert grundsätzlich im Gasthaus Hirschen – Familienanschluss inbegriffen. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Kein Funke im "Hirschen" – und sowohl der Reitturnier-Macher, der nun eine Ersatzunterkunft hat, als auch der Hirschen-Wirt Uli Früh sind darüber sehr betrübt. Wie kam’s? Viele Reitturnier-Arbeiter mussten untergebracht werden, und es gab da auch den einen oder anderen, der unbedingt in den "Hirschen" wollte. Funke suchte das Gespräch, schlug Kompromisse vor, präsentierte Alternativen. Doch der Verhandlungspartner bliebt hart und letztendlich gab Funke nach und quartierte sich nicht in der Innenstadt, sondern am Flugplatz ein.

Das Multi-Talent: Eigentlich kennt man Julia Funke, Tochter des Reitturnier-Chefes Kaspar Funke, vom Dressurplatz, wo sie oft schon selbst an den Start ging. Doch bei so einer EM muss die ganze Familie mit anpacken. Während Sohn Justus beim Freitagabend-Empfang die Einlasskontrolle übernahm, zeigte Tochter Julia gleich ganz unterschiedliche Talente. Beim Empfang der EM-Teilnehmer am Donnerstag übersetzte sie die Reden ins Englische, damit auch jeder den Worten des Vaters, von OB Erik Pauly und den Verbandsfunktionären folgen konnte. Und wie toll die Rede des Stadtoberhauptes auf Englisch klang, da konnte man richtig ins Schwärmen gelangen. Am Freitagabend erklang die Stimme von Julia Funke dann in anderer Weise – nämlich als Sängerin. Nun ist Halleluja von Leonard Cohen vielleicht nicht gerade eine Reitturnier-Hymne, den Gästen hat's trotzdem gefallen, und der Vater platzte beinahe vor Stolz. Aber nächstes Jahr, "da wird Julia wieder in der Dressur mitreiten", so Funke.

Alte Verbundenheit: Caterer und das Reitturnier sind ja so eine Sache. Ärger gab es im vergangenen Jahr reichlich, so mancher Sponsor drohte mit dem Ausstieg, wenn so etwas noch einmal vorkommen sollte, und auch deshalb hat Turnierchef Kaspar Funke lange nach einem Ersatz gesucht: Und der neue Caterer aus Heidelberg, GVO Cateringkultur, hat bei seiner Reitturnier-Premiere auch nur Lob bekommen. Im Sparkassenzelt war aber jemand ganz anderes zu entdecken: der Öschberghof, den mit dem Reitturnier ja ebenfalls eine Caterer-Vergangenheit verbindet. Doch seit dem Umbau will sich der Öschberghof auf sein Hotel konzentrieren und deshalb ist der Öschberghof nicht nur beim Reitturnier, sondern komplett aus dem Catering ausgestiegen. Sparkassenchef Arendt Gruben drückte es diplomatisch aus: "Ich will es nicht mehr groß einordnen, aber ich wollte sicher gehen, dass es auch klappt", sagte er. Denn lange bevor der offizielle Caterer festgestanden hat, hatte Gruben schon eine Lösung: Aus alter Verbundenheit hat Hotelchef Alexander Aisenbrey eine Catering-Ausnahme gemacht. (jak)