Erinnerung: Am 10. November 1938 wurden Familien in der Pogromnacht drangsaliert

Der 10. November 1938 ist als einer der schwärzesten Tage in die Donaueschinger Stadtgeschichte eingegangen.

Donaueschingen. Es war der Morgen nach der deutschlandweiten Progromnacht an Juden, als Männer der Sturmabteilung (SA), einer paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP, in einem Demonstrationszug durch die Stadt zogen. Schüler des Gymnasiums an der Schulstraße wurden aus dem Unterricht heraus daran beteiligt.

Sie mussten mit ansehen (und einige machten wohl auch dabei mit), wie die braunen Schergen die Mitglieder der Familien Bensinger, Lindner, Weil und Guggenheim misshandelten, deren Häuser und Wohnungen demolierten und die Wände mit antisemitischen Parolen beschmierten.

Alle vier Familien verließen daraufhin ihre Heimatstadt, darunter Henriette Linder und Dagobert Guggenheim. Sie starb Jahre später in einem Lager im französischen Gurs, er wurde im KZ Auschwitz ermordet. Das Vermögen der Familie Guggenheim, die an der Max-Egon-Straße ein Kaufhaus unterhielten, war da schon arisiert worden, wie das damas hieß.

Wie erinnert eine Stadt angemessen an dieses dunkle Kapitel? Rathaus und Verwaltung haben es sich nicht einfach gemacht, diese Frage zu beantworten. Vor allem sollte aber auch verhindert werden, dass die Diskussion darüber in einen heftigen Streit ausartet – so wie in Villingen-Schwenningen, wo sich vor einigen Jahren eine Stolperstein-Initiative gegründet hatte, deren Anliegen einen Keil in den Gemeinderat trieb. Bei Stolpersteinen handelt es sich um ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln wird an das Schicksal der Menschen erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Aus dem Rathaus kam 2012 der Vorstoß, auch in Donaueschingen einen Stolperstein in Erinnerung an Dagobert Guggenheim vor dessem früheren Haus in den Gehweg einzulassen. Doch Stadtführerin Martina Wiemer, die damalls noch nicht für die SPD im Gemeinderat saß und später in das Gremium gewählt wurde, sprach sich erfolgreich dagegen aus – weil Donaueschingen die Nazizeit zu wenig aufgearbeitet habe. "Ein Stolperstein reicht nicht aus, da muss mehr geschehen", so Wiemer damals.

In diesem Frühjahr einigte sie sich mit ihren Gemeinderatskollegen Annie Bronner, Bertolt Wagner, Maria Schmitt, Claudia Weißhaar und Stadtarchivarin Janna Miller auf eine Gedenktafel, die ab dem morgigen Sonntag an der Rathausmauer hängen wird. Der Haken, mit dem einst der Stürmerkasten (siehe Infokasten) angebracht war, ist in die Tafel eingearbeitet.