Mit Plakat und Stimme: Rund 200 Jugendliche demonstrieren am 23. Februar am Musikantenbrunnen vor dem Rathaus gegen Klimawandel und Handlungsunfähigkeit der Politik. Foto: Wursthorn

Organisatorinnen vernetzen Schulen. Abiturprüfungen haben gegenwärtig Vorrang.

Donaueschingen - Ruhig geworden ist es um die Klimaschutz-Proteste der Donaueschinger Schüler. Am vergangenen Freitag, am zentralen Tag der landes- und bundesweiten Kundgebungen, blieb der Musikantenbrunnen am Rathaus den Touristen vorbehalten.

Was war passiert? Denn drei Wochen zuvor waren es rund 200 Jugendliche der Hauswirtschaftlichen und Kaufmännischen Schulen, des Technischen Gymnasiums, der Realschule und des Fürstenberg-Gymnasiums, die sich am Musikantenbrunnen in Richtung Rathausportal aufstellten und ihre Unzufriedenheit gegenüber der internationalen Klimapolitik in Sprechgesängen skandierten.

Ob es bei dieser Einzelaktion bleibt, oder man gegenwärtig eher von der "Ruhe vor dem Sturm" sprechen sollte, wird sich weisen. Denn die Organisatorinnen legen gegenwärtig eine Pause ein. Sofia Kexel aus Donaueschingen und Ceyda Gyrnehir besuchen am Donaueschinger Wirtschaftsgymnasium die Abschlussklasse und stehen somit kurz vor den Abiturprüfungen. "Deshalb steigen wir erst nach den schriftlichen Abiturprüfungen wieder ein", erklärt Sofia Kexel. Das dürfte dann ab Mitte April der Fall sein.

Nicht alle Schulen werden erreicht

Innerhalb der Schülerschaft habe es vor dem vergangenen Freitag die Empfehlung gegeben, die Schülerdemos in Villingen oder Freiburg zu besuchen, so die 19-Jährige, die an diesem Tag allerdings nicht teilnahm. Über das Lernen auf die Prüfungsfächer hinaus bleibt Zeit, an der Organisationsstruktur und Aktionsfähigkeit der Donaueschinger Schülerproteste zu feilen. Denn da lief bisher nicht alles rund.

So erreichte die Aufforderung, an der Demonstration am 22. Februar teilzunehmen, die Schüler zwar per Kettenbrief, doch letztlich wurden nicht alle Schulen erreicht, weiß Kexel heute. So hätten Kexel und Gyrnehir beispielsweise damals vor dem Rathaus nicht gewusst, dass sich auch Schüler des Technischen Gymnasiums unter dem vielstimmigen Protestchor befanden.

Jetzt soll eine frisch eingerichtete Whatsapp-Gruppe dafür sorgen, dass die nächste Streikaufforderung auch alle Schüler erreicht. Neben den beiden WG-Abiturientinnen gehören ihr bisher schon zwei Vertreter des Fürstenberg-Gymnasiums an. Der Verteiler soll sich nun um Schüler von Realschule, Eichendorffschule und Gewerblichen Schulen erweitern, hofft Kexel. Für sie wären namentlich definierte Ansprechpartner wichtig, um auf diese Weise sichtbar aus einer diffusen Unzufriedenheit ins aktive Handeln umzusteigen. Auch wenn das Abitur ansteht, bleibt der engagierte Ansatz der Organisatorinnen ungebremst: wohlwissend, dass ein Schulstreik selbst mit edlen Motiven doch nichts anderes ist als unentschuldigtes Fehlen vom Unterricht.

Dabei kamen die WG-Schulstreiker vor drei Wochen "preiswert" davon. "Es beschränkte sich auf ein Gespräch", erzählt Kexel. Nachsitzen wurde als Sanktion nicht verhängt.

Was auch drei Wochen nach dem Streik-Einstand weiter steht, ist die Haltung gegenüber der Politik. "Die macht nämlich nichts. Und wenn doch, vergisst sie, neue Ideen im Vorfeld zu hinterfragen", ärgert sich Kexel. Ein Beispiel gefällig? Der verstärkte Einsatz von Biodiesel benötige große Anbauflächen, die man der Natur entziehe. Gleiches gelte für den Verbrauch von Palmöl, gibt die Schülerin zu bedenken. "Man will Gutes und tut Schlechtes." Sich als Einzelperson an den Klimademos zu beteiligen, entspreche deshalb der Stellung des Einzelnen im politischen Leben. "Zwar ist es die Aufgabe der Politik, die Klimaziele einzuhalten, doch tatsächlich etwas tun muss dann doch jeder Einzelne", weiß Kexel.

An den "Freitagen für die Zukunft" gehen derzeit weltweit Schüler und Studierende auf die Straße. Sie protestieren für die Umsetzung der Pariser Klimaziele, den sofortigen Ausstieg aus der kohlebasierten Energieversorgung und gegen das so empfundene Nichtstun der Politik. Leitfigur ist die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die diese Bewegung ins Rollen brachte, als sie im August 2018 mit einem Pappschild in der Hand vor dem Schwedischen Reichstag demonstrierte. Der Klimastreik am vergangenen Freitag brachte nach Angaben der Veranstalter mehr als eine Million junge Menschen in 2000 Städten und 125 Ländern auf die Straßen. In Deutschland sollen es 300 000 gewesen sein. In Berlin zählten die Veranstalter 20 000 Teilnehmer.