Bisher bleiben die bisherigen Taxis in der Region noch verschont vom Uber-Wahn. Foto: Niederberger

Fahrdienstleister Uber auf der Baar noch nicht aktiv. Viele Auflagen für Unternehmen.

Donaueschingen - In Großstädten wie Berlin, Köln oder München ist den etablierten Taxiunternehmen mit den sogenannten Fahrdienstleistern wie Uber, Moia und Co eine ernsthafte Konkurrenz erwachsen. Drohen in ländlichen Regionen ähnliche Verhältnisse?

"Taxi-Krieg in Köln: Fahrer machen Jagd auf Uber-Leute". Die regionale Boulevardzeitung "Kölner Express" hat vor Kurzem mit diesem reißerischen Titel versucht, Leser einzufangen. Unsere Zeitung hat mit zwei alteingesessenen Donaueschinger Taxibetrieben gesprochen. Danach ist Uber auf der Baar noch kein Thema, leicht sind die Zeiten für das Beförderungsgewerbe dennoch nicht.

Gerald Vogt von der gleichnamigen Taxi-Zentrale hält für seine Kunden 17 Fahrzeuge vor, neun davon sind Taxis. Seit 25 Jahren ist sein Unternehmen vor Ort in Donaueschingen. Er hat von einer möglichen Uber-Konkurrenz noch nichts gespürt. "Bei uns ist die Welt noch in Ordnung", sagt er.

Und er glaubt auch nicht, dass die internetgestützten Fahrdienstleister in ländlichen Regionen Fuß fassen. Das läge an deren Geschäftsmodell, das zu Beginn sehr hohe Investitionen verlange, die sich nur in urbanen Zentren rechneten. Uber habe gegenüber den etablierten Taxi-Diensten einen zentralen Vorteil: viel weniger Leerfahrten. Seine Taxis legten im Schnitt 85 000 Kilometer pro Jahr zurück. Bei rund der Hälfte der Kilometer seien keine Kunden an Bord.

Mit dem sehr amerikanischen Geschäftsgebaren von Uber hat Vogt seine Probleme. Denn deren Fahrer seien selbstständig und trügen das Geschäftsrisiko ganz allein. Er fühle sich als Arbeitgeber dagegen verantwortlich für sein Personal und bezahle es auch entsprechend. Nicht zu vergessen die Sozialversicherungsbeiträge, die an die Krankenkassen abgeführt werden müssen. Als Konkurrenz nennt er den "Nachbarn", der in seinem Umfeld Fahrdienste übernimmt und sich dafür bezahlen lässt. Und von denen gäbe es in Donaueschingen einige.

Robert Scherer, der Sohn von Donaueschingens verstorbener Taxifahrerlegende Jakob Scherer, bestätigt diese Beobachtung. Zu schaffen machten seiner Zunft die ständig steigenden Spritpreise. Und: "Car-Sharing gab’s früher auch nicht." Eine wichtige Einnahmequelle für ihn seien Krankenfahrten.

Viele Auflagen

Scherer plädiert dafür, dass sich Taxiunternehmen durch ihren Service von den Billiganbietern abgrenzen sollten. Das heißt: Taxifahrer sollten freundlich auftreten, das Fahrzeug müsse innen und außen gepflegt sein, Fahrer dürften im Auto natürlich nicht rauchen und Umwege zu fahren, um mehr Geld einzunehmen gehe überhaupt nicht. "Wir müssen auch vor der eigenen Tür kehren", sagt Scherer, der nichts gegen einen fairen Konkurrenzkampf hat.

Doch der ist mit Uber nicht gegeben. Vogt und Scherer machen im Gespräch deutlich, dass für das amerikanische Start-up andere Spielregeln gelten als für sie – was sie am Gleichheitsgrundsatz zweifeln lässt. Danach müssen sich Taxifahrer an viele Auflagen halten. Um den Taxischein zu bekommen, müssen sie eine Ortskundeprüfung ablegen, die je nach Anbieter mehrere Hundert Euro kostet.

Das beinhaltet eine mehrmonatige Vorbereitung, genaues Einprägen der Straßengeflechte einer Stadt. Bei der Prüfung wird dann eine Fahrt von A nach B abgefragt, die der Prüfling aus dem Gedächtnis abfahren muss – inklusive Nennung aller abgehenden Straßen. Ein polizeiliches Führungszeugnis müssen Taxifahrer ebenfalls vorlegen, um die Fahrlizenz zu erhalten.

Außerdem haben Taxifahrer ein Fiskaltaxameter in ihrem Auto, das Umsatz und Arbeitszeit aufzeichnet und speichert, jederzeit vom Finanzamt abrufbar. Taxifahrer müssen bei jeder Fahrt den gleichen Fahrpreis nehmen. An den Taxiständen warten immer wieder und unangekündigt Kontrolleure vom Landesamt für Bürger und Ordnungsangelegenheiten (LABO). Stimmt die Kennzeichnung des Wagens? Funktioniert das Warndreieck? Wenn nicht: Bußgeld. Und noch etwas schlägt auf der Kostenseite zu Buche: Taxis müssen jedes Jahr zum TÜV, bei den Uber-Fahrzeugen gilt der ganz normale Zweijahresrhythmus.

Sind Scherer und Vogt womöglich etwas zu optimistisch? Laut der Branchenzeitschrift "Taxitimes" will Uber zeitlich befristet mit Ausnahmegenehmigungen testen, ob sein Angebot auch in ländlichen Regionen funktioniert. In einem Beitrag wird Deutschlandchef Christoph Weigler so zitiert: "Unsere größten Fans sind die Landräte. In vielen Regionen gibt es gar keine Taxis mehr, die Landräte wünschen sich daher eine Alternative wie Uber.

Info: So funktioniert Uber

Uber besitzt selbst keine Autos, sondern vermittelt lediglich Fahrten. Den eigentlichen Beitrag erbringen Mietwagenfirmen, die ihre Autos samt selbstständigem Fahrer für eine bestimmte Strecke verleihen. Auf diese Art kann das amerikanische Start-up Taxi-Leistungen anbieten, für die man in Deutschland eigentlich eine Taxi-Lizenz braucht – mit (noch) einer Ausnahme: Uber-Fahrer müssen nach jeder Fahrt wieder zurück zur Zentrale der Mietwagenfirma zurückfahren.

Mehr Wettbewerb: Im Februar hat das Bundesverkehrsministerium Überlegungen vorgestellt, das Personenbeförderungsgesetz zu deregulieren. Im Kern geht es darum, mehr Wettbewerb ins Taxigewerbe zu bekommen – vor allem durch Mietwagendienste wie Uber. Die wichtigste Neuerung klingt sperrig und hat gleichzeitig gravierende Auswirkungen. Für Mietwagen soll die Rückkehrpflicht zur Zentrale gestrichen werden. Zurzeit müssen diese nach jeder Tour zurück an ihren Hauptstandort, anders als Taxis dürfen sie sich nicht direkt an der Straße neue Kunden suchen. Allerdings: In Großstädten berichten Taxiunternehmen darüber, dass diese Vorschrift von vielen Uber-Fahrern ignoriert werde.

Rolle der Städte: Bundesverkehrsminister Scheuer will es den Städten überlassen, ob sie die Rückkehrpflicht streichen. Tun sie das, setzen sie die etablierten Taxiunternehmen wohl endgültig einem ruinösen Wettbewerb aus. Denn anders als die neue Konkurrenz soll die Taxi-Branche auch künftig strenge Auflagen erfüllen. Die wichtigste: Sie muss eine Grundversorgung gewährleisten. Auch in Zukunft wären nur Taxiunternehmen verpflichtet, rund um die Uhr zu fahren. Zudem dürfen sie Transporte nicht grundlos ablehnen. Schließlich sind sie an einheitliche Tarife gebunden, die von den Kommunen vorgegeben werden. Uber hingegen kalkuliert anders: je geringer die aktuelle Nachfrage, desto geringer der Fahrpreis. In den meisten Fällen ist das für Fahrgäste viel günstiger.