Die nächste Führung Donaueschingen – Geschichte und Gegenwart findet am Samstag, 30. August um 10.30 Uhr statt. Anmeldung bei der Tourist-Information unter Telefon 0771/85 72 21. Foto: Von Briel Foto: Schwarzwälder-Bote

Barbara Leiber ist eine der Stadtführerinnen und erkundet mit den Gästen die Besonderheiten von Donaueschingen

Von Denise Palik

Donaueschingen. Barbara Leiber ist Stadtführerin in Donaueschingen. Heute haben sich nur zwei auswärtige Gäste für ihre "Erlebnisführung Donaueschingen – Geschichte und Gegenwart" angemeldet. Doch das ist Leiber nicht wichtig. Sie ist trotzdem mit vollem Elan bei der Sache.

"Wir möchten den Touristen mit unseren fünf Stadtführungen die Attraktivität unserer Stadt zeigen", sagt Barbara Leiber unserer Zeitung. "Ich mache ihnen die Augen auf, erkläre ihnen, was sie eigentlich sehen."

Los geht ihre Führung an der Tourist-Information mit einigen Fakten zu Donaueschingen. Barbara Leiber erzählt ihren interessierten Gästen aus der Schweiz, dass die Stadt erstmals 889 als "Villa Esginga" urkundlich erwähnt wurde. Der Name kommt vermutlich von der Esche, dem Baum der Region. Im Jahr 1392 kam dann "Donau" als Ergänzung und Unterscheidung dazu, vergleichend Eschingen an der Donau liegend oder Eschingen an der Wutach liegend.

Dann geht es los auf die Entdeckungsreise durch die Stadt. Den Maibaum und den Hanselbrunnen lernen die Gäste kennen, immer mit erfrischenden Erklärungen und Anekdoten von Barbara Leiber.

Vor dem Rieple-Haus, benannt nach Max Rieple, einem Donaueschinger Schriftsteller und Dichter, in welchem heute der Eine-Welt-Laden und das Rieple-Archiv untergebracht sind, bleibt sie stehen. "Früher war Donaueschingen ein Bauerndorf mit viel Landwirtschaft. Nach einer dreiwöchigen Hitzewelle kam es durch eine Selbstentzündung zu einer Hitzeverpuffung in einer Scheuer. Ein Großteil der Innenstadt ist deshalb am 5. August 1908 abgebrannt", erzählt sie. Über 650 Menschen verloren ihr Heim, zwei Tote waren zu beklagen. Das Rieple-Haus, eines der wenigen Häuser aus Stein zu dieser Zeit, überstand das Feuer.

"Nach diesem verheerenden Brand wollte man die Stadt so schnell wie möglich wieder aufbauen", berichtet Leiber weiter. Die Pläne für Häuser im Jugendstil waren schon fast fertig und so machte man sich daran, die verbrannten Reste aufzuräumen und neue Gebäude zu erstellen.

Den Jugendstil erkennt man laut Leiber an seinen klaren Farbtrennungen, vielen Schnörkeln und Schnecken und an den oft ovalen Fenstern. "Der Jugendstil war damals nicht nur ein Baustil, sondern ein Lebensstil", weiß die Stadtführerin. "Durch die fortschreitende Industrialisierung wurde alles leichter und dekorativer. Es sollte nicht mehr nur funktionell, sondern auch schön sein." Schon ein Jahr später waren mehrere Gebäude wieder aufgebaut.

Immer wieder zeigt sie ihren Gästen kleine Details, wie Zöpfe, Girlanden und Diamantquader, auf die man sonst nicht achtet. Sowohl die Rückansicht des Rieple-Hauses, die man nur in einem Hinterhof zu sehen bekommt, als auch die bleiverglasten Fenster des Mall’schen Hauses neben dem Rathaus II faszinieren die Schweizer Touristen.

Ein Muss bei einem Besuch in Donaueschingen ist der Musikantenbrunnen auf dem Platz vor dem Rathaus I. Auch dazu hat Barbara Leiber etwas zu erzählen. "Der Künstler Bonifatius Stirnberg aus Aachen erhielt den Auftrag, drei Elemente, die für Donaueschingen stehen, in diesem Brunnen einzuarbeiten. Er entschied sich für zwei Wasserläufe als Brigach und Breg, eine symbolische Donauquelle und die Musiker als Hinweiß auf die Musikstadt Donaueschingen."

Dabei erzählt Leiber auch über die Musiktage. Das Rathaus I sei übrigens ebenfalls beim Feuer 1908 abgebrannt. Durch Spenden kamen über 1,1 Millionen Reichsmark aus dem ganzen Deutschen Reich zusammen, daher die Inschrift im Medaillon über dem Haupteingang des Rathauses "Durch aller Hilfe".

Anschließend geht es weiter in die entgegengesetzte Richtung. Vorbei an der Fürstenberg-Brauerei, zur Hofbibliothek, weiter zum Dianabrunnen, der ebenfalls im Jugendstil 1904 errichtet wurde. Der letzte Stopp ist die Stadtkirche St. Johann. "Fürst Josef Wilhelm Ernst und seine Gemahlin Anna beauftragten einen Prager Architekten mit dem Bau der Kirche, weil sie etwas Besonderes wollten", erzählt Leiber. "Der große Prager Baumeister Maximilian Kanka entwarf eine Kirche, war aber selbst nie in Donaueschingen. Er hat seine eigene Kirche also nie gesehen."

Weil die Donauquelle zur Zeit umgebaut wird und nicht besichtigt werden kann, zeigt die Stadtführerin ihren Gästen nur einige Bilder. "Die Skulpturengruppe zeigt die "Mutter Baar", die ihrer jungen Tochter Donau den Weg in die Ferne weist. Dann ist die Führung vorbei. "Ich könnte Ihnen noch viel zeigen", so Barbara Leiber. "Sie müssen wohl nochmal kommen. Donaueschingen ist einfach schöner als 90 Minuten."