Sie liebte die Farben: die Künstlerin Dorothy Fratt in ihrem Atelier in Scottsdale in Arizona etwa im Jahr 1995. Foto: Bermudez Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Werke von Dorothy Fratt im Museum Art-Plus zu sehen / Farbenfrohe Arbeiten faszinieren

Ein halbes Jahr zeigt das Donaueschinger Museum Art-Plus schon die farbenfrohen Gemälde der amerikanischen Künstlerin Dorothy Fratt – Zeit, zu schauen, wer hinter diesen faszinierenden Arbeiten steckt.

Donaueschingen. Dorothy Fratt war eine starke Frau, die ihren Weg ging, ungeachtet aller Widrigkeiten und Hürden. Der große Erfolg war ihr zeitlebens nie vergönnt. Doch damit konnte sie umgehen, denn sie war selbst ihr schärfster Kritiker. Wichtig war ihr nur, dass sie mit ihrer Kunst zufrieden war.

Bei ihrem Besuch im Mai zeichneten ihr Sohn Gregory und Lillian Barker, eine Nachbarin, die von Kind auf bei Dorothy Fratt Malunterricht nahm, in ihren Erzählungen das Bild von einer Frau voller Energie, die vielseitig interessiert und belesen war und gerne ihre Meinung sagte. Sie war liebevoll, weltoffen und eine hervorragende Lehrerin. Sie beherrschte den schwierigen Spagat zwischen den Aufgaben als Hausfrau und Mutter und dem Dasein als Künstlerin, doch war stets klar, dass ihre Leidenschaft und ihr Antrieb in erster Linie die Malerei war.

Geboren wurde sie 1923 in Washington D.C. als Dorothy Jean Miller. Ihr Talent zeigte sich schon in früher Kindheit und wurde von ihren Eltern gefördert. Ihr Vater, der Cheffotograf bei der Washington Post war, nahm sie manchmal mit zu seinen Einsätzen, wodurch sie den Blick für das Besondere und das Wesentliche erlernte. Bereits mit 15 Jahren erhielt sie einen ersten Kunstpreis, und mit 23 Jahren war sie Collegelehrerin.

Obwohl Washington D.C. ein relativ gutes Pflaster für junge Künstler war, kehrte Dorothy Fratt der Stadt 1958 den Rücken und zog mit ihrem Mann Nicholas und den vier Söhnen nach Arizona. Vor allem das besondere Licht dort hatte es ihr angetan. Sie wollte etwas Neues sehen und alten Ballast von sich werfen, um als Künstlerin zu wachsen. In einem kleinen Haus in Phoenix fand die Familie ein neues Zuhause. Ihr Atelier richtete sich die Künstlerin in der Garage ein. Später zogen sie nach Scottsdale. Es war eine schwere Zeit mit vielen Entbehrungen. Die Familie hatte wenig Geld, und dennoch fehlte es den Kindern an nichts. Das Spielzeug stellte Dorothy Fratt selbst her, und sie bastelten viel miteinander.

Trotz unermüdlicher Arbeit und positiver Kritik aus Fachkreisen hatte Dorothy Fratt es schwer, auf dem Kunstmarkt Fuß zu fassen. Ihre abstrakte Kunst traf nicht den breiten Publikumsgeschmack. Die Kunstszene in Arizona war durch eine Kunst bestimmt, die Cowboys, Indianer und die karge Landschaft Arizonas zum Thema hatte. Um Geld zu verdienen, gab Fratt Malkurse und schuf Auftragsporträts und Tierzeichnungen.

Erst die Heirat mit ihrem zweiten Mann Bud Cooper, einem vermögenden Banker und Farmer, verschaffte ihr ab 1972 finanzielle Unabhängigkeit und die Möglichkeit, nur noch zu malen, was sie wollte. Sie ließen ein Haus an einen Berghang bauen, das zum Morgenlicht hin ausgerichtet war, dem Licht, das Dorothy Fratt so sehr faszinierte. Die Sommer verbrachten sie auf einer Farm inmitten einer weiten Landschaft. Dorothy Fratt malte, bis sie in hohem Alter ihre Kräfte verließen und sie in ein Pflegeheim musste. Dort starb sie im vergangenen Jahr im Alter von 93 Jahren.

Die Ausstellung im Museum Art-Plus zeigt die farbenfrohen Arbeiten Dorothy Fratts erstmals außerhalb der USA und möchte damit dem Vergessen dieser außergewöhnlichen Frau und Künstlerin entgegenarbeiten. Erste Erfolge zeichnen sich ab. Die Resonanz auf die Ausstellung ist hervorragend, und auch in ihrer Heimat scheint die Ausstellung den Blick wieder auf sie gelenkt zu haben.