Trautes Heim, Glück allein: Das gerahmte Bild zeigt die fünf Mitglieder der besonderen Wohngemeinschaft an der Karlstraße. Foto: Maier

In einer Wohnung mitten in der Stadt wohnen fünf Menschen mit geistiger Behinderung zusammen.

Donaueschingen - Blumen auf einer Kommode. Fotos im Regal. Eine gemütliche Couch. Gardinen vor den Fenstern. Es sieht so stinknormal aus. Es sieht aus, wie es in einer typischen Wohnung eben so aussieht. Aber diese Wohngemeinschaft hier an der Karlstraße ist alles andere als normal – sie ist etwas ganz Besonderes.

Über dem "zero"-Modegeschäft und der "elo"-Reinigung und damit mittendrin in Donaueschingen hat die Bruderhaus-Diakonie drei Wohnungen für acht Bewohner angemietet und renovieren lassen. Seit einem halben Jahr wohnen dort fünf Menschen mit geistiger Behinderung, sie sind zwischen 20 und 65 Jahre alt – sie in so zentraler Lage wohnen zu lassen ist der Versuch, Menschen mit geistiger Behinderung hinein ins Leben zu holen.

Das Fachwort dafür lautet: Inklusion – Einbeziehung. Menschen mit geistiger Behinderung sind anders, ja; sie haben einen besonderen Hilfebedarf, ja; aber das bedeutet ja nicht, dass sie am Leben der nicht-behinderten Mehrheit nicht teilhaben können, dass sie ausschließlich in "Sondereinrichtungen" wohnen könnten. Ziel der Wohngemeinschaft an der Karlstraße ist es nach den Worten von Walter Riedel, dem Leiter der Bruderhaus-Diakonie im Schwarzwald-Baar-Kreis, dass jeder der fünf Bewohner so viel Unterstützung bekommt, wie er braucht, um ein möglichst selbstständiges Leben zu leben.

Wohngemeinschaft ist eine der ersten ihrer Art im Kreis

Heißt konkret: Tagsüber arbeiten alle fünf in den Fischerhof-Werkstätten in Vöhrenbach, ihr Privatleben regeln sie weitgehend alleine. Sie gehen selbst einkaufen, zur Bäckerei, in die Drogerie, in den Supermarkt. Wenn möglich, helfen sie sich gegenseitig aus; wenn nicht, dann ist ein Ansprechpartner, ein Betreuer der Bruderhaus-Diakonie ständig (außer nachts) vor Ort.

Ähnliche Wohngemeinschaften in solch zentraler Innenstadt-Lage gibt es bislang beispielsweise für psychisch kranke Menschen; für geistig Behinderte ist es die erste in Donaueschingen und eine der ersten im Landkreis. Geht es nach der Bruderhaus-Diakonie, soll es aber nicht das letzte sein.

Und wie es gute Sitte ist, wenn sich neue Anwohner irgendwo niederlassen, so hält es auch die Wohngemeinschaft an der Karlstraße: Am Freitag nächster Woche laden sie, nach dem halben Jahr, in dem sie sich eingelebt haben, zum Nachbarschaftsfest. Die umliegenden Geschäftsinhaber sind eingeladen, Vertreter der Bruderhaus-Diakonie kommen, Oberbürgermeister Thorsten Frei auch.

Alles ganz normal, so wie es sein soll. Und doch: eben etwas ganz Besonderes.