Optimismus und Lebensmut: Matthias Berg steht am Sonntag um 17 Uhr auf der Kanzel der Stadtkirche Sankt Johann in Donaueschingen. Er will Mut machen, mit Rückschlägen im Leben offen und offensiv umzugehen. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtkirche: Matthias Berg ist preisgekrönter Musiker und Sportler / Motivation mit Witz und Tiefgang

Matthias Berg, ein profilierter Musiker, Sportler und Jurist, steht am Sonntag in der Stadtkirche St. Johann auf der Kanzel.

Donaueschingen. Er will die Besucher auf witzige und nachdenklich machende Art motivieren. Und sie am Ende mit guter Laune nach Hause entlassen: Ein 56-jähriger Mann, der aus seiner Contergan-Schädigung heraus viel Lebensmut schöpfte. Der sich zu einem preisgekrönten Musiker entwickelte. Der bei Paralympics und Weltmeisterschaften 27 Medaillen holte und sowohl in der Leichtathletik als auch im Wintersport bei Slalom und Abfahrt Höchstleistungen brachte.

Vom Landratsamt führt der Weg ins Staatsministerium

Der Titel seines Buches "Mach was draus" ist Lebensmotto für Matthias Berg. Er ist 1961 in Dortmund geboren, in Detmold aufgewachsen und seit seinem zehnten Lebensjahr in Trossingen groß und bekannt geworden, nachdem sein Vater, der Pianist Hans-Walter Berg, die Leitung der Bundesakademie übernommen hatte.

Matthias Berg leitete am Tuttlinger Landratsamt ein Dezernat und unterrichtete nebenher im Geisinger Haus Wartenberg Altenpfleger in Rechtskunde. Im Jahr 2000 wechselt er in Erwin Teufels Staatsministerium. Danach ging er nach Esslingen, wo er von 2003 bis 2015 Stellvertreter von Landrat Heinz Eininger war.

Vor zwei Jahren musste Matthias Berg vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden, weil ein schweres Augenleiden mit Netzhautablösungen ihn zwang, die Tätigkeit aufzugeben. "Den ganzen Tag viel lesen", das war Gift für seinen geschädigten Sehnerv, "ich drohte auf einem Auge zu erblinden", sagt er, und nimmt auch dies auf die witzige Schippe. "Ich habe ein paar optische Knicke, komme inzwischen aber damit klar".

Seit einem Jahr spielt er wieder Horn, "aber das kann ich nicht mehr auf professionellem Niveau", bedauert er. Den Leistungssport hat Matthias Berg schon Mitte der 1990-er Jahre aufgegeben. Jetzt geht es auch nicht mehr mit dem Radfahren: "Es besteht die Gefahr, dass Blutdruck-Schwankungen durch die Anstrengung Netzhautablösungen beschleunigen."

Matthias Berg kam 1961 als "Contergan-Kind" zur Welt. Beide Arme sind verkürzt, an jeder Hand fehlen zwei Finger. Seine Mutter hatte während der Schwangerschaft das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan eingenommen, was beim Fötus zu den bekannten Schädigungen führte. Aber die Mutter und der Sohn gingen mit der Behinderung offen um. Matthias Berg lernte, die Hänseleien in seiner Jugendzeit wegzustecken. Umso mehr, als er mit dem Horn ein ideales Instrument gefunden hatte, das ihm half, Musik auf hohem Niveau zu spielen.

In seiner Kanzelrede am Sonntag erzählt Matthias Berg mit humorgeladenen Anekdoten, aber auch mit Wissen untermauert, wie man Höhen und Tiefen des Lebens bewältigt.

Statt immer nur zu jammern, geht es um Lebensmut und Optimismus, um Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein und Haltung. "Das sind meine Grundsatzentscheidungen, die ich getroffen habe", sagt Berg.

Matthias Berg war von 1980 bis 1994 Mitglied der Nationalmannschaften der Behindertensportler in der Leichtathletik und der alpinen Skiläufer. Er startet bei Paralympics und Weltmeisterschaften, holt elf Gold-, zehn Silber- und sechs Bronze-Medaillen. Er wird einer der erfolgreichsten Behindertensportler weltweit. Seit 2000 ist er ZDF-Experte und Co-Moderator bei Paralympics. In Freiburg studierte er Jura und Musik, spielt seit seinem siebten Lebensjahr Horn, wurde bei Jugend musiziert und bei einem Festival in Toulon ausgezeichnet. Von 2000 bis 2003 war er im Staatsministerium von Erwin Teufel, anschließend bis 2015 Erster Landesbeamter im Kreis Esslingen, wo er für Nahverkehrsplanung, Natur- und Umweltthemen zuständig war und das Dezernat Umwelt und Technik leitete. Seit seinem Ruhestand ist Matthias Berg in großen Unternehmen ein gefragter Vortragsredner.