Thomas Schneider vor der beeindruckenden Balkenkonstruktion in seinem künftigen Wohnzimmer Foto: Schwarzwälder Bote

Projekt: Thomas Schneider hat ehemaligen Vogtshof restauriert / 2010 startete Großbaustelle im 436 Jahre alten Haus

Rege Wohnbautätigkeit in den vergangenen Jahren hat den Donaueschinger Teilort Aasen nicht nur deutlich wachsen lassen.

Donaueschingen-Aasen. Umnutzungen und Abbruch landwirtschaftlicher Gebäude sowie neue moderne und mehrgeschossige Wohnbauten haben das Gesicht der 1250 Jahre alten Ostbaarortschaft allmählich verändert. Was Aasen einmal war und wie Aasen einmal aussah, davon hat Thomas Schneider mit der äußerst gelungenen Restaurierung und Umnutzung des Klosters, des ehemaligen Vogsthofes des Klosters St. Georgen an der Klosterstraße, für künftige Generationen etwas gerettet und dem geschichtsträchtigen Haus seine Würde zurückgegeben.

Das sanierte Gebäude mit seinen Staffelgiebeln und einem wieder lebhaft bewohnten Storchennest bildet zusammen mit dem noch älteren angegliederten Nachbarhaus mit der Sonnenuhr ein schönes Ensemble, direkt in der Nachbarschaft zur ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Pfarrkirche samt Pfarrhaus. Der Agraringenieur Thomas Schneider ist mit seinen Geschwistern hier aufgewachsen, hat die Geschichte des Hauses sorgfältig recherchiert, Bannkarten entdeckt und eine denkmalgerechte aber auch moderne Restaurierung der geschichtsträchtigen Liegenschaft zu seinem Herzensanliegen gemacht.

Für die denkmalgerechte Sanierung, Modernisierung und Umnutzung des Baaremer Zinnengiebelhauses hat Thomas Schneider 2009 im Bauantrag die Geschichte der Liegenschaft so beschrieben: Im Volksmund wird das stattliche, ortsbildprägende Staffelgiebelhaus in unmittelbarer Nähe der Kirche "im Kloster" genannt. Die volkstümliche Bezeichnung erinnere an die jahrhundertlange Präsenz des Reformklosters St. Georgen im Schwarzwald in Aasen. Nach Buhlmann (Vertex Alemanniae) hatte das Schwarzwaldkloster bereits 1095 Besitz in Aasen. In der Schrift "Kunstdenkmäler des Kreises Villingen" wird ein Haus mit Staffelgiebel in der Nähe der Kirche der Spätgotik zugeschrieben. Durch dentrologische Untersuchungen der historischen Bausubstanz kann das Baujahr des sanierten Gebäudes um 1581/1582 gesichert bestimmt werden.

Seit etlichen Generationen war das Zinnengiebelhaus "im Kloster" in einer Hand. Erst um 1831 erfolgte eine Aufteilung des Gebäudes an zwei Familien. 2008 konnte Thomas Schneider mit dem Kauf der rechten Haushälfte die für die Bausubstanz schädliche Teilung aufheben und erste Überlegungen zur Sanierung des "Klosters" anstellen.

Das Haus hatte neben einem Wohnteil im Obergeschoss große Lagerräume. In den Dachgeschossen befanden sich ursprünglich große Fruchtspeicher und Kammern für das Gesinde. Der große Gewölbekeller bot überdies weiteren Lagerraum. Das Obergeschoss wies darüber hinaus einen großen Raum aus, der für Versammlungen geeignet war.

Im Herbst 2010 wurde für mehrere Jahre eine Großbaustelle eröffnet. Durch jahrelanges Eindringen von Regenwasser waren Balken abgefault und infolge von Fundamentschäden große Mauerrisse entstanden, die eine aufwändige und fachgerechte Sanierung dringend erforderlich machten. Auch durch die Teilung – es wurden statisch erforderliche Stützen und Unterzügen herausgenommen – sind erhebliche Schäden verursacht worden.

In mühsamer Kleinarbeit und mit viel Beharrlichkeit hat Thomas Schneider Balken gereinigt, Sandsteinteile gesäubert, historische Baumaterialien gesammelt, gesichert und wieder eingebaut. Die Beachtung selbst kleinster Details waren dem Bauherr ein großes Anliegen. "Es war mein großes Interesse möglichst viel von der bauzeitlich entstandenen Bausubstanz zu erhalten – auch aus Respekt vor den Handwerkern, die einmal dieses wunderbare Haus gebaut haben", sagt Schneider.

Das Ergebnis ist inzwischen eine beispielhafte und denkmalgerechte, das Ortsbild prägende Liegenschaft, ein Haus mit fünf teilweise altersgerechten Wohnungen und einer modernen, energieeffizienten und CO2-reduzierenden Nahwärmeversorgung mit einer Hackschnitzel-Heizungsanlage.

Thomas Schneider freut sich, dass in dem traditionsreichen und ebenso denkmalgerecht wie modern renovierten Gebäude jetzt Familien in ruhiger Lage unter einem Dach leben können. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei, dass er mit dem umweltfreundlichen und energieeffizienten Restaurieren die historische Bausubstanz erhalten und auch ein Zeichen gegen den Landschaftsverbrauch setzen konnte.

Sandstein-Türbogen aus der Entstehungszeit des Hauses, Fachwerkwände, Ziegelsteinmauern, Blockstufentreppen, Holzbohlenwände, repräsentative Holzdecken, profilierte Dachtraufen und ein Dachstuhl, wie dieser vor mehr als 400 Jahren gezimmert wurde, hohe Räume, große Fensterflächen, offenes, großzügiges Wohnen, Lichtbänder in den Dachgeschossen und ein transparentes, großzügiges Treppenhaus aus Schwarzstahl, mit dem drei Etagen erschlossen werden, bestimmen die außergewöhnliche Atmosphäre des ehemaligen Vogtshauses, das in Aasen "im Kloster" heißt.

Eine Gestaltung, die Thomas Schneider binnen zehn Jahren aus der geschichtsträchtigen und denkmalgeschützten Bausubstanz in Kombination mit modernen Elementen wie dem Treppenhaus und dem Balkon an der nordwestlichen Giebelwand zusammen mit kompetenten Architekten und Handwerksbetrieben und auch mit viel handwerklicher Eigenleistung entwickelt und realisiert hat. Oft wird der Denkmalschutz und deren Auflagen kritisch benannt. "Ich kann nur Gutes über die Zusammenarbeit mit den Behörden berichten. Letztendlich kann ein solches Vorhaben nur gelingen, wenn alle an einen Strick ziehen – schließlich gewinnen dann alle" – so der Bauherr.

Ein weiterer Schatz ist der Gewölbekeller mit einem direkten Zugang von der Klosterstraße. Der Bauherr freut sich: "Man muss lange suchen bis man auf dem Land solch einen großen und noch gut erhaltenen Gewölbekeller findet". Schneider hat schon Vorstellungen, wie man diese Fläche von annähernd 90 Quadratmeter nutzen könnte. Ein Kommunikationsort, ein Café, ein Weinkeller, ein Museum oder was auch immer ließe sich hier unterbringen. Noch steht die behutsame Gestaltung der Außenanlagen an.

In Kürze aber kann Thomas Schneider seine eigene Wohnung in den beiden Obergeschossen des Vogtshauses beziehen mit faszinierenden Ausblicken über Donaueschingen bis zum Feldberg und zum Aasener Weiher- und Buchwald.

Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Aufteilung des Gebäudes auf zwei Familien. Der Großvater von Thomas Schneider, Ferdinand Bayer, war Briefträger auf der Ostbaar und erwarb vor rund 100 Jahren die nördliche Haushälfte im Tausch gegen ein zu kleines Haus, die seit dem von der Familie Schneider bewohnt wird. Mit dem Kauf der südlichen Haushälfte im Jahr 2008 ist das gesamte Haus im Besitz der Familie Schneider. Und damit wurde für den Enkel eine effiziente Restaurierung des kompletten Hauses möglich. Vier der fünf Wohnungen sind inzwischen vermietet. Die eigengenutzte Wohnung kann er nun selbst beziehen.