Die Optik des Stadtfriedhofs wird sich in den nächsten Jahren drastisch ändern. Im Trend liegen die Baumbestattungen, die traditionellen Erdgräberfelder weisen dagegen immer größere Lücken auf. Selbst Urnenwandplätze werden kaum noch nachgefragt. Große Lücken tun sich in den traditionellen Gräberreihen inzwischen auf. Foto: Vollmer

Unruhige Zeiten bei der ewigen Ruhe: Neue Bestattungskultur verändert Optik nachhaltig.

Donaueschingen - Lange war die Erdbestattung in Deutschland die traditionelle Form einer Bestattung. Das hatte religiöse Gründe, denn für die erhoffte Wiederauferstehung musste der Körper erhalten werden.

Doch das Begräbnis mit Sarg und anschließendem Gräberschmuck mit großem Grabstein ist immer weniger gefragt. Einäscherungen und Urnengräber liegen im Trend. Der ist nicht neu, doch mittlerweile schlägt sich diese Entwicklung optisch noch wenig auf den Dörfern, aber stark auf dem Stadtfriedhof durch, wo es neben Urnenwänden seit geraumer Zeit auch die inzwischen viel nachgefragten Baumbestattungen gibt.

Noch vor wenigen Jahren waren Urnenbestattungen die Rettung für Friedhofsverwaltungen, denn bis dahin herrschte drangvolle Enge zwischen den Friedshofsmauern. "Nur 40 bis 60 Zentimeter lagen die einzelnen Gräber auseinander, doch das hat sich auf dem Stadtfriedhof bereits in großen Bereichen geändert", schildert Josef Bea, Leiter der Bauverwaltung, den Wandel auf dem Friedhof den Mitgliedern des Technischen Ausschusses am Dienstagabend. Nach dem Auslaufen der Belegzeiten wird das Grabfeld geräumt. Wo früher meist zeitnah erneut bestattet wurde, liegen heute freie Flächen, mit Kieselsteinen bedeckt oder sprießendem Rasen.

Auf einer dieser Rasenflächen direkt neben der Einsegnungshalle am Friedhofseingang wurden 2009 zwei Bäume gesetzt. Noch sind sie nicht sonderlich groß, aber sie werden all denen Schatten spenden, die eingeäschert in Urnen hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Auf kleinen runden Platten ist noch Platz für Namen und Lebenszeit und einen kurzen Gruß der Angehörigen, mehr nicht. Vereinzelt gibt es Blumengrüße. Andere Urnen sind anonym und mit einfachen Pflastersteinen bedeckt. Unter diesen Bäumen finden inzwischen immer mehr Bestattungen statt, die für die Angehörigen völlig pflegefrei sind und kaum noch Platz einnehmen. Sie haben in der Zahl der Bestattungen in Urnenwänden bereits den Rang abgelaufen. Die Kapazitäten der Wände seien zwar weitgehend erschöpft, meint Bea. Wegen der rapide nachlassenden Nachfrage würden sich neue Wände aber nicht mehr lohnen.

Die schnelle Reaktion auf Bestattungstrends sei, so Bea, auch zur Finanzierung der Friedhöfe für die Stadt wichtig. Ansonsten würde man Bestattungen an andere Orte verlieren und damit auch wichtige Gebühren zur Verwaltung und Pflege der Anlage.

Ebenso verlange die schöne Friedhofsanlage wegen der größer werdenden Grablücken eine Überplanung. Möglicherweise werde man auch den Platz zwischen den Gräbern wegen der besseren Optik künftig deutlich vergrößern.

Zehn Friedhöfe gibt es in der Stadt und 7800 Grabstellen – 5900 Erdgräber, 950 Urnen-Erdgräber, 250 Urnenbaumgräber und 700 Urnenwandgräber. Betrieb und Pflege kosten rund 600 000 Euro pro Jahr. Dem stehen Einnahmen von 394 000 Euro gegenüber. Um die Deckungsquote zu verbessern, sollen die Gräber im kommenden Jahr teurer werden. 167 Bestattungen gab es 2014, darunter 48 Sarg-Begräbnisse, 29 Baumbegräbnisse und 23 Bestattungen in der Urnenwand.