Der motorisierte Spaß an den Pfohrener Umzügen hat nach über 30 Jahren ein Ende. Die Motorsportfreunde scheuen für den recht kurzen Umzug die hohen Kosten für ein Sachverständigengutachten. Fotos: Verein Foto: Schwarzwälder Bote

Schon so mancher Narr hat sich in Büttenreden über Bürokraten lustig

Schon so mancher Narr hat sich in Büttenreden über Bürokraten lustig gemacht. Jetzt schlagen diese zurück – mit überhandnehmenden Vorschriften, die immer mehr Sicherheit versprechen, den Narren aber den Spaß und viel Geld nehmen.

Verzicht: Je nach Eingriff in den Straßenverkehr müssen sich die Zünfte das Narrenbaumstellen, den Hemdglonkerumzug oder die Fasnetsverbrennung einzeln gegen Gebühr genehmigen lassen. Zu teuer und personalintensiv beispielsweise für die Blumberger Narrengesellschaft. Sie verzichtet am Schmutzige Dunnschtig auf den bunten Umzug mit dem Narrenbaum, weil man den Umzugsweg und Einmündungen sichern müsste. Im Glottertal wurde aus selbem Grund ein Fackelumzug abgesagt.

Klingelalarm: In Villingen wurde die Funkklingel eingeführt. Das Laufpersonal neben dem Wagen gibt dem Fahrer damit Signal, wenn ein Not-Stopp erforderlich ist.

Die VSAN (Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte) forderte in einem Gespräch mit Ministerpräsident und Innenminister die Beteiligung an den Kosten durch den Staat. "Es brennt uns unter den Nägeln, wir müssen handeln, die Zünfte sind total frustriert", sagte VSAN-Präsident Roland Wehrle gegenüber dem SWR. Sicherheitskonzepte von 100 Seiten Umfang seien keine Seltenheit. Sicherheitskräfte und Sanitäter seien bei den Events Pflicht geworden. Das gehe in die Tausende. Ohne Unterstützung rechnen die Narren mit Absagen. "Niemand ist im Ehrenamt mehr bereit, den großen haftungsrechtlichen und zeitlichen Aufwand sowie die Kosten zu übernehmen."

Donaueschingen (gvo). Die ersten ziehen Konsequenzen, die Vereinigungen schlagen Alarm, aus Sorge ums Brauchtum.

Deutliche Worte fand etwa Christoph Droxner, Sprecher des Brauchtumsausschusses der Schwarzwälder Narrenvereinigung, in einer Sitzung im November. Mit Blick auf einen Infotermin im Landratsamt, bei dem es um närrische Veranstaltungen ging, erklärte er, dass man schon jetzt keinen Umzugswagen mehr bauen sollte, weil das, was rund um diese Wagen gefordert werde, für einen kleinen Verein kaum mehr leistbar sei. Gesetze, Vorschriften und Behörden machten langsam, aber sicher jede Vereinstätigkeit kaputt. "Wenn das so weiter geht, gibt es in zehn Jahren keine Fastnacht mehr in der heutigen Form." So werde das närrische Brauchtum mit Gewalt kaputt gemacht.

Als hätte er es gehört, hat der Vorstand der Motorsportfreunde Pfohren, der seit Jahrzehnten beim kleinen Dorfumzug die Zuschauer mit den verrücktesten Mobilen begeistert und vielfach prämiert wurde, nun kapituliert. Der Vorsitzende Roland Fehrenbacher macht die missliche Lage deutlich: "Normalerweise haben wir technische Änderungen an den Fahrzeugen vorgenommen. Diese fordern künftig ein Sachverständigengutachten. Die Kosten hierfür wollen wir momentan nicht tragen."

Schon bei Zunftversammlung im November sprach Zunftmeister Jörg Moosmann mit bangen Worten in die Runde, dass man trotz verschärfter Vorschriften, doch an der schönen Tradition der Motivwagen festhalten sollte. Ein ordentlich zugelassener Anhänger würde die Anforderungen erfüllen.

Was sich einfach anhört, ist in der Praxis nur unter großem Aufwand umzusetzen. Mit ihren Motivwagen wollen sich die Narren nicht nur bequem fortbewegen und feiern, sondern eine Botschaft überbringen. Und die kann jeder an den Wagenverkleidungen ablesen. Einmal festgeschraubt nehmen diese aber den Blick auf die Wagenbeleuchtung. Das darf zwar während des Umzugs sein, nicht aber auf der Fahrt dorthin auf öffentlichen Straßen. Entsprechend müsste das Heck frei bleiben oder die Lichter umgebaut werden.

Für ein paar närrische Minuten ein zu großer Aufwand. Entsprechend jammern auch seit einigen Jahren die Donaueschinger Frohsinn-Narren. "Am besten nimmt man nur noch einen Handwagen mit und schreibt dazu, dass dies eigentlich ein großer Motivwagen hätte sein sollen", meint etwa das ehemalige Obergretle Sabine Spies zum dicken Vorschriftenkatalog, der jetzt noch durch das städtische Sicherheitskonzept ergänzt wird. Nur durch die Übernahme der Verantwortung habe das Eschinger Publikum in der Vergangenheit so manchen Wagen gesehen, der durch den städtischen Umzugs-TÜV gefallen war. Auch Alexander Bertsch, der meist den OB mimt, meint, es werde immer schlimmer. Er müsse sich auf dem Wagen inzwischen anschnallen.

Chancenlos sind die Pfohrener Motorsportfreunde. Sie haben sich in den vergangenen 30 Jahren meist Schrottautos besorgt, diese auseinandergeflext und je nach Motto zusammengeschweißt. Grünes Licht vom TÜV hätte man garantiert nicht ein einziges Mal erhalten, schon gar nicht das über fünf Meter breite Ostfriesen-Taxi, in dem alle vorne sitzen durften. Für diesen Gag hatten die Mitglieder drei Fahrzeuge nebeneinander verschweißt. Derlei ist nun Geschichte.