Der frühere fürstliche Forstamtmann Josef Wider (rechts) führt die Teilnehmer der von der Bürgerstiftung Donaueschingen veranstalteten Radtour durch sein ehemalige Revier im Unterhölzer Wald. Foto: Zimmermann Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerstiftung: Josef Wider führt Radler durch den Unterhölzer Wald / Zäune Ursache des Wildreichtums

Zäune spielen, wie man weiß, auch heute noch eine große Rolle. Über Sinn und Unsinn wird gerade wieder kontrovers diskutiert – in den USA, aber auch in Europa.

Donaueschingen. Dass Zäune für den Wildreichtum im Naturschutzgebiet Unterhölzer Wald, auf den Gemarkungen Unterbaldingen, Geisingen und Gutmadingen gelegen, eine der Ursachen des heutigen Wildreichtums im ältesten Naturschutzgebiet auf der Baar sind, haben die Teilnehmer der Radtour "zu den dicksten Bäumen" erfahren, zu der die Bürgerstiftung Donaueschingen eingeladen hatte.

Josef Wider, der frühere Revierleiter in diesem Bereich, gab beim Gang durch dieses Naturjuwel Aufschluss darüber. In diesem Fall hinderte der lange Zaun allerdings nicht die Menschen am Betreten des Waldes, sondern die Tiere, diesen zu verlassen. Diese hatten nämlich die Angewohnheit, auch auf den Feldern außerhalb des Waldes nach Nahrung zu suchen. Starke Wildschäden und heftige Klagen der geschädigten Bauern waren die Folge.

Der damalige Fürst Friedrich Wenzel ließ deshalb Abhilfe schaffen. Er ordnete an, dass 7400 Treiber im Frondienst das Wild aus rund 4000 Hektar fürstlichem Wald zusammentreiben und in sogenannten Tiergärten im Bachzimmerer und Ippinger Forst und im Unterhölzer Wald einsperren. Im Unterhölzer Wald wurden auf einer Fläche von rund 720 Hektar auf diese Art ein Gehege für Rot- und Damwild und auf 50 Hektar ein Saugatter errichtet. Im Jahr 1791 war das Vorhaben realisiert.

Der große Tiergarten im Bachzimmerer und im Ippinger Forst wurde bereits nach 30-jähriger Nutzung wieder aufgegeben, weil die Gatter schadhaft waren und die Instandsetzung zu viel Geld gekostet hätte. Im Unterhölzer Wald hingegen war die Entwicklung sehr positiv.

Allerdings verursachte das Rotwild an den Bäumen sehr starke Schälschäden. Aus diesem Grund wurde 1913/14 der gesamte Rotwildbestand abgeschossen. Übrig blieb aber das Damwild. Diesem drohte dann 1918 das Ende, als nach der deutschen Kapitulation im Ersten Weltkrieg auflösende Teile von württembergischen und bayerischen Truppen in Richtung Heimat zogen. Nur wenige Tiere überlebten. 1935 wurde auf dem Wartenberg ein kleines Damwild-Gatter neu errichtet, auf das der heutige Damwild-Bestand zurückgeht.

Wie Josef Wider anschaulich erzählte, war der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II., mehrfach als Jagdgast seines Freundes Fürst Max Egon II. zu Fürstenberg Teilnehmer an der Hof-Jagd im Unterhölzer Wald. Mit über 100 geschossenen Füchsen soll er dabei zur Strecke beigetragen haben. So viel, dass selbst Fürst Max-Egon dem verantwortlichen Forstmann die besorgte Frage stellte, ob er denn bis zur nächsten Kaiser-Jagd wieder genügend Jungfüchse herbeischaffen könne. Dieswurden in den Auerwild-Revieren im Schwarzwald gefangen und für die Kaiser-Jagd im Unterhölzer Wald ausgesetzt. Der so Angesprochene antwortete, wie Josef Wider schmunzelnd erzählte, recht zweideutig: "Ja, Durchlaucht, ich werde schon wieder für genügend Nachwuchs sorgen".